NirvanA Initiative ist ein direktes Sequel zu The Somnium Files und handelt davon wie die Psyncer von ABIS erneut versuchen einem Serienmörder das Handwerk zu legen. Im Gegensatz zum Vorgänger ist die Story allerdings in zwei Handlungsstränge geteilt die 6 Jahre auseinander liegen. Im ersten schlüpft man in die Rolle von Kuruto Ryuki, der zwar bei weitem nicht so pervers ist wie Kaname Date, aber dafür von einem AI Ball namens Tama unterstützt wird die einen S&M Fetisch besitzt, sich wie eine Domina kleidet und in so gut wie jeder Szene mindestens einen perversen oder anzüglichen Kommentar von sich gibt. Im Büro von ABIS macht sie es sich außerdem am liebsten zwischen den Brüsten des Bosses gemütlich.
Wer gehofft hatte, dass der
Protagonistenwechsel für ein weniger perverses Spielerlebnis sorgen
würde, den muss ich also direkt enttäuschen. Selbst die
Pornoheft-Actionszenen sind immer noch vertreten, wenngleich nur an
den Stellen an denen Date in die Story involviert ist. Der zweite
Handlungsstrang, in dem man in die Rolle von Mizuki schlüpft (mit
Unterstützung von Aiba), ist in der Hinsicht zwar nicht ganz so
schlimm, aber selbst da kommt man um solche Momente nicht herum. Es gibt außerdem einen Dress Up Modus in dem man seinen Ai Bällern andere Klamotten anziehen kann die mithilfe der Somniums freigeschaltet werden. Nicht gerade ein Feature das der Reihe unbedingt gefehlt hätte, aber existiert jetzt! Auch wenn es keinen wirklichen Sinn erfüllt da die Kleidung beim ersten Durchlauf eines Somniums eh nicht angezeigt wird.
Um das zu erklären werden direkt Theorien wie Teleportation oder Zeitreisen in den Raum geworfen, aber ob irgendwas davon der Wahrheit entspricht, werde ich hier natürlich nicht spoilern. Bevor man der Antwort auf die Schliche kommt, vergehen aber viele Stunden die auf Seiten Ryukis mehr Fragen als Antworten mit sich bringen. Das hat mich an der Stelle zwar nicht gestört, aber im Zusammenhang mit mysteriösen Videos wird relativ früh ein Story-Element enthüllt das für Kenner des Vorgängers problematisch sein könnte: Die Geheimorganisation Naixatloz ist real und scheinbar so leicht aufzufinden, dass Ryuki, sobald er von erfährt, direkt zu deren Hauptquartier fährt und kurz darauf die Präsidentin der japanischen Zweigstelle verhört.
Ryuki behauptet an der Stelle zwar, dass er Schwierigkeiten gehabt hätte das Hauptquartier zu finden und die Hilfe seiner Chefin in Anspruch nehmen musste, aber davon sieht man leider nichts. Um das ganze noch schlimmer zu machen, wird außerdem erwähnt, dass alles, was man im ersten Teil über Naixatloz erfahren hat, falsch ist, was für mich wie ein billiger Retcon wirkt. Das dümmste an der Sache ist außerdem, dass Iris, die felsenfest an die Existenz von Naixatloz geglaubt hat und dachte, dass die Organisation etwas mit ihrem Tumor zu tun hätte, nie auch nur in irgendeiner Art und Weise auf diese Enthüllung reagiert. Von daher wäre es logischer gewesen einfach eine neue Organisation zu erfinden anstatt Naixatloz rückwirkend als real zu erklären.
Bezüglich der Mordfälle hat sich am
Gameplay aber nicht sonderlich viel geändert. Die Untersuchungen
sind erneut in eine Sequenz in der realen Welt, sowie in Somniums
unterteilt. In der realen Welt untersucht man also Hinweise und kann dabei zwischen der
normalen Sicht, X-Ray Sicht und einem Infrarot-Modus wechseln, bevor
man anschließend den Tathergang rekonstruiert. Das einzig neue Feature sind Wink Syncs, mit denen man für ein paar Sekunden in das Unterbewusstsein einer Person eintauchen kann um eventuell neue Informationen zu enthüllen.
Im Gegensatz zum Vorgänger basieren
die Somniums aber nicht mehr ganz so sehr auf Traumlogik, was sie
eventuell ein bisschen langweiliger und vorhersehbarer macht, aber zumindest dafür sorgt, dass man nur selten auf Trial & Error
zurückgreifen muss. Und das einzige Somnium wo ich wirklich Probleme
hatte, war eins, wo der letzte Hinweis so weit entfernt ist dass man
einen ordentlichen Zeitbuffer benötigt um überhaupt das Ende
erreichen zu können. Es gibt zwar auch ein Escape Room Somnium an dem ich eine Weile gesessen habe, aber sobald man die Antworten kennt, kann man die Räume beim nächsten Versuch direkt verlassen ohne das Rätsel wiederholen zu müssen.
Da bereits gesehenen Zwischensequenzen vorgespult werden können, dauert es außerdem nie sonderlich lange ein Somnium zu wiederholen. Und im Gegensatz zum ersten Teil ist mir das Spiel in keinem Somnium abgestürzt, wodurch ich mir diesmal tatsächlich Zeit lassen konnte anstatt so schnell wie möglich durchzurushen. Ich hatte nur ganz am Anfang einen Crash, weil der Vollbild Modus meine Grafikkarte scheinbar direkt überfordert hat, während der Borderless Modus (auf höherer Auflösung!!) keinerlei Probleme darstellte.
Eine Sache die mich diesmal an den Somniums stört, ist aber, dass absolut niemand fragt was zum Henker eine Psync Maschine ist, warum sie da rein sollen, aber trotzdem jedes Mal freiwillig mitmachen, selbst wenn sie Informationen besitzen die sie um keinen Preis enthüllen wollen. In den meisten Fällen lauft es außerdem auf „Hey, ich glaube du weißt irgendwas, also geh mal in die Psynch Maschine“ hinaus, sprich es existiert nur selten ein triftiger Grund um diese Person überhaupt in Gewahrsam zu nehmen. Es gibt außerdem einen Fall in dem der Verdächtige tatsächlich bereit wäre zu enthüllen was auch immer er weiß, aber stattdessen trotzdem in die Psync Maschine gesteckt wird, obwohl ABIS an der Stelle unter enormen Zeitdruck steht da in wenigen Stunden etwas furchtbares passieren soll.
Es gibt außerdem einen anderen Twist der die Story auf fantastische Art und Weise hätte entgleisen lassen können, aber stattdessen nur ein optionales Ending freischaltet das noch nicht mal 10 Minuten dauert. Und anstatt irgendwelche bahnbrechenden Enthüllungen mit sich zu bringen, besteht dieses Ending nur aus ein paar Gesprächen die alle am selben Ort stattfinden. Von der Idee her ist diese Sequenz also richtig cool, aber die Umsetzung lässt leider zu wünschen übrig.
Mich stört außerdem, dass die
Entwickler so sehr vermeiden wollten den ersten Teil zu spoilern, dass die Charaktere
sich nicht wirklich
weiterentwickeln durften, worunter vor allem Dates Beziehung zu
Mizuki und Hitomi leidet. Man kann am Anfang zwar einen Spoiler-Modus
aktivieren indem man zwei Quizfragen richtig beantwortet (von der ich
eine nachschlagen musste da die Antwort zu obskur war), das scheint
die Dialoge aber nur geringfügig zu beeinflussen. Für Neueinsteiger
mag dieses Feature zwar nett sein, aber mit gerade mal zwei Spielen ist die Reihe so übersichtlich, dass es für mich keinen triftigen Grund gibt den ersten Teil zu überspringen.
Mizuki ist dank ihrer Superkräfte außerdem viel zu stark, auch wenn ihr Powerlevel extrem inkonsistent ist. In manchen Szenen rast sie nämlich wie der Flash durch die Gegend, aber wenn es drauf ankommt scheint sie nicht schneller zu sein als jeder x-beliebige Zivilist, was vor allem das Finale unnötig in die Länge zieht. Die Entwickler hätten sich also entweder die Szenen sparen sollen in denen sie umherflitzt, oder sie hätten irgendwelche genetisch modifizierten Gegner einbauen sollen die tatsächlich mit Mizuki mithalten können. Wäre zumindest spannender gewesen als Massenschlachten gegen identisch aussehende Trashmobs.
Abschließend würde ich also sage,
dass nirvanA Initiative durchaus ein unterhaltsames Spiel ist, seinen
Vorgänger aber höchstens im Gameplay überbieten kann. Und selbst
das wird nur durch reduzierte Traumlogik erreicht, wodurch die
Somniums eventuell etwas langweiliger sind und so gut wie nie strategisches Vorgehen erfordern. Wer den
ersten Teil mochte, wird also sicherlich Spaß dran haben. Allen
anderen würde ich aber raten erst mal den Vorgänger zu spielen,
auch wenn es durchaus möglich wäre das Sequel ohne Vorwissen zu spielen. Wer mit einer schier endlosen Flut aus perversen Kommentaren nichts anfangen kann, der sollte aber um beide Spiele einen weiten Bogen machen.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von NirvanA Initiative
- Die englische Sprachausgabe ist erneut gelungen.
- Es werden interessante Themen behandelt, auch wenn deren Payoff zu wünschen übrig lassen kann.
- Die Somniums laufen diesmal nicht so sehr auf Trial & Error hinaus und sind mir im Gegensatz zu denen des Vorgängers niemals abgestürzt.
- Interessante Rätsel bei denen man etwas länger nachdenken muss um auf die Lösung zu kommen.
Negative Aspekte von NirvanA Initiative
- Die Story wirkt teilweise sehr künstlich konstruiert.
- Gewisse Story-Elemente des Vorgängers wurden unnötigerweise geretconned.
- Der Mordfall scheint zwar interessant zu sein, kommt aber nie an die brutalen und unvorhersehbaren Morde des Cyclops Killers heran.
- Zu viele Massenschlachten gegen identisch aussehende Trashmobs die absolut nichts können, wodurch keinerlei Spannung aufkommt.
- Es gibt zumindest in Ryukis Teil der Story so gut wie keine Szene in der nicht irgendein perverser oder anzüglicher Kommentar gemacht wird.