Die 20th Anniversary Edition von Sins of the Fathers ist ein Remake des ersten Teils der Gabriel Knight Adventure-Serie
Vorweg sei gesagt, dass ich mich mit Gabriel Knight nicht wirklich auskenne. Ich erinnere mich vage daran den ersten Teil mal angefangen aber nicht allzu weit gespielt zu haben. Den dritten Teil habe ich zwar länger gespielt, aber irgendwann hat ein technischer Fehler weiteres Voranschreiten unmöglich gemacht.
Von daher kann ich keine Vergleiche zwischen dem Original und dem Remake ziehen. Hier und da wurden aber scheinbar Ereignisse geändert oder zumindest auf andere Tage verschoben. Und wie ich den Steam-Foren entnehmen konnte waren ursprünglich wohl Gebiete zugänglich die für die Story noch gar nicht relevant waren. In der 20th Anniversary Edition erscheinen diese aber erst wenn Gabriel sie tatsächlich besuchen muss.
Bevor ich auf das restliche Gameplay eingehe komme ich aber erstmal zu der Story und den Charakteren. Allzu viel kann ich dazu eh nicht erzählen ohne alles zu spoilern. Die meisten Adventure-Fans dürften die Reihe zwar kennen, aber das ist ja kein Grund alles zu verraten.
Story
Das Spiel beginnt mit einem Traum der Gabriel Knight schon geraume Zeit plagt. Er sieht eine Frau die auf einem Scheiterhaufen verbrennt und sich plötzlich in ein Tier verwandelt, einen Mann der in Tränen ausbricht, ein Messer aus dem Schlangen hervorbrechen, ein blutiges Amulett ... und schlussendlich erblickt er sogar eine Person die an einem Baum erhängt wurde und frappierte Ähnlichkeit mit ihm aufweist...
Danach muss Gabriel sich erstmal einen Kaffee gönnen dem ihm seine Assistentin Grace zubereitet hat. An sich eine nette Geste, aber ihre Beziehung ist alles andere als freundlich. Das könnte allerdings an Gabriels Playboy-Verhalten liegen (ihm wird sogar verboten auf eine Leiter zu steigen weil er Grace auf diese Weise schon mal in den Ausschnitt gestarrt zu haben scheint), sowie an der Tatsache, dass er sie scheinbar schon seit Monaten nicht bezahlt hat. Sein Bücherladen läuft nämlich alles andere als gut. Und obwohl er sich als Autor betätigt hat er schon seit geraumer Zeit nichts mehr zustande gebracht.
Da trifft es sich gut, dass New Orleans gerade von einer Vodoo-Mordwelle überrollt wird. Die Polizei stempelt das zwar als Humbug ab, aber das hindert Gabriel nicht daran nach einer guten Story zu suchen. Da er einen Freund im Polizeidepartement hat wird er auch mit den neustens Infos versorgt. Allerdings scheut er sich nicht darum auf eigene Faust etwas zu unternehmen, egal wie illegal es ist. So hört er schonmal in den Polizeifunk rein, kopiert Akten die er nicht kopieren darf und klaut seinem Freund sogar die Polizeimarke.
Die beiden scheinen sich trotzdem gut zu verstehen, auch wenn sie sich spaßeshalber ständig angiften. Ich selbst konnte Gabriels Art die meiste Zeit über allerdings nicht leiden. Er zeigt zwar ab und zu gute Seiten, aber vor allem sein Playboy-Verhalten ging mir eher auf den Sack. Zum Glück macht er gegen Ende einen Sprung in die richtige Richtung. Ob es dabei bleibt werde ich wohl nur erfahren wenn ich den zweiten Teil mal spiele. Diesen besitze ich glücklicherweise bei gog, also mal schauen.
Ich könnte jetzt sicherlich noch auf alle anderen Charaktere eingehen, aber es gibt nur wenige die für die Handlung wirklich wichtig sind. Aber selbst für die unwichtigeren Charaktere wurde gute Synchro-Arbeit geleistet. Einzig Gabriel fand ich erstmal gewöhnungsbedürftig. Seine Art kommt in seiner Sprache nämlich gut rüber. Allerdings liefert er auch lustige Momente ab. Ihr solltet auf jeden Fall mal versuchen ihn in die Priesterrolle schlüpfen zu lassen.
Es gibt allerdings eine Stimme die mir absolut nicht gefällt: die der Erzählerin. Diese bedient sich nämlich eines sehr dicken Akzents der zwar nicht schlecht zu verstehen ist, aber den ich für einen Erzähler unangebracht finde. Diese kann man aber ausschalten wenn sie einen tatsächlich nervt. Das Original scheint aber eine ähnliche Sprecherin geboten zu haben. Ich habe davon allerdings nicht genug gehört um zu sagen welche Fassung nun die besseren Sprecher bietet. Das Original wartet allerdings mit Leuten wie Mark Hamill und Tim Curry auf.
Und bevor ich hier noch ewig weiter rede will ich mal auf meinen einzigen wirklichen Kritikpunkt in Sachen Charakterinteraktion eingehen. Gabriel macht sich im Laufe der Handlung an eine Frau ran die ihm haushoch überlegen ist. Er belügt sie sogar auf übelste Weise um überhaupt eine Audienz zu erhalten. Aber irgendwie verliebt sie sich trotzdem in ihn... Das hat für die Story zwar Relevanz, ist aber fürchterlich unrealistisch.
Mehr Worte will ich über die Story auch nicht verlieren. Ob die Vodoo-Fälle gefälscht sind oder ob sich tatsächlich ein Kult in New Orleans herumtreibt müsst ihr selbst herausfinden. Ich kann euch aber garantieren, dass die Story von Anfang bis Ende interessant bleibt.
Gameplay
Ihr fragt euch sicher was zum Henker da vor sich geht. Aber keine Sorge, so sieht das Spiel nicht immer aus. Das ist nur eine von vielen Komfort-Funktionen die im Remake von Sins of the Fathers Einzug gehalten haben. Und damit fange ich auch gleich mit dem Schlimmsten an.
Mit einem simplen Druck auf Space können alle Hotspots eingeblendet und somit Pixelsuche vermieden werden. Aber anstatt dies subtil zu machen (zum Beispiel durch glühende Punkte) wird der ganze Bildschirm mit Begriffen vollgepappt. Das macht diese an sich nette Idee schnell zunichte.
Das selbe passiert wenn Gabriel rennt ... verzeiht, habe ich rennt gesagt? Ich meinte natürlich wenn er sich von einem Punkt zum nächsten teleportiert! Anstatt bei Doppelklick schnell ans Ziel zu gehen faded er nämlich einfach kurz aus und wieder ein. Dummerweise ist das immer noch besser als tatsächlich zu laufen. Gabriel geht nämlich recht langsam und wenn er maö die Richtung ändern soll tut er dies sehr behäbig. Anstatt sich schnell neu zu orientieren dreht er sich nämlich erstmal.
Das klingt allerdings schlimmer als es ist. Es gibt immerhin nur wenige Karten auf denen Gabriel viel laufen muss. Und wenn ihr auf einen Ausgang klickt wird im Normalfall nur eine kurze Laufanimation gezeigt bis der Bildschirm schwarz wird. Das ist zur Abwechslung eine Komfort-Funktion gegen die ich absolut nichts einzuwenden habe. Ebensowenig wie das Map-Feature, welches Gabriel direkt auf die New Orleans-Karte befördert.
Ich muss euch allerdings enttäuschen wenn ihr dachtet ich hätte schon alle Kritikpunkte abgearbeitet. Da wären zum Beispiel die Dialoge. Wirken an sich total solide und werden auch mit nett animierten Charakterportraits dargestellt. Außerdem erhaltet ihr eine Übersicht über interessante Themen bei der alles storyrelevante gelb markiert ist. Allerdings macht es manchmal keinen Sinn etwas anderes anzusprechen. Viele Charaktere haben auf einige Themen nämlich nicht das Geringste zu sagen. Da muss ich mich doch fragen wieso ich die überhaupt darauf ansprechen kann.
Das ist allerdings nicht das schlimmste Problem das die Dialoge zu bieten haben. Wenn ihr diese überspringt kann es nämlich gleich zu zwei Macken kommen. Zum einen können gleich mehrere Sätze übersprungen werden ohne das ihr Zeit habt diese zu lesen (das gab es auch heute Nacht noch, von daher kann ich nicht versprechen, dass es in der Release-Fassung behoben ist), und zum anderen wurde dieses Feature suboptimal umgesetzt. Statt den Text einfach zu überspringen wird das Spiel beschleunigt (die Sprachausgabe aber nicht) was teilweise nicht zu übersehen ist. Gegen Ende hat das sogar zu einem Bug geführt bei dem ein Charakter in mich reingelaufen ist obwohl er vorher eine Aktion hätte ausführen sollen.
Dann gibt es aber wieder Features die das ausgleichen, wie Gabriels Tagebuch. Das dient nicht nur als Zusammenfassung der Ereignisse sondern beinhaltet auch mehrstufige Hinweise was als nächstes unternommen werden muss. In den meisten Fällen solltet ihr somit nie festhängen ... allerdings hatte ich am vierten Tag ein Problem das dort nicht aufgeführt war und für das ich einen Hinweis aus einem Buch anwenden musste das ich nur kurz angeschaut hatte. An der Stelle ist zwar eine Verbindung ersichtlich, aber sie ist leicht zu vergessen wenn ihr es am ersten Tag anschaut und keinerlei Relevanz zu erkennen ist.
Das Tagebuch hat allerdings noch ein drittes Feature, welches vor allem für Kenner des Originals interessant sein dürfte. Dort findet ihr Skizzen, Map-Vergleiche, Kurzgeschichten und sogar Tonaufzeichnungen die einen Blick hinter die Kulissen bieten. Allerdings müsst ihr auf jeder Map hineinschauen und könnt nicht einfach durch alle Einträge blättern.
Und da ich ein positives Feature durch habe muss ich mal wieder etwas kritisieren! Diesmal allerdings nichts Großes. Das Spiel bietet neben der Lade-Funktion nämlich auch ein Continue an. Damit landet ihr allerdings nicht bei eurem letzten Spielstand sondern beim letzten Mapwechsel, wo scheinbar ein Autosave angelegt wird. Dadurch ist es mir einmal passiert, dass ich ein Rätsel gelöst hatte, beim nächsten Mal Continue drückte und es plötzlich wieder ungelöst war. Ließ sich natürlich schnell beheben, aber hätte trotzdem besser gelöst werden können.
Game Over wurden da besser umgesetzt. Es gibt zwar nur wenige Stellen an denen Gabriel sterben kann, aber sollte sowas tatsächlich passieren könnt ihr entweder einen Spielstand laden oder kurz vor der entsprechenden Szene von vorne anfangen. Sprich so wie es bei vielen Adventures der Fall war.
Und damit wird es wieder Zeit zu einem negativen Aspekt zu wechseln! Diesmal geht es aber nicht um ein Feature sondern das Spiel an sich. Gegen Ende gibt es nämlich ein Rätsel in dem zwölf Platten an die richtige Stelle gebracht werden müssen. Dabei läuft Gabriel aber nur im Kreis ohne das irgendwas interessantes passiert. Die Erzählerin versucht derweil zwar etwas Stimmung aufzubauen indem sie von ominösen Geräuschen und mysteriösen Bewegungen erzählt, aber ihr Erzählstil sorgt nicht gerade für Atmosphäre.
Ich bin mir nicht sicher ob die Zahl irgendwie storyrelevant war, aber das Rätsel hätte sicher massiv gekürzt werden können ohne das irgendwas Wichtiges verlorengeht.
Das klingt vermutlich so als hätte mir Gabriel Knight nicht gefallen, aber dem ist nicht so. Es ist ein gut gemachtes Adventure mit durchgehend logischen Rätseln (wobei ich das gezeigte Coderätsel sehr nervig fand) das sogar ein paar animierte Sequenzen zu bieten hat. Den Soundtrack fand ich zwar nur selten fantastisch, aber schlecht ist er nicht. Außerdem liegt eine Graphic Novel bei die als Prequel zum Spiel dient. Sie sollte allerdings nicht vor Tag 6 gelesen werden um Spoiler zu vermeiden.
Das Spiel hätte natürlich besser sein können. Die Qualität der Charaktermodelle kann es zum Beispiel nicht mit den Hintergründen aufnehmen. Aber fürchterlich sehen sie keinesfalls aus. Und wie bereits erwähnt wurden einige Komfort-Features auf eher dürftige Weise umgesetzt. Ruinieren tun diese Sins of the Fathers allerdings nicht.
Bevor ich zum Ende komme muss ich aber noch eins loswerden: der Pantomine kann mich mal! Fürchterlichstes Rätsel im gesamten Spiel. Und sogar das erste das Spielern präsentiert wird. Selbst die ewige Suche an Tag 4 war nicht so schlimm.
Wer Adventures liebt dem kann ich die 20th Anniversary Edition von Gabriel Knight aber durchaus empfehlen. Vielleicht kann Jane Jensen die Serie dann sogar wiederbeleben und einen neuen Teil entwickeln.
Abschließende Bewertung
Die 20th Anniversary Edition von Gabriel Knight hat zwar hier und da ein paar Probleme, aber sie bietet durchaus ein gelungenes Spielerlebnis.
Positive Aspekte von Sins of the Fathers
- es gibt einige gut animierte Sequenzen
- die Rätsel sind durchgehend logisch gehalten
- es liegt eine gut gemachte Graphic Novel bei
- die Story ist von Anfang bis Ende interessant
- die Sprecher leisten größtenteils gute Arbeit ab
- Hinweise, Teleports und schnelle Mapwechsel erleichtern das Leben
Negative Aspekte von Sins of the Fathers
- den Akzent der Erzählerin empfinde ich persönlich als störend
- die Beziehung die Gabriel recht früh aufbaut wirkt unrealistisch
- einige der Komfort-Funktionen wurden auf eher dürftige Weise umgesetzt
- Gabriel bewegt sich recht behäbig, was vor allem beim Pantominen nervt
- es gibt viele Gesprächsthemen auf die einige Charaktere nichts zu erwidern haben