Divinity: Original Sin ist ein isometrisches Rollenspiel das sowohl im Singeplayer als auch im Co-Op Modus gespielt werden kann
Der Co-Op Modus hat mich zwar nicht wirklich interessiert, aber nachdem die Story von Pillars of Eternity zu wünschen übrig ließ, musste ich einfach mal schauen, ob Divinity in der Hinsicht besser abschneiden würde. Im Original soll das zwar nicht der Fall gewesen sein, aber für die Enhanced Edition hatten die Entwickler versprochen diese nochmal zu überarbeiten.
Die Unterschiede kann ich zwar nicht einschätzen (allerdings scheint das Ende erweitert worden zu sein), aber als gut oder gar interessant würde ich die Story nun wirklich nicht bezeichnen. Wenn überhaupt ist sie okay. Allerdings dauert es fast 20 Stunden bis man überhaupt das erste Gebiet verlässt. Und davon verbringt man bis zu sechs Stunden in der ersten Stadt.
Ich habe die 50 Stunden bis zum Ende zwar keinesfalls bereut, aber schlussendlich kann ich mich wohl glücklich schätzen eine Review-Fassung erhalten zu haben. Den vollen Preis hätte ich für ein Rollenspiel mit mangelhafter Story und langweiligen Partymitgliedern jedenfalls nicht bezahlen wollen. Wer sich für taktische Kampfsysteme interessiert, der könnte aber trotzdem seinen Spaß an Divinity: Original Sin haben.
Bei JRPGs mag ich solch rundenbasierte Kampfsysteme zwar eher weniger, da sie einiges an Zeit verschlingen, aber hier fand ich die Kämpfe durchaus unterhaltsam. Das heißt allerdings nicht, dass es keine anstrengenden Kämpfe geben würde. Der Boss des ersten Aktes haut die Party zum Beispiel noch vor dem ersten Zug mit Feuerbällen aus den Socken während ein Zwischenboss im letzten Akt erstmal mit Statusveränderungen um sich wirft und Magier gezielt verstummen lässt.
Dementsprechend kommt schon vor Beginn des Kampfes einiges an Taktik zu tragen. So kann es bei den erwähnten Kämpfen nicht schaden erstmal einen Charakter nach vorne zu schicken während der Rest in sicherer Entfernung darauf wartet sich ins Getümmel zu stürzen. Ich habe dafür meistens meinen Dieb verwendet, da dieser in der Lage war sein Tempo zu erhöhen und sich unsichtbar zu machen. Dadurch konnte er sich schnell in Sicherheit bringen während der Rest der Gruppe in die Schlacht zieht.
Feste Klassen gibt es allerdings nicht wirklich, auch wenn diese bei der Charaktererstellung zur Auswahl stehen. Es wäre also durchaus möglich einen Krieger zu basteln der gleichzeitig mit Feuerzaubern um sich wirft. Oder einen Bogenschützen der von Diebesfähigkeiten profitiert. Dadurch wären manche Kämpfe vermutlich lächerlich einfach, immerhin haben Bogenschützen zwei verheerende Fähigkeiten die ganze Gruppen in Sekunden auseinandernehmen können. Spammen können sie dank Cooldowns die allerdings nicht.
Um siegreich zu sein muss man allerdings mehr können als nur mit mächtigen Fähigkeiten um sich zu werfen. Zustandsveränderungen sind dabei eines der wichtigsten Elemente. So können Krieger zum Beispiel in Gegnergruppen stürmen und diese zu Boden reißen, woraufhin Magier einen Feuerball reinwerfen oder Bogenschützen mit Giftpfeilen um sich schießen können.
An der Stelle kommen auch elementare Kombinationen zum Einsatz. Giftflächen oder entsprechende Wolken können mithilfe eines Feuerballs nämlich in Brand gesetzt werden. Steht ein Gegner im Wasser kann er außerdem mit einem Blitzpfeil gelähmt werden. Wenn sich keine entsprechende Möglichkeit bietet, ist das aber kein Problem. Pfeile die statische Wolken verschießen gibt es nämlich auch. Ebenso wie Eispfeile, Verlangsamungspfeile, Niederschlagspfeile und noch viel mehr. Bogenschützen sind dementsprechend so gut wie unabdingbar.
Diebe können sich aber auch als nützlich erweisen, vor allem gegen Ende. Diese können Gegner nämlich von hinten angreifen, was später sogar aus der Ferne möglich ist. In Kombination mit einem bestimmten Talent machen sie sogar noch mehr Schaden falls der entsprechend Gegner zuvor niedergeschlagen wurden.
Und apropos Talente: ich kann nur dazu raten das Morning Person Talent irgendwann mitzunehmen. Dieses erlaubt es Charaktere mit vollen HP wiederzubeleben. Ansonsten könnte es darauf hinauslaufen, dass ein Gegner sich im Anschluss auf diesen Charakter fokussiert und ihn sofort aus den Socken haut.
Wiederbelebung plus Heilung kostet nämlich mehr Aktionspunkte als ein Charakter normalerweise zur Verfügung hat. Die einzige Möglichkeit mehr zu sammeln besteht darin Züge zu überspringen. Alles andere hängt von diversen Attributen wie der Geschwindigkeit ab. Diese sollten nach den Hauptattributen also ebenfalls gesteigert werden.
Wiederbelebung plus Heilung kostet nämlich mehr Aktionspunkte als ein Charakter normalerweise zur Verfügung hat. Die einzige Möglichkeit mehr zu sammeln besteht darin Züge zu überspringen. Alles andere hängt von diversen Attributen wie der Geschwindigkeit ab. Diese sollten nach den Hauptattributen also ebenfalls gesteigert werden.
Es ist natürlich möglich Attribute auch mittels Ausrüstung zu steigern. Diese wird allerdings komplett zufällig generiert, wodurch ein Großteil des Loots komplett nutzlos ist und sich nur zum Verkaufen eignet. Die meisten Ausrüstungsgegenstände müssen vorher allerdings identifiziert werden. Dafür muss entweder ein Händler bezahlt oder ein Charakter entsprechend geskillt werden. Letzteres ist durchaus zu empfehlen. Es gibt zwar Portale die jederzeit besucht werden können, aber diese befinden sich nur selten in direkter Nähe eines Händlers.
Außerdem kommt hier eines der nervigsten Elemente des gesamten Spiels zu tragen: die Laufgeschwindigkeit ist furchtbar, vor allem wenn es gilt das selbe Gebiet immer und immer wieder abzulaufen, was vor allem in der ersten Stadt der Fall ist. In dieser müssen nämlich mehrere Quests erledigt werden bevor man sich überhaupt hinter die Stadtmauern wagen kann. Diebe sollten außerdem so viel stehlen wie nur möglich. Das ist per Taschendiebstahl zwar nicht immer möglich (und dann auch nur ein einziges Mal pro NPC), aber es gibt Dutzende Gemälde mit denen man seine Kasse aufbessern kann.
Um beim Rumgelaufe nicht zuviel Zeit zu verschwenden solltet ihr folgende Mod installieren. Diese erhöht die Laufgeschwindigkeit ohne dass es irgendwie unnatürlich wirkt. Bei größeren Patches muss der letzte Schritt (eine Datei umzubennen) allerdings wiederholt werden. Von daher solltet ihr vor jedem Start nachsehen ob die entsprechende Datei wiederhergestellt wurde.
Beim Erkunden der Gegend ist das Lauftempo nicht ganz so dramatisch, zumal es Stellen gibt wo überstürztes Vorgehen schnell zum Tod der Partymitglieder führen kann (was bei den Protagonisten augenblicklich ein Game Over herbeiführt). Ein Grund mehr einen Dieb in der Party zu haben. Dieser kann nicht nur Fallen entdecken sondern sich auch durch die Gegend teleportieren und über tödlichen Bodenflächen schweben.
Das ist auch bei diversen Rätseln von Nutzen. Ansonsten muss man die auf Teleporter-Pyramiden zurückgreifen die einem in der ersten Stadt geschenkt werden. Diese können unter anderem durch unpassierbare Gitter geworfen werden, woraufhin die restliche Gruppe sich auf die andere Seite teleportieren kann. Mit einem Dieb ist das allerdings noch einfacher, zumal er sich auch mit Pyramide an Gegnern vorbeischleichen kann, falls dies mal nötig sein sollte. An einer Stelle ist das sogar Pflicht, da es Storygegner gibt die beim ersten Zusammentreffen unverwundbar sind.
Manche Rätsel sind aber auch mit Dieben eher nervig. Am schlimmsten war das in der Immaculate Cathedral, wo ich vier winzige Schalter ausfindig machen musste. Beziehungsweise musste ich zuvor erstmal einen Hebel finden um in den entsprechenden Raum zu kommen. Nicht gerade einfach wenn die Taste die interagierbare Objekte zeigen sollte nur einen Teil aller Objekte anzeigt. Mag bei Rätseln zwar Sinn machen, aber es werden auch andere Objekte nicht angezeigt. Und die Darstellung ist sowieso alles andere als optimal.
Das war an einer Stelle so lächerlich, dass die Wörter bis weit in die Wand hinein gestapelt waren. Da finde ich das System von Pillars of Eternity um Welten besser. Immerhin muss man da nur Leichen looten und hat dementsprechend einen besseren Überblick über alle Gegenstände.
Ein weiteres System das mich genervt hat ist die Haltbarkeit der Ausrüstung. Am schlimmsten war das im letzten Dungeon, wo die Dolche meines Diebs kurz vorm Zerbrechen waren. Hätte ich natürlich vorher reparieren können, aber ich habe wie so oft nicht dran gedacht. Das System erfüllt immerhin keinerlei Zweck. Die meiste Zeit hat man eh zuviel Geld da es so gut wie nichts interessantes zu kaufen gibt. Einzig die mächtigeren Zauber können die Party in den Ruin treiben.
Zum Glück konnte ich nach dem Kampf in dem mein Dieb solche Probleme hatte die Waffen nochmal reparieren lassen ... jedenfalls solange ich das folgende Gespräch noch nicht beendet hatte. Kurz darauf kam zwar ein richtiger Händler, aber davor musste ich nochmal einen Kampf bestreiten. Auch wenn dieser dank eines neuen Items ein Witz war.
Und wenn ich schon dabei bin mich zu beschweren: die Kamera könnte ruhig ein bisschen weiter rauszoomen. War mir vor allem in der ersten Stadt viel zu nah am Geschehen. Deren Marktplatz zeigt außerdem wie nervig die NPC-Gespräche sind. Diese wiederholen sich nämlich immer und immer und immer wieder. Stellt es euch am besten so vor, als würde euch ein Marktschreier andauernd ins Ohr brüllen.
Das Kampfsystem hat trotz seiner Stärken aber auch die größten Macken. Manche Gegner überlegen nämlich ewig was sie tun sollen ... und machen dann häufig einfach mal nichts. Gegen Ende häufen sich diese Ereignisse, wodurch die Kämpfe unnötig in die Länge gezogen werden.
Die fehlenden Hitboxen sind aber ein viel größeres Problem. Dadurch ist es ein Kinderspiel am Gegner vorbeizuklicken, wodurch sich der agierende Charakter einfach mal in Bewegung setzt anstatt anzugreifen. Ist mir viel zu oft passiert, selbst nachdem ich die dynamische Kamera deaktiviert hatte. Die einzige Möglichkeit das zu verhindern ist mit einem Rechtsklick anzugreifen.
Die fehlenden Hitboxen sind aber ein viel größeres Problem. Dadurch ist es ein Kinderspiel am Gegner vorbeizuklicken, wodurch sich der agierende Charakter einfach mal in Bewegung setzt anstatt anzugreifen. Ist mir viel zu oft passiert, selbst nachdem ich die dynamische Kamera deaktiviert hatte. Die einzige Möglichkeit das zu verhindern ist mit einem Rechtsklick anzugreifen.
Es ist außerdem nervig, dass die Musik nicht looped. Dadurch herrscht selbst bei Bosskämpfen irgendwann Stille. Nicht gerade das, was ich von einer Enhanced Edition erwarten würde. Hoffentlich leisten die Entwickler beim zweiten Teil bessere Arbeit. Eine interessante Story kann natürlich auch nicht schaden. Und bessere Charaktere erst recht nicht.
Abschließende Bewertung
In Sachen Gameplay kann Divinity: Original Sin durchaus punkten, aber die Story kommt nur langsam in Fahrt und wird nie wirklich interessant. Außerdem gibt es viele kleine Macken, darunter fehlende Hitboxen die für unnötige Frustration sorgen.
Positive Aspekte von Divinity: Original Sin
- die Charaktere können relativ frei entwickelt werden
- es gibt viel zu entdecken und einiges an Rätseln zu lösen
- mittels Portalen kann man schnell durch die Spielwelt reisen
- das Kampfsystem hat einiges an Taktik sowie fordernde Bosskämpfe zu bieten
- wer gerne mit Freunden spielt kann die Story auch im Co-Op Modus bestreiten
- selbst Charaktere die keine Magie beherrschen können von Schriftrollen Gebrauch machen (unter anderem bei Wiederbelebung nützlich)
Negative Aspekte von Divinity: Original Sin
- die Laufgeschwindigkeit ist viel zu langsam
- NPC-Gespräche wiederholen sich viel zu oft
- sowohl die Story als auch die Charaktere lassen zu wünschen übrig
- dass Waffen kaputt gehen können ist extrem nervig und erfüllt keinen wirklichen Zweck
- es gibt zu wenig spezialisierte Händler, wodurch man ständig hin- und herreisen muss
- die Kamera ist viel zu nah, Musik looped nicht, es ist ein Kinderspiel an Gegnern vorbeizuklicken, es werden nicht alle interagierbaren Objekte angezeigt...