Trails of Cold Steel ist ein JRPG das den dritten Akt der Trails Reihe einläutet und wie Trails in the Sky als Auftakt einer Trilogie dient
An der Stelle werden sich manche vermutlich fragen: Muss ich die Vorgänger gespielt haben um die Story zu verstehen? Nein ... und das wäre auch nicht möglich, immerhin fehlt der Abschluss der Liberl-Saga (der dritte Teil von Trails in the Sky), sowie die komplette Crossbell-Saga (Zero no Kiseki und Ao no Kiseki). Um letztere ist es allerdings nicht schade, da sie wichtige Elemente von Trails of Cold Steel spoilern würde ... was andersrum genauso funktioniert.
Von daher wird man um Spoiler nicht herumkommen falls irgendwann die komplette Reihe übersetzt sein sollte. Und ich durfte bereits lesen, dass man nach den Credits von Cold Steel II das Spiel beenden sollte. Ansonsten spoilert man sich das Ende von Ao no Kiseki ... schon ein bisschen blöd geregelt. Bis dahin kann es aber noch ein bisschen dauern. Und es wäre vermutlich sinnvoll wenn ich vorher den zweiten Teil von Trails in the Sky spielen würde.
Aber genug gelabert. Zeit für das eigentliche Review von Trails of Cold Steel! An der Stelle sei schon mal gesagt: wer das langsame Pacing von Trails in the Sky nicht mochte, der wird mit diesem Spiel nicht glücklich. Es gibt zwar eine Hauptstory die Stück für Stück aufgebaut wird, aber so wirklich in Fahrt kommt sie erst gegen Ende. Und dann endet das Spiel mit einem Cliffhanger der noch schlimmer ist als der von Trails in the Sky.
Mit 60+ Stunden hat das Spiel aber einiges an Content zu bieten. Im Gegensatz zu vielen JRPGs geht es dabei nicht um die Rettung der Welt sondern um Schüler einer Militärakademie die durchs Land reisen und dabei mehr über sich und die Gegend in Erfahrung bringen. Und dabei wurden einige Elemente von Persona abgekupfert.
So gibt es freie Tage an denen Rean Schwarzer (der Protagonist) sich mit seinen Klassenkameraden treffen kann um ihre Beziehungen untereinander zu stärken. Das beginnt mit drei Treffen pro Tag, kann aber auf bis zu fünf Treffen ausgeweitet werden. Im Gegensatz zu Persona finden dabei immer irgendwelche Ereignisse statt. Alles andere wäre auch schwachsinnig, ist die Anzahl an freien Tagen doch extrem beschränkt. Außerdem werden die Charaktere und potenzielle Ereignisse stets auf der Schnellreise-Karte angezeigt. Von daher kann man schon im Vorraus planen mit wem man seine Zeit verbringen will.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten die Beziehungen zu stärken. Dazu zählen auch die Kämpfe, insofern man einen Combat-Link mit dem gewünschten Charakter eingeht. Auf dieses System komme ich aber später noch zu sprechen. Davon abgesehen gibt es auch ein Kartenspiel das vor allem während der Zugfahrten gespielt werden kann.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten die Beziehungen zu stärken. Dazu zählen auch die Kämpfe, insofern man einen Combat-Link mit dem gewünschten Charakter eingeht. Auf dieses System komme ich aber später noch zu sprechen. Davon abgesehen gibt es auch ein Kartenspiel das vor allem während der Zugfahrten gespielt werden kann.
Ist für zwischendurch ganz unterhaltsam, hat außerhalb von Beziehungen allerdings keinen Nutzen (außer vielleicht an einer Stelle wo ich schlichtweg nicht gewinnen konnte). Dabei ist es allerdings egal ob man gewinnt oder verliert. Der Bonus scheint stets der selbe zu sein.
Die Regeln sind extrem simpel: Man legt so lange Karten bis der Gegner die eigene Punktzahl nicht mehr überbieten kann. Dabei können drei Effektkarten gespielt werden. Der Spiegel vertauscht die Karten, der Blitz vernichtet die zuletzt gelegte Karte, und der Zauberstab kann eine zerstörte Karte wiederherstellen. Mit diesen Karten darf die Runde aber nicht gewonnen werden. Sollte die Punktzahl gleich sein, müssen außerdem alle bereits gespielten Karten abgelegt werden.
Es gibt noch weitere Minispiele, aber die kommen erst im letzten Kapitel zum Einsatz. Vom Angeln mal abgesehen, welches verschiedene Boni freischaltet. Dummerweise habe ich die finale Belohnung nicht erhalten, da mir erst später klar wurde, dass ich in jedem Gebiet hätte angeln sollen. Die fehlenden Fische sollen zwar im letzten Kapitel noch zu finden sein, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich das finale Angel-Ereignis bereits verpasst.
Aber nochmal zu den freien Tagen. Diese haben ein weiteres Element von Persona abgekupfert: ein monatliches Dungeon das es zu erkunden gilt. Dieses ist aber weder zufallsgeneriert noch so weitläufig wie Tartarus oder der Midnight Channel. Hier lassen sich die Charaktere (ab einem bestimmten Zeitpunkt) frei wählen. Bei den Ausflügen ist das aus storytechnischen Gründen nicht der Fall. Wenn überhaupt lassen sich zwei oder drei Charaktere in die Reserve verschieben.
Die Ausflüge sind auch der beste Zeitpunkt um die anderen Mitschüler besser kennenzulernen. Dabei gibt es viele lustige Ereignisse die mich zum schmunzeln gebracht haben, aber auch diverse ernste Momente, schon weil die Gruppe nicht von Anfang an miteinander klar kommt. Im Gegensatz zu den restlichen Klassen besteht Class VII (welche direkt nach Class V kommt...) nämlich aus Adeligen und gemeinen Bürgern — ein wichtiger Aspekt der sich auch in der Hauptstory niederschlägt.
Während der Ausflüge (sowie an freien Tagen) müssen mehrere Aufgaben erledigt werden. Ein bis zwei sind dabei essenziell während der Rest auf freiwilliger Basis erledigt werden kann. Es gibt aber auch Sidequests die nicht extra aufgeführt werden. Und davon muss ich wohl einige übersehen haben, da es in jedem Kapitel eine Auswertung gibt die pro Stufenanstieg eine Belohnung freischaltet. Und da fehlten mir glaube ich drei Stufen. Wer Trails in the Sky gespielt hat, dürfte wissen wovon ich rede.
Diese Spieler dürften außerdem wissen, wie gut die Welt und ihre Charaktere ausgearbeitet sind. Das zeigt sich vor allem in Thors Militärakademie, wo im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Nebengeschichten abgehandelt werden. Dadurch wirken die NPCs so als würden sie tatsächlich ein eigenes Leben führen anstatt nur die Welt zu bevölkern.
Deswegen stört es mich auch gar nicht, dass die eigentliche Hauptstory erst gegen Ende wirklich in Fahrt kommt. Das Spiel ist auch so sehr unterhaltsam, vor allem für jemanden der sich eine interessantere Schulzeit gewünscht hätte. An tödlichen Kämpfen hätte ich allerdings kein Interesse gehabt.
Das Kampfsystem ist im Grunde das selbe wie in Trails in the Sky, nur dreidimensional und um Welten schneller, schon weil sich die meisten Animationen per Tastendruck überspringen lassen. Im Anschluss folgt zwar ein schwarzer Bildschirm, aber es sollte sich trotzdem eine Menge Zeit sparen lassen. Nur bei Bosskämpfen habe ich mir die meisten Animationen tatsächlich angeschaut.
Die Angriffe unterteilen sich dabei in drei Kategorien: normale Angriffe, Arts und Crafts. Bei Arts handelt es sich um Magie die sowohl offensiv als auch defensiv verwendet werden kann. Diese verschlingen EP und sollte nicht unbedingt gespammt werden. Geld ist nämlich knapp bemessen und sollte lieber in Ausrüstung als in Items investiert werden. Wirklich nützlich sind diese eh nur gegen Ende. Vorher habe ich sie nur selten verwendet.
Crafts können ebenfalls offensive als auch defensive Effekte haben. Dabei werden allerdings CP verschlungen die auf verschiedenste Art und Weise wiederhergestellt werden können. So heilt ein erfolgreicher Treffer bereits 10 Punkte. Und mit Reans Standard-Masterquartz erhält er bis zu 15 Punkte wenn er einen tödlichen Treffer landet. Dementsprechend muss man sich nicht wirklich zurückhalten.
Das Quartz-System wurde ebenfalls aus Trails in the Sky übernommen. Jeder Gegner droppt elementare Kristalle die in einer Schmiede zu Quartzen verarbeitet werden können. Diese verleihen neue magische Fähigkeiten sowie Statusboni. Es gibt außerdem Quartze die mehrere Fähigkeiten vereinen und somit Platz sparen. Dieser muss aber erst in Form von Slots freigeschaltet werden.
Zu den besonderen Quartzen zählen auch die Masterquartze. Von diesen kann jeder Charakter nur ein einziges tragen und dadurch diverse Boni erhalten. So gibt es eins das die erhaltenen Erfahrungspunkte steigert und gleichzeitig für eine passive CP-Regeneration auf der Karte sorgt — ein absoluter Gamebreaker weil ich damit jeden Kampf mit der mächtigen S-Craft des jeweiligen Charakters beginnen konnte. Normale Gegner haben das so gut wie nie überlebt.
Die Bosskämpfe sind da schon schwieriger und auch der einzige Grund die Charaktere auf dem Schlachtfeld zu verteilen. Ansonsten könnte es passieren, dass ein Flächenangriff die gesamte Gruppe verletzt. Gegnerische Magie kann mit bestimmten Fähigkeiten oder Ausrüstungsgegenständen aber unterbrochen werden. Außerdem kann man deren Züge teils endlos hinauszögern. Jedenfalls solange noch CP vorhanden sind.
Das ist vor allem bei Kampfboni sinnvoll, welche rechts neben den Charakterportraits angezeigt werden. Dazu zählen kritische Treffer, kostenlose Magie, sowie HP-, CP- und EP-Regeneration. In späteren Dungeons gibt es außerdem so tolle Effekte wie Deathblow. Damit können selbst die mächtigsten Monster mit einem Schlag gefällt werden. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass Gegner mit Flächenangriffen davon nicht unbedingt Gebrauch machen sollten.
An der Stelle sind die S-Crafts besonders nützlich. Diese können zu jedem beliebigen Zeitpunkt verwendet werden. Hauptsache der jeweilige Charakter hat 100CP (200 für einen stärkeren Effekt). Falls der nächste Gegner einen kritischen Treffer hätte, könnte man diesen mit einer S-Craft also stehlen.
An der Stelle sind die S-Crafts besonders nützlich. Diese können zu jedem beliebigen Zeitpunkt verwendet werden. Hauptsache der jeweilige Charakter hat 100CP (200 für einen stärkeren Effekt). Falls der nächste Gegner einen kritischen Treffer hätte, könnte man diesen mit einer S-Craft also stehlen.
Ein neues Element sind die Link-Angriffe. Für diese muss innerhalb des Taktik-Menüs oder innerhalb eines Kampfes ein Link mit einem zweiten Charakter hergestellt werden. Sollte einer von ihnen kontern oder einen kritischen Treffer landen, werden bis zu fünf Punkte gesammelt die verschiedene Angriffe ermöglichen.
Assist ist ein zweiter Angriff des verlinkten Charakters. Bei Rush greifen beide Charaktere alle Gegner im näheren Umkreis an. Und bei Burst wird die gesamte Gegnergruppe von der Party auseinandergenommen. Ist vor allem bei mächtigen Truhengegnern sehr spaßig mit anzusehen.
Diese erkennt man schon von Weitem, weswegen es sinnvoll wäre vorher zu speichern. Im Gegensatz zu vielen JRPGs ist das jederzeit möglich und sollte somit auch vor Bossen nicht vernachlässigt werden. Speicherpunkte gibt es nämlich keine. Dafür aber Säulen an denen sich die Party heilen kann.
Und damit komme ich auch endlich zu den negativen Aspekten des Spiels. Davon gibt es nicht viele, aber erwähnen will ich sie trotzdem. Da wäre zum einem die Performance, welche bei größeren Menschenansammlungen sichtbar in die Knie geht. Das stört an sich nur selten, ist im letzten Kapitel aber schon ein bisschen nervig. Liegt vermutlich an der PS Vita, aber die Playstation 3 Fassung hätte ich nicht spielen können.
Das nächste Problem ist die Steuerung. An dieser gäbe es eigentlich nichts zu bemängeln ... bis man das erste Mal versucht zu rennen und bemerkt, wie nervig es ist dafür die rechte Schultertaste gedrückt halten zu müssen. Hätten sie ruhig mit der Schnellreiste-Taste vertauschen können. Diese benutzt man immerhin nicht ganz so oft.
Als nächstes kommt die Sprachausgabe, welche eigentlich fantastisch ist. Es gibt aber Szenen in denen Rean verstummt obwohl die anderen Charaktere synchronisiert wurden. Soll im zweiten Teil wohl besser geregelt worden sein, ist hier aber schon ein bisschen störend. Allerdings nicht ganz so störend wie Milliums furchtbar nervige Synchronsprecherin. Ihr Charakter soll zwar ein bisschen hyperaktiv rüberkommen, aber die Performance ist schon ein bisschen übertrieben.
Das Schlimmste am gesamten Spiel ist allerdings der Endkampf. In diesem kann man sich nur zweimal heilen und keine Items verwenden. Außerdem landet der Gegner mehrfach kritische Treffer (und kann somit nochmal angreifen) und begibt sich am Ende auch noch in eine defensive Pose in der Angriffe gekontert werden. Dadurch bin ich mehrfach gestorben und musste schlussendlich von der Option Gebrauch machen den Kampf mit geschwächten Gegnern zu beginnen. Und selbst dann habe ich nur knapp gewonnen.
Davon abgesehen ist Trails of Cold Steel ein fantastisch Spiel, welches mich teilweise acht Stunden am Stück in seinen Bann gezogen hat. Und ich hätte gern noch mehr gespielt, aber der zweite Teil ist dummerweise noch nicht fertig übersetzt.
Wer mit Trails in the Sky oder Persona etwas anfangen konnte, der sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Greift aber wenn möglich zur Playstation 3-Fassung. Diese dürfte hoffentlich eine etwas bessere Performance bieten. Und der fantastische Soundtrack kommt dort sicherlich noch besser zur Geltung.
Abschließende Bewertung
Trails of Cold Steel kommt zwar erst gegen Ende so wirklich in Fahrt, aber die Welt und ihre Charaktere haben mich trotzdem in ihren Bann gezogen. Das Kampfsystem ist außerdem sehr unterhaltsam und geht sehr zügig vonstatten. Mit dem richtigen Masterquartz geht allerdings jegliche Herausforderung flöten.
Positive Aspekte von Trails of Cold Steel
- es kann jederzeit gespeichert werden
- bis auf wenige Ausnahmen wurde das Spiel gut synchronisiert
- der Soundtrack ist fantastisch, vor allem was die Kämpfe angeht
- das Kampfsystem ist sehr unterhaltsam und bietet einiges an Möglichkeiten
- die NPCs wirken tatsächlich so als ob sie ein eigenes Leben führen würden
- es gibt eine Schnellreisefunktion bei der alle Charaktere sowie eventuelle Ereignisse zu sehen sind
Negative Aspekte von Trails of Cold Steel
- Millium wurde viel zu nervig synchronisiert
- der Endkampf zieht das Finale so ein bisschen nach unten
- die Performance lässt bei größeren Menschenmassen zu wünschen übrig
- um zu Rennen muss die rechte Schultertaste gedrückt gehalten werden