[Review] Earthbound (Mother 2) - Jack-Reviews.com

[Review] Earthbound (Mother 2)

Let's Play
Earthbound ist das 1995 erschienene Sequel zu Mother
Wer meinen Erfahrungsbericht verfolgt hat dürfte bereits wissen, dass mir das Spiel nicht sonderlich gefallen hat. Ich bin zwar mit der Hoffnung rangegangen, dass die Entwickler aus den Fehlern des ersten Teils gelernt haben, aber das ist leider nur bedingt der Fall. An sich würde ich das Spiel sogar als Remake oder Reboot von Mother bezeichnen.

Wie schon im Vorgänger geht es nämlich um vier Jugendliche die acht mystische Orte aufsuchen müssen damit sie eine Kreatur namens Giygas bezwingen können. Ob das der selbe Giygas wie in Mother ist wird nie klargestellt. Einzig die Titel-Einblendung "Mother 2 - Giygas Strikes Back" lässt dies vermuten. Während er im Vorgänger noch sowas wie eine Hintergrundgeschichte hatte ist er hier aber einfach vorhanden.

Das ist schlussendlich aber auch egal. Abgesehen von der bereits erwähnten Prämisse gibt es so gut wie keine Story. Man reist einfach von Ort zu Ort, hilft den Einwohnern bei ihren Problemen, sammelt neue Partymitglieder auf (von denen einer zur Gruppe stößt nachdem sie Drogen zu sich genommen haben...weil Schicksal und so) und eignet sich die acht Heiligtümer an indem man deren Wächter besiegt.

Earthbound Sanctuary

Das Kampfsystem ist allerdings genauso langweilig wie im Vorgänger. Und die Musik ist einfach nur furchtbar. Zum Glück gab es wieder die Möglichkeit automatisch zu kämpfen. Ab und zu musste ich aber selber einschreiten, vor allem gegen Ende. Der Schwierigkeitsgrad schwankt allerdings extrem. So wirkten zum Beispiel die Gegner in der Wüste übermächtig während die in der nächsten Stadt wieder ein Witz waren. Und die Monster im letzten Dungeon waren nerviger als der eigentliche Endboss.

An sich hat das Kampfsystem nur einen interessanten Aspekt zu bieten: tödliche Verletzungen führen nicht automatisch zum Tod. Stattdessen laufen die HP langsam runter und können wiederhergestellt werden bevor sie 0 erreichen. Ansonsten hätte ich für einige Bosse wohl grinden müssen. Für solch einen Fall gibt es übrigens ein nettes Feature: Gegner die hoffnungslos unterlegen sind werden automatisch besiegt.

Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es außerdem sichtbare Gegner. Wobei sich deren Menge schonmal ändern kann wenn man aus ihrer Sichtweite läuft. Dementsprechend lassen sich die Gebiete auch nie 100%ig bereinigen.

 Rollenspiel

Das größte Problem von Earthbound sind allerdings nicht die Kämpfe, sondern das Inventar. Dieses wurde wie im Vorgänger auf eine bestimmte Menge an Items begrenzt und lässt sich nur durch zusätzliche Party-Mitglieder erhöhen. Sowas hat in einem JRPG nichts verloren, jedenfalls nicht auf diese Art und Weise. Es wirkt aber beinahe so, als wollten die Entwickler die Spieler absichtlich trollen.

Neben Gegenständen die sich nie entfernen lassen gibt es nämlich auch solche, die sich weder verkaufen noch wegwerfen lassen (darunter ein vollkommen nutzloses "zu verkaufen"-Schild, das auf den ersten Blick so wirkt als ob es für eine Quest nützlich wäre). Die kann man nur einlagern ... wenn der Lieferbote die Gruppe denn findet, was er an einer Stelle aus unerfindlichen Gründen nicht konnte. Unwichtige Gegenstände werden außerdem so gut wie nie entfernt. Und natürlich zählt die Ausrüstung der Gruppe mit zum Limit! Dementsprechend sind bis zu vier Slots dauerhaft belegt.

Wenn einer der Charaktere ein bestimmtes Item ausrüsten will muss er es außerdem selber tragen. Ein gemeinsames Inventar wäre ja auch zu komfortabel! Genau wie eine Anzeige was für Statuswerte die Items eigentlich ändern. Die gibt es im Ausrüstungsmenü zwar, aber nicht in Shops. Da blinkt einfach nur die Namensanzeige wenn der entsprechende Charakter etwas tragen kann das bessere Werte hat.

Earthbound

Was gibt es noch so für Schwächen? Naja, man kann zum Beispiel nicht rennen. Außer mit speziellen Items (für die natürlich mehr als genug Platz ist hahahaha ... ha ... haaaaa). Die normale Laufgeschwindigkeit hätte ich ohne Emulator aber nicht ertragen (dafür gibt es aber einen Patch, den ich natürlich erst am Ende entdeckt habe...). Und das Fahrrad wird nutzlos sobald der zweite Charakter hinzustößt. Ich habe es aber auch vorher nicht benutzt, immerhin hätte ich es ständig im Inventar auswählen müssen.

Ich bin schon froh, dass es einen Hotkey für Interaktionen gibt. Ansonsten hätte ich für jedes Gespräch oder jede Schatztruhe extra das Menü aufrufen und die entsprechende Option auswählen müssen. Sowas wie Komfort war den Entwicklern offensichtlich fremd. Immerhin muss man auch jedes Items separat erwerben und danach jedes Mal bestätigen, ob man noch was machen will und ob sich das aufs Kaufen oder Verkaufen bezieht. Und tote Charaktere müssen immer noch im Krankenhaus abgeholt werden solange man nicht die Items oder Zauber besitzt um sie selber wiederzubeleben.

Inwiefern macht Earthbound also irgendwas besser als sein Vorgänger? Es sieht zum einen wesentlich besser aus. Außerdem kann man diesmal sogar hinter Objekte laufen! Am besten ist aber der Spielablauf. Während Mother eine riesige Welt geboten hat in der man teilweise planlos umhergelaufen ist, so bietet Earthbound ein größtenteils lineares Erlebnis in überschaubaren Gebieten. Es gibt sogar eine Karte für alle Orte ... wenn man sie nicht einlagert um einen Slot im Inventar freizuräumen, wie ich das getan habe. So wichtig ist sie glücklicherweise nicht. Man findet sich auch so zurecht.

Rollenspiel

Einzig gegen Ende gibt es ein paar nicht-lineare Abläufe. Da hilft aber der Teleport-Zauber aus. Dessen normale Fassung ist zwar genauso furchtbar wie in Mother (man braucht eine gerade Strecke auf der man Anlauf nehmen kann), aber diese wird schnell mit einer besseren Variante ersetzt, die es der Gruppe erlaubt im Kreis zu teleportieren.

Diesmal gibt es in den Städten übrigens tatsächlich was zu sehen! Im Vorgänger waren die meisten Häuser ja nur Deko. Ob sich das lohnt ist eine andere Sache. Hängt vermutlich davon ob, ob einem der Humor zusagt oder nicht. Mir hat er leider nur selten gefallen, weswegen ich mir die "Siegestour" am Ende auch gespart habe. Zu diesem Zeitpunkt soll aber jeder NPC etwas neues zu sagen haben.

Es gibt allerdings eine Sache, die mich am Design der Welt stört: Manche Häuser sowie diverse Stellen in Dungeons sind so eng gestaltet, dass die Gruppe schonmal steckenbleibt. Nicht dauerhaft, aber durchaus so, dass man erstmal umkehren und es von Neuem versuchen muss.

Das dürfte es dann auch gewesen sein. Wenn ihr mehr erfahren wollt könnt ihr in meinen Erfahrungsbericht schauen. Empfehlen kann ich Earthbound jedenfalls nicht. Es wurden einfach viele zu viele furchtbare Entscheidungen hinsichtlich des Gameplays getroffen. Da kann der Humor (der keinesfalls jedem gefallen wird) nicht gegen ankommen. Und die Story ist zu dünn als dass sie unterhalten könnte.

Wenn die Charaktere wenigstens unterhaltsame Gespräche miteinander führen würden. Aber nein, sie sind dazu auserwählt die Welt zu retten und das wissen sie auch und ihre Eltern ermutigen sie sogar dazu! Wo kommen wir denn auch hin wenn sie sich ihrer Rolle erst im Laufe des Spiels bewusst werden würden? Klar, das wäre in keinster Weise innovativ. Hätte aber mehr Potenzial als: vier Teenager reisen durch die Welt um das Böse zu bekämpfen, weil Schicksal.

Wird Mother 3 mich endlich von den Qualitäten der Serie überzeugen können? Ich bezweifle es. Dementsprechend werde ich dieses Unterfangen in naher Zukunft auch nicht angehen. Ich brauche erstmal wieder ein paar gute Projekte...

 

Abschließende Bewertung



Earthbound ist leider genauso langweilig wie Mother. Hier und da gibt es zwar sinnvolle Änderungen, aber furchtbare Elemente wie das Item-Limit ruinieren durchgehend das Spielerlebnis.

 

Positive Aspekte von Earthbound


  • die Welt ist wesentlich linearer als in Mother, wodurch man sich nur selten verloren fühlen dürfte
  • grafisch hat es im Vergleich zum Vorgänger ordentlich zugelegt und bietet auch einiges an Abwechslung
  • Kämpfe lassen sich automatisch austragen und hoffnungslos unterlegene Gegner werden automatisch besiegt

 

Negative Aspekte von Earthbound


  • der Schwierigkeitsgrad schwankt enorm 
  • die Musik fand ich teilweise einfach nur schlecht
  • die Charaktere haben keinen Charakter und die Story ist so gut wie nicht vorhanden
  • das Item-Limit ist furchtbar, selbst wenn die Gruppe endlich vollständig ist. Außerdem gibt es viele Items die das Inventar grundlos verstopfen