Silent Hill 4 erzählt die Geschichte von Henry Townshend, welcher von einer unbekannten Macht in seiner Wohnung festgehalten wird
Ich habe lange Zeit einen Bogen um den vierten Teil der Silent Hill-Serie gemacht da er nicht sonderlich gut sein sollte und auch einige nervige Features zu bieten schien, wie z.B. Geister die einen dauerhaft verfolgen und nur mit einer bestimmten Waffe gestoppt werden können. Das ist zwar tatsächlich so nervig wie es sich anhört, aber nicht ganz so schlimm wie ich erwartet hatte.
Der Anfang von Silent Hill 4 wirkt aber etwas ungewohnt. Statt der altbekannten 3rd-Person Perspektive steuert man Henry in der Ich-Perspektive, was sich nicht gerade gut steuert. Zum Glück kommt diese nur in seiner Wohnung zum Einsatz. Ein komplettes Spiel hätte ich damit nicht bestreiten wollen.
Man stellt jedenfalls schnell fest, dass es keinen Ausweg aus Henry's Wohnung zu geben scheint. Massive Ketten hängen vor der Wohnungstür, die Fenster lassen sich nicht öffnen und die Wände lassen sich nur so weit einreißen das Henry in die Wohnung seiner Nachbarin spähen kann. Allerdings kann sie ihn nicht hören, genausowenig wie die Leute die ab und zu vor seiner Tür stehen und zu ergründen versuchen was in der Wohnung vor sich geht.
Leider offenbart sich hier schon eines der größten Probleme von Silent Hill 4: Henry wirkt mehr wie ein Spieler-Avatar als wie ein richtiger Charakter. Er schreit zwar ein paar Mal nach Hilfe und hämmert an seine Tür wenn jemand davor steht, aber davon abgesehen wirkt er recht gelassen für jemanden der in einer ausweglosen Situation steckt. Es wäre vermutlich sinnvoller gewesen die Story zu beginnen noch bevor er in seiner Wohnung eingesperrt wird.
Das allein hätte allerdings nicht gereicht um die Qualität des Spiels anzuheben. Die Story wird nämlich auch viel zu minimalistisch erzählt. Henry findet plötzlich ein mysteriöses Loch in seinem Bad und erreicht dadurch die Otherworld, welche ihn zu verschiedensten Orten in seiner Umgebung und zu Silent Hill führt. Dort begegnet er diversen Personen und erfährt etwas über einen mysteriösen Serienkiller namens Walter Sullivan, aber ein Großteil der Story wird nur über Notizen wiedergegeben während die Charaktere allesamt zu kurz kommen und kaum mit Henry interagieren.
Wenn ich das mit den Interaktionen in Silent Hill 2 vergleiche ist das ein absoluter Witz.
Henry wirkt zu leblos und die Story kommt zu kurz
Eigentlich hätte die zweite Hälfte des Spiels dieses Problem beheben können, denn ab diesem Zeitpunkt darf Henry seiner Nachbarin Eileen Galvin Geleitschutz bieten.
Aber obwohl sie fast die gesamte Zeit miteinander verbringen besteht ein Großteil ihrer Interaktionen daraus das Eileen meckert (wenn man zu schnell rennt oder gar in sie reinläuft) oder die Umgebung kommentiert, was Henry aber egal zu sein scheint. Er geht jedenfalls nie darauf ein.
Aber obwohl sie fast die gesamte Zeit miteinander verbringen besteht ein Großteil ihrer Interaktionen daraus das Eileen meckert (wenn man zu schnell rennt oder gar in sie reinläuft) oder die Umgebung kommentiert, was Henry aber egal zu sein scheint. Er geht jedenfalls nie darauf ein.
Die Story ist zwar durchaus interessant, aber im Vergleich zu seinen Vorgängern wirkt Silent Hill 4 viel zu minimalistisch als das es mir im Gedächtnis bleiben würde.
Selbst die Musik kommt kaum zur Geltung. Das Spiel bietet mit Tender Sugar, Your Rain und Room of Angel zwar gute Stücke, aber ich kann mich nicht wirklich daran erinnern wo die eigentlich gespielt wurden.
Damit wäre eigentlich alles wichtige über die Story und die Charaktere gesagt. Jedenfalls alles was ich sagen kann ohne zu spoilern, aber ich sehe keinen Grund näher auf die Handlung einzugehen. Der Grund für die Ereignisse mag zwar etwas schwachsinnig wirken, aber wenn man bedenkt wie Walter aufgewachsen ist wirkt das nicht wirklich verwunderlich.
Gameplay
Silent Hill 4 spielt sich etwas anders als die meisten Teile der Serie. Henry kann über diverse Löcher jederzeit in seine Wohnung zurückkehren und sich dort erholen, speichern sowie Gegenstände ablegen oder mitnehmen. Er kann nämlich nur eine begrenzte Anzahl an Items tragen, aber das ist nicht so nervig wie es klingt. Es gibt mehr als genug Löcher um das Inventar zu leeren und an sich kann man viele Items sogar links liegen lassen.
- Die Schusswaffen sind so gut wie nutzlos, außer man hat eine silberne Kugel für Geister parat. Dementsprechend kann man sich normale Munition sparen.
- Waffen die viel Schaden machen aber kaputt gehen sind ebenfalls nutzlos da man recht früh an eine Axt kommt die das gesamte Spiel über ausreicht.
Die Heilgegenstände mögen Anfangs zwar auch nutzlos wirken, aber spätestens in der 2.Hälfte des Spiels sind sie unerlässlich, denn von da an kann Henry sich nicht mehr in seiner Wohnung heilen. Zu diesem Zeitpunkt kommt auch ein neues Feature ins Spiel: Exorzismus
Henry's Wohnung wird von dämonischen Mächten heimgesucht die ihm Schaden zufügen wenn er ihnen zu nahe kommt. Um sie loszuwerden muss er entweder eine heilige Kerze anzünden oder sich mit einem schützenden Medaillon davorstellen. Das einzige nervige daran ist die Tatsache, dass die Kerzen teilweise sehr schlecht von der Umgebung zu unterscheiden sind. Ich hatte am Ende aber noch eine über und hätte auch noch viele Medaillons in meiner Truhe gehabt.
Dieser Teil des Spiels ist aber aufgrund anderer Faktoren nervig.
Wie bereits erwähnt darf man ab diesem Zeitpunkt Eileen Galvin eskortieren und das ist nicht gerade etwas das ich mir in Silent Hill gewünscht hätte. Jedenfalls nicht das halbe Spiel lang! Und erst recht nicht durch bereits bekannte Gebiete. Nachdem man sie gefunden hat besteht nämlich ein Großteil des Spiels nur noch aus Backtracking. Es gibt zwar hier und da ein paar neue Maps, aber auch nur weil Eileen keine Leitern benutzen kann und Henry andere Wege finden muss.
Es kommt allerdings noch schlimmer!
Im Gegensatz zu den anderen Teilen der Serie bietet Silent Hill 4 unbesiegbare Gegner in Form von Geistern. Die treiben sich zwar nicht auf jeder Map rum, sind aber auhc so nervig genug. Sie blockieren den Weg, stehen meist direkt nachdem man sie umgehauen hat wieder auf und verursachen passiven Schaden. Sie können zwar festgenagelt werden, aber die dafür verwendeten Schwerter sollten nur für "Boss"-Geister verwendet werden. Diese zu bekämpfen ist extrem nervig da sie immer und immer wieder aufstehen. Nur eine Silberkugel befördert sie mit einem Schuss auf die Bretter. Das wäre ohne Eileen nicht so schlimm, aber dank ihr darf man ständig an den Ausgängen warten weil sie sonst die Map nicht wechselt. Sie kann zwar in Kämpfen aushelfen, aber wenn man ein gutes Ende will ist das kontraproduktiv.
Endlose Eskortmission + Backtracking + Unbesiegbare Gegner = Grauenhafte Idee
Keine Ahnung wer auf die Idee kam sowas einzubauen, aber niemand will ein halbes Spiel lang einen Charakter eskortieren der kaum für sich selbst sorgen kann. Und ich hatte wirklich keine Lust nochmal durch die selben Maps zu laufen. In der letzten Welt gab es wenigstens ein paar größere Änderungen, aber der Rest war fast identisch mit dem ersten Besuch. Wenigstens sind die Welten nicht so umfangreich und verwirrend wie manche Locations in den Vorgängern.
Das Spiel hat übrigens auch so gut wie keine Rätsel. Das hat mich zwar weniger gestört, aber in Horrorspielen kann sowas eine nette Abwechslung sein, immerhin sind die Kämpfe nur selten unterhaltsam. Sie gehen zwar leicht von der Hand (abgesehen vom Endboss) sind dafür aber sehr monoton, immerhin gibt es keinen Grund den Großteil der Waffen überhaupt aufzuheben.
Bevor ich zum Ende komme muss ich mich aber noch über eine Sache beschweren: Warum zum Henker rülpsen die Gegner im Krankenhaus?! Trotz all seiner Schwächen hat Silent Hill 4 eine gute Atmosphäre, aber jedes Mal wenn diese Gegner auftauchen wird sie zertrümmert. Und nein, deren Laute erinnern mich nicht einfach nur an rülpsen. Keine Ahnung ob die Geschichte stimmt das sie ursprünglich verstörendere Laute von sich gegeben haben, aber wenn dann hätte ich die gern gehört. Sowas passt wenigstens in ein Horrorspiel! Aber so fühle ich mich eher verarscht wenn ich diese lächerlichen Aufschreie hören muss, vor allem wenn diese Gegner eine Treppe runterstürzen und ich ihn bei jeder einzelnen Stufe vernehmen muss.
Das dürfte eigentlich alles Wichtige gewesen sein. Es gibt sicher schlechtere Spiele mit denen man seine Zeit verbringen könnte, aber Silent Hill 4 kann es mit den meisten Teilen der Serie einfach nicht aufnehmen.
Abschließende Bewertung
Silent Hill 4 ist ein nettes Horrorspiel, aber die Story ist mir zu minimalistisch und in der zweiten Hälfte wuren zu viele nervige Gameplay-Entscheidungen getroffen.
Positive Aspekte von The Room
- die Story ist durchaus interessant
- das Kampfsystem ist zwar klobig, geht aber leicht von der Hand
- die gruselige Soundkulisse dürfte für einige Schockmomente srgen
- es gibt viele Gelegenheiten zu speichern und Items zu tauschen. Dadurch stört das begrenzte Inventar überhaupt nicht
Negative Aspekte von The Room
- rülpsende Gegner
- die Musik kommt kaum zur Geltung
- die Story wird viel zu minimalistisch erzählt
- Henry wirkt viel zu gelassen und interagiert kaum mit den anderen Charakteren
- wichtige Gegenstände wie die heiligen Kerzen und die Schwerter sind teilweise leicht zu übersehen
- die zweite Hälfte des Spiels besteht aus Backtracking und einer endlosen Eskortmission, was aufgrund der unbesiegbaren Geister extrem nervig ist