Snatcher ist ein Cyberpunk Adventure von Hideo Kojima, dessen Story sehr an Blade Runner erinnert
Snatcher erschien ursprünglich für das NEC PC-8801 und das MSX2. Allerdings fehlt beiden Versionen der dritte Akt weswegen ich mich für die offiziell lokalisierte Sega-CD Version entschieden habe.
Snatcher spielt in einer Welt in der ein Großteil der Menschheit von einer Biowaffe namens Lucifer-Alpha ausgelöscht wurde. 50 Jahre später erscheinen die namensgebenden Snatcher in Neo Kobe City. Diese Maschinewesen, sogenannte Bioroids, wurden dem Terminator nachempfunden und haben es sich zur Aufgabe gemacht haben hochrangige Persönlichkeiten mit ihresgleichen zu ersetzen. Um dieser Bedrohung Einhalt zu gebieten wurde J.U.N.K.E.R. (Japanese Undercover Neuro-Kinetic Elimination Ranger) ins Leben gerufen.
Der Protagonist, Gillian Seed, schließt sich dieser Gruppe als Runner an da er unter Amnesie leidet und sich nur noch an das Wort Snatcher erinnern kann. Sein erster Arbeitstag ist aber schon die Hölle auf Erden da der Top-Runner Jean Jack Gibson bei seinen Nachforschungen auf brutalste Weise ermordet wird und außer Gilian kein Runner mehr übrig ist.
Das wirft natürlich die Frage auf wie sie die Snatcher mit nur zwei Runnern, einem Mechaniker, einer Rezeptionistin und ihrem Boss bekämpfen wollten.
Das Gameplay von Snatcher ist adventuretypisch nicht sonderlich komplex. Das Interface besteht dabei aus Textmenüs über die man die Umgebung anschauen oder untersuchen sowie mit anderen Charakteren reden kann.
Ab und zu muss Gillian auch Rätsel lösen. An einer Stelle muss er zum Beispiel aus Elementen des Periodensystems einen Namen bilden Das war eines der schlimmsten Rätsel und ohne die Hilfe von Gillians Sidekick wäre ich vermutlich nicht so schnell auf die Lösung gekommen.
Dieser Sidekick ist ein Roboter namens Metal Gear Mk. II, welcher keineswegs die einzige Anspielung auf Kojimas vorheriges Werk ist. Er dient leider größtenteils als Comic Relief, was nicht unbedingt zur Atmosphäre passt. Snatcher nimmt sich zwar nicht 100%ig ernst, immerhin kann Gillian sich an jede Frau im Spiel ranmachen, aber auf solch einen Charaktere hätte ich wirklich verzichten können. Es gab so einen Roboter zwar auch in Metal Gear Solid 4, aber da diente er größtenteils als Sprachrohr für andere Charaktere anstatt wild durch die Gegend zu kreischen.
Und wenn ich schon dabei bin: Die Sprachausgabe lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Die mangelhafte Tonqualität kann ich aufgrund des System verzeihen, aber was die Sprecher von Gillian und Metal Gear abliefern klingt manchmal einfach nur grauenhaft.
Als Runner muss Gillian natürlich gegen die Snatcher-Bedrohung kämpfen. Dabei kommt ein Kampfsystem zum Einsatz das auf ein 3x3 Raster ausgelegt ist. Es ist etwas ungenau wenn man in die Ecken schießen muss, aber da es kein Munitionslimit gibt kann man wild durch die Gegend ballern. Zwischendurch hatte ich aufgrund nicht enden wollender Gegnerhorden zwar Probleme, aber nach einem Game Over kann man sofort weitermachen.
Mehr lässt sich zum Gameplay auch nicht sagen. Es ist in keinster Weise herausragend aber erfüllt seinen Zweck.
Ich hätte mir aber eine etwas umfangreichere Story gewünscht. Das Spiel ist zwar ~7 Stunden lang, aber an sich passiert nicht viel und die Story eskaliert viel zu schnell. Mehr Exposition und Charakterentwicklung hätten sicher nicht geschadet, zumal es ein paar emotionale Szenen gibt denen aber das gewisse Etwas fehlt da man die betroffenen Personen kaum kennt.
Snatcher ist aber auf keinen Fall ein schlechtes Spiel. Ab und zu wirkte es nur etwas unlogisch. Wieso arbeiten nur eine handvoll Leute bei J.U.N.K.E.R.? Wieso geht die gesamte Beleuchtung eines Gebäudes zugrunde wenn ich eine Lampe zerschieße? Wie kann mich ein Lüftungsschacht vor einer Explosion schützen die ein gesamtes Gebäude zerstört hat? Warum muss ich erst einen anderen Hinweis finden bevor ich etwas untersuchen kann das Gilian die ganze Zeit als verdächtig einstuft?
Über all das kann man aber hinwegsehen. Die Sprachausgabe könnte zwar etwas nervig sein, aber zum Glück kommt sie nicht dauerhaft zum Einsatz.
Abschließende Bewertung
Snatcher ist ein solides Grafik-Adventure das aber mehr Exposition und eine bessere Sprachausgabe vertragen hätte.
Positive Aspekte von Snatcher
- interessante Story
- gut animierte Sequenzen, auch wenn es davon nicht viele gibt
- solides Gameplay, wenngleich man häufig die selben Befehle immer und immer wieder benutzen muss bis etwas neues passiert
- eine handvoll Rätsel lockern das Gameplay auf und bieten mehr als genug Hinweise wenn man zu oft scheitert
- das Kampfsystem könnte zwar genauer sein, aber da es keine Munitionsbegrenzung gibt, kann man einfach wild durch die Gegend feuern
Negative Aspekte von Snatcher
- einige Ereignisse machen absolut keinen Sinn
- die Story hätte etwas mehr Exposition und Charakterentwicklung vertragen können
- die Sprachausgabe lässt zu wünschen übrig, vor allem die von Gillian und Metal Gear