[Review] Loom (FM-Towns) - Jack-Reviews.com

[Review] Loom (FM-Towns)

Grafik-Adventure
Loom ist ein 1990 erschienenes Fantasy Adventure welches selbst heutzutage noch eine einzigartige Steuerung bietet
Und genau diese Steuerung ist der Grund, warum ich lange Zeit einen Bogen um Loom gemacht habe. Statt Textparsern oder Verben werden nämlich so gut wie alle Aktionen durch das Spielen von Noten ausgeführt. Diese müssen auf dem Distaff / Spinnrocken gespielt werden. Stellt es euch am besten wie einen Zauberstab vor. Da die entsprechenden Melodien nirgends aufgezeichnet werden muss man sich außerdem Notizen machen um auch nur den Hauch einer Chance zu haben irgendwas zu erreichen. Im Laufe der Zeit kommen auch noch Noten hinzu, allerdings bleibt die Länge der Melodien auf vier begrenzt.

Klingt auf jeden Fall nervig, war schlussendlich aber nicht ganz so schlimm wie erwartet. Statt Pixelgesuche verkommt das Spiel aber zu einer Notensuche. So muss man an einer Stelle vier Baumlöcher anschauen um sich von Eulen ein Lied vorspielen zu lassen. Das zeigt aber schon eine der Schwächen des Spiels: teilweise hat man keinen Plan was die einzelnen Songs eigentlich bewirken. Das die Eulen mir Nachtsicht beschert haben war mir jedenfalls nicht klar.

Loom Review

Warum habe ich Loom dann trotzdem gespielt und sogar abgeschlossen? Weil eine Freundin von mir es kürzlich beendet hat und ich schauen wollte, ob es außer der Steuerung noch irgendwas zu bieten hat. Im Gegensatz zu ihr habe ich allerdings nicht zur EGA- sondern zur FM-Towns-Version gegriffen. Diese bietet neben hübscherer VGA-Grafik auch digitale Musik die dauerhaft loopt, was im Original nicht der Fall zu sein scheint.

Um den verlinkten Beitrag zu zitieren:
"Das einzige, was ich ein bisschen schade fand, war die oftmalige Stille. Wenn man an einen neuen Ort kam wurde meist ein Soundtrack eingespielt, aber große Teile des Abenteuers verbringt man in der EGA-Version ohne Ton."

Die Musik, welche aus dem Ballett Schwanensee stammt, wird aufgrund ihrer klassischen Natur zwar nicht jedem gefallen, aber durch totale Stille zu laufen hätte ich doch etwas langweilig gefunden. Das dürfte nur auf dem höchsten von drei Schwierigkeitsgraden Sinn machen. Dort bekommt man die Noten nämlich nicht angezeigt sondern muss sie raushören. Da diese teilweise zufällig generiert werden hätte ich das als viel zu nervig empfunden um es auf diese Weise zu spielen. Das kann übrigens auch dazu führen, dass man später Probleme bekommt. Manche Melodien sind nämlich leicht zu übersehen.

Es gibt auf Steam übrigens auch eine Version mit Sprachausgabe, aber die kann ich niemandem empfehlen. Die Sprecher klingen zwar nicht schlecht, aber diese Version musste aufgrund von Platzmangel beschnitten werden. Da Loom mit rund drei Stunden nicht sonderlich lang ist kann diese Fassung also nur noch kürzer und eventuell auch schlechter verständlich sein. Wenn überhaupt sollte sie also nur im Anschluss an die EGA- oder VGA-Fassung gespielt werden.

Adventure

Loom spielt jedenfalls in einer Welt, in der das Zeitalter der Gilden hereingebrochen ist. Dabei haben sich Hirten, Schmiede, Glasmacher, Kleriker und Weber zusammengeschlossen und Ansiedlungen gegründet. Bobbin Threadbare, der Protagonist, gehört dabei den Webern an. Diese haben ihre Fähigkeiten mittlerweile so weit gesteigert, dass sie selbst das Gefüge der Realität beeinflussen können. Dadurch lassen sich unter anderem Löcher zwischen die Welten reißen.

Bobbin ist aber selbst unter den Webern etwas Besonderes, weswegen sich die Ältesten dazu entschieden haben ihn zu verbannen. Bevor es dazu kommen kann werden sie jedoch in Schwäne verwandelt, wodurch Bobbin als einziges Mitglied seiner Gilde verbleibt. Ihm wird allerdings aufgetragen zu ihnen aufzuschließen bevor das Chaos die Welt verschlingt.

Und daraufhin begibt er sich auf eine Reise die ihn in gläserne Städte, dunkle Höhlen und sogar in die Leere zwischen den Welten katapultiert. Die ist an sich zwar nett erzählt, beinhaltet aber keine wirklich interessanten Charaktere. Außerdem kommt das Ende viel zu plötzlich. Bobbin reist die meiste Zeit recht planlos umher (was hauptsächlich dazu dient seine Fähigkeiten zu erweitern) und plötzlich bricht die Apokalypse herein. Dabei wird er zwar mit zwei Antagonisten konfrontiert, aber die haben viel zu wenig Screentime um irgendwie interessant zu wirken. Wobei es da vermutlich nicht viel zu sagen gibt außer: sie sind böse weil sie böse sind.

Apokalypse

Mehr kann ich zu Loom auch nicht sagen ohne alles zu verraten. Das größte Problem ist und bleibt einfach das Gameplay. Ich finde es zwar nicht so schlimm wie in manchen Textparser-Adventures, aber ein paar zusätzliche Infos hätten sicher nicht geschadet, und wenn es nur die Namen der einzelnen Melodien sind. Man muss ihre Wirkung zwar nicht immer erraten, aber doch oft genug um zu nerven. Zumal an einigen Stellen auch nicht klar ist was nun benutzt werden muss während manche Melodien so gut wie keine Anwendung finden.

An einer Stelle soll ich Hirten die sich unsichtbar machen können zum Beispiel beweisen, dass ich Magie beherrsche. Kann ich den von ihnen angewendeten Spruch umkehren um sie wieder unsichtbar zu machen (sowas funktioniert zwar nicht immer, aber so lassen sich zum Beispiel Objekte sowohl öffnen als auch schließen)? Nein. Natürlich muss ich erst in die nahegelegene Stadt laufen und meine neuen Fähigkeiten einsetzen um in einen Orb blicken zu können der mir eine neue Melodie zeigt. Die nach dieser Stelle auch nie wieder zum Einsatz kommt.

Achja, eine Sache muss ich noch loswerden. Okay, die Glasmacher erschaffen also eine Sichel die scheinbar ganze Armeen auslöschen könnte. Und entscheiden sich dann im Angesicht ihrer totalen Vernichtung dazu sie nicht zu benutzen ... weil sie dann genau so schlimm wie ihre Gegner wären. Äh, was? Ihr hattet die Chance nicht nur euch sondern vielleicht sogar die ganze Welt zu retten (ohne das Bobbin sie dazu erstmal entzwei reißen muss), fandet es aber sinnvoller euch für euren eigenen Untergang zu entschieden? Was für ein Schwachsinn!

Loom sollte übrigens zwei Sequels erhalten. Ohne diese wirkt das Ende allerdings etwas offen. Man kann sich zwar denken was vielleicht passiert, aber Fortsetzungen die auf dem Konzept aufbauen wären sicher ganz interessant gewesen. Mittlerweile wurde aber die erste Demo von Forge, einem Fan-Sequel released. Wer Loom mag sollte durchaus mal reinschauen. Mich interessieren Demos allerdings nicht.

 

Abschließende Bewertung



Loom ist keinesfalls schlecht, aber sowohl das Gameplay als auch die Story hätten etwas Feinschliff vertragen können.

 

Positive Aspekte von Loom


  • gute Grafik und Musik
  • die Story ist an sich ganz interessant
  • das Gameplay lässt sich von drei Schwierigkeitsgraden beeinflussen
  • im Gegensatz zu manch anderen Adventures dieser Zeit kann man nicht sterben
  • recht einzigartiges Gameplay das nicht so schlimm ist wie ich zuerst angenommen hatte

 

Negative Aspekte von Loom


  • teilweise hat man keine Ahnung was die Melodien eigentlich bewirken
  • die Steam-Fassung beinhaltet zwar Sprachausgabe, lohnt sich aufgrund von geschnittenem Content aber nicht wirklich
  • da manche Melodien leicht zu übersehen und sogar zufallsgeneriert sind kann man später Probleme bekommen
  • das Potenzial der Story wird nicht wirklich ausgenutzt, zumal sie gegen Ende etwas gehetzt wirkt und die Antagonisten langweilig sind