Two Worlds ist ein Open World Action-RPG das so gut wie keine Story besitzt
An sich lässt sich die Story von Two Worlds in einem einzigen Satz zusammenfassen: Die Schwester des Protagonisten wird entführt und um sie zu retten muss er fünf Teile eines Relikts sammeln mit denen die Entführer den Gott Aziraal wiederbeleben wollen. Am Ende versucht das Spiel die Story zwar ein bisschen auszubauen, aber das ändert nichts daran das der Ablauf des Spiels in etwa wie folgt aussieht:
- Sprich mit einem mysteriösen Kerl.
- Sprich mit einem anderen mysteriösen Kerl.
- Sprich mit deiner Schwester.
- Sprich mit einem mysteriösen Kerl.
- Renne durchs Land und finde andere Stellen an denen du mit deiner Schwester reden kannst.
- Sammle die Relikte und liefere sie ab.
- Gehe zum Schloss des Antagonisten und entscheide dich für eins von zwei Endings.
- Das Spiel endet so oder so mit einer lächerlich kurzen Endsequenz.
An sich könnte man innerhalb weniger Minuten durch das gesamte Spiel rennen. Das einzige Hindernis sind die Gegner, welche nicht mitleveln, wodurch die Sidequests eigentlich der Hauptfokus des Spiels sind, denn nur dadurch wird man stark genug um mit der Story fortzufahren.
Das wäre an sich kein Problem, aber die Sidequests sind durch die Bank genauso langweilig wie die Hauptstory. Einzig das Hack & Slay Gameplay, die große Welt und eine Unzahl an Items sorgt für einen gewissen Suchtfaktor.
Bevor ich auf das Gameplay zu sprechen komme sollte ich aber noch erwähnen, dass ihr einen ganz bestimmten Physx-Treiber braucht damit das Spiel nicht direkt abstürzt. Das war neben verschwindenden HP-Anzeigen eines der wenigen Probleme das mir aufgefallen ist.
Jedenfalls spielt man in Two Worlds einen Mann dessen Entwicklung komplett von der Skillung abhängig ist. Ihr könnt es also jederzeit so spielen wie es euch am besten gefällt. So könnt ihr ein einfacher Nahkämper sein, ein Bogenschütze oder auch ein Magier. Letztere unterteilen sich in verschiedene Klassen, wie z.B. Feuermagier oder Erdmagier.
Egal was ihr wählt, ihr solltet auf jeden Fall Schlösser knacken mitnehmen, schon weil es dadurch ab und zu Bonus-Skillpunkte gibt.
Was ihr links liegen lassen könnt ist dahingegen schwimmen. Es gab keine Stelle an der ich das irgendwie als nützlich empfand. Und reiten könnt ihr auch ignorieren, abgesehen von der ersten Stufe. Die Tiere bleiben eh an den kleinsten Abhängen stecken, von daher lohnen sich die andern Stufen in keinster Weise.
Solltet ihr euch verskillt haben könnt ihr das bei bestimmten Händlern rückgängig machen, allerdings läuft das schwachsinnigerweise nur stufenweise ab. Ich musste den Kerl sicher 6x ansprechen bevor alles zurückgesetzt war. Sicherlich nützlich wenn man nur einen einzigen Fehler ausbügeln will, aber das hätte auch als Extra-Option angeboten werden können.
Ich habe allerdings keine komplett unterschiedlichen Skillungen getestet. Mein Hauptfokus war auf Nahkampf mit Schwert und Schild, wenngleich ich für manche Gegner auf eine Schlagwaffe wechseln musste. Skelette nehmen durch Schwerter z.B. keinen Schaden, außer ihr habt die Waffe mit einem Edelstein verzaubert.
Davon abgesehen habe ich nur ein bisschen mit Magie experimentiert. Beschwörungen klangen z.B. nicht schlecht, aber die beiden Feuerkreaturen die ich ausprobiert habe waren absolut nutzlos da sie kaum Schaden gemacht haben, selbst mit diversen Magieboostern
Wirklich nützlich fand ich nur Heilen, Untote vernichten und Wiederbelebung. Letzteres ist sehr unterhaltsam wenn ihr ein gegnerisches Lager stürmt. Die Gegnerhorden würden normalerweise ein Problem darstellen, aber wenn ihr alles was ihr umhaut wiederbelebt habt ihr schnell eure Ruhe, auch wenn ihr dann keine Beute mehr bekommt und die HP-Anzeige verrückt spielt.
Das hat mich später allerdings nicht mehr gestört, denn ich bin sicher die Hälfte des Spiels mit den selben Klamotten rumgerannt und habe nur ab und zu meine Waffe ersetzt. Ich habe nämlich keine bessere Ausrüstung mehr gefunden. Entweder gab es keine oder ich hatte einfach Pech. Die Beute scheint nämlich zufällig berechnet zu sein, wodurch ihr selbst im Endgame noch totale Anfänger-Ausrüstung findet könnt.
Das Item-Managment ist allgemein der schlimmste Aspekt des Spiels. Nach so gut wieder jeder humanoiden Gegner-Gruppe ist euer Inventar randvoll und ihr dürft euch zu einem Händler teleportiern, wodurch ich schlussendlich wesentlich mehr Geld hatte als ich je ausgeben konnte.
Das klingt aber schlimmer als es ist, denn es gibt sehr viele Teleporter und wenn ihr eine Quest im Anfangsdorf macht erhaltet ihr bis zu drei portable Teleportsteine die ihr überall und unendlich oft benutzen könnt
Das Inventar wird aber nicht nur durch Ausrüstung sondern auch durch Zutaten verstopft, wodurch ihr auf jeden Fall ein paar Punkte in Alchemie stecken solltet. Wirklich kapiert habe ich das aber nicht, wodurch ich vermutlich all meine Edelsteine verschwendet habe. Statt der Verteidigungsboni habe ich nämlich nur Edelsteine erhalten um meine Waffen zu verzaubern.
Hätte ich die Tränke ordentlich gemischt wäre die südliche Hälfte der Welt vielleicht nicht so anstrengend gewesen. Ich wurde dort nämlich selbst mit Level 50+ von einigen Gegner mit einem Schlag aus den Socken gehauen. Viele von denen sind zwar langsam, aber ständig angreifen und zurückspringen ist nicht gerade unterhaltsam. Und wenn ihr gegen mehrere solcher Gegner kämpft ist es auch sehr nervig. Für diese Gelegenheit gibt es zwar einen aktiven Skill der mit Schild Verteidigungsboni und mehr kritische Treffer gibt, aber damit habe ich trotzdem oft nur einen Schlag überlebt.
In Two Worlds gibt es aber zum Glück keinen permanenten Tod, jedenfalls nicht auf der normalen Schwierigkeitsstufe. Ihr spawnt einfach an einem Heilstein und könnt sofort weiterkämpfen. Ohne dieses Feature wären einige Stellen extrem frustrierend gewesen, zumal in einem Storygebiet das nur aus engen Gängen bestand gleich eine ganze Armee solcher Gegner auf mich gewartet hat.
Das war an sich auch alles wichtige. Hier nur noch ein paar ungeordnete Fakten:
- Der Protagonist lässt andauernd dumme Einzeiler vom Stapel
- Viele Kreaturen stoßen nervige Schreie aus wenn man sie angreift
- Man kann mehrere Hotkeyleisten belegen um schnell auf Tränke, Skills und Magie zuzugreifen.
- Es gibt zwar alternative Questabläufe, aber einen wirklicher Einfluss auf die Story ist nicht spürbar. An einer Stelle habe ich z.B. den Anführer einer gesamten Fraktion getötet und es hat vielleicht fünf Leute interessiert.
- Es gibt viel zu viele Händler. Manche Städte wirken gar so als würde die Hälfte der Einwohner irgendwas verkaufen, was es nicht gerade einfach macht irgendwas zu finden.
- Manche Stellen werden so lächerlich beleuchtet das es aussieht als würde der Boden glühen.
Abschließende Bewertung
Two Worlds hat zwar einen gewissen Suchtfaktor, aber die Story ist ein absoluter Witz und das Gameplay voller nerviger Elemente. Am schlimmsten ist dabei das ständig überfüllte Inventar.
Positive Aspekte von Two Worlds
- auf Normal kann man nicht permanent sterben
- der Protagonist ist an keine Klasse gebunden
- viele Teleporter und transportable Teleportsteine machen das Umherreisen sehr komfortabel
- es gibt eine abwechslungsreiche Welt voller Quests und Dungeons zu erforschen, was einen Großteil des Suchtfaktors ausmacht
Negative Aspekte von Two Worlds
- Umskillen geht nur schrittweise
- selbst die mächtigsten Beschwörungen sind absolut nutzlos
- zufällig berechnete Beute, wodurch selbst im Endgame noch Anfänger-Ausrüstung droppt
- die Hauptstory ist ein absoluter Witz und die Nebenquests sind auch nicht wirklich interessant
- das Inventar ist andauernd überfüllt und es gibt viel zu viele Händler, wodurch man überhaupt keinen Überblick hat wer was verkauft
- im südlichen Teil der Welt gibt es viel zu viele Gegner die den Protagonisten mit einem Schlag umhauen, selbst mit Steinhaut und einem massiven Defensiv-Bonus durch Skills