Alone in the Dark ist ein actiongeladenes Survival-Horror Spiel das zu Release durchweg negative Reviews eingeheimst hat
Das ursprüngliche Alone in the Dark gehört zu den Mitbegründern des Survival-Horror-Genres, allerdings war es nie so erfolgreich wie Resident Evil oder Silent Hill, was vor allem daran liegen dürfte, dass sich die ersten drei Teile grafisch kaum voneinander unterscheiden. Das hat sich mit den letzten Teilen zwar geändert, aber The New Nightmare konnte mich nie wirklich packen. Und den aktuellsten Teil hätte ich mir dank der negativen Reviews auch sparen können, aber da es keine besseren Angebote gab, habe ich es im letzten Steam Summer Sale trotzdem mitgenommen.
Ist Alone in the Dark tatsächlich so schlecht wie erwartet?
Erstmal kurz und knapp: Ja, ist es. Ich habe selten solch ein durchwachsenes Spiel gesehen. Es hat zwar viele gute Ideen, aber die Umsetzung ist einfach nur grauenhaft. Bevor ich auf das Gameplay zu sprechen komme, arbeite ich aber erstmal die Story ab. Viel gibt es darüber nämlich nicht zu sagen.
Nach dem Reboot kehrt der echte Edward Carnby zurückt...allerdings hat es ihn dank eines magischen Amuletts trotzdem in die Gegenwart verschlagen. Außerdem kann er sich an nichts erinnern. Es gibt zwar eine kurze Einblendung seiner früheren Abenteuer, aber im Großen und Ganzen sind diese vollkommen belanglos. Er hat außerden eine Vorliebe für das Wort "fuck" entwickelt. Das kommt in einem der Enden besonders gut. "I AM THE FUCKING UNIVERSE!" Dialoge gehören eindeutig nicht zu den Stärken des Spiels.
Jedenfalls wurde er jahrelang von einer mysteriösen Macht gesteuert die sich schlussendlich als Luzifer herausstellt. Am Anfang wird er zwar von diesem befreit, aber im Austausch wird New York ins Chaos gestürzt. Dämonische Rissen durchziehen die Stadt, Wasser verwandelt sich in menschenfressende Dunkelheit, Monster tauchen auf...ein typisches Weltuntergangs-Szenario eben.
Edward muss daraufhin den Central Park durchstreifen um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Dabei wird er von einer Frau begleitet die sich zwischendurch in ihn verliebt, auch wenn das weder glaubhaft ist noch irgendeinem Zweck dient. Und dann gibt es da noch einen Kerl der versucht sich Edwards Amulett unter den Nagel zu reißen, aber der hat solch eine minimalistische Relevanz, dass er auch hätte weggelassen werden können.
Nach diversen Prophezeiungen, Schlüsseln, Türen und dergleichen kulminiert das Spiel in einem von zwei unbefriedigend Endings. Eines davon ist schlecht, das andere ebenso. Letzteres dient aber gleichzeitig als Cliffhanger für ein Sequel das vermutlich niemals erscheinen wird. Edwards Reaktion in diesem Ende ist auch etwas lächerlich. Oh shit, Luzifer wandelt nun auf Erden! (Hat er das nicht die ganze Zeit schon getan? Oder warum wurde New York ins Chaos gestürzt?) Naja, geh ich halt weg.
Gameplay
Zuerst mal eine Warnung: Lasst die Steuerung so wie sie ist! Viele Tasten sind nämlich mehrfach belegt—sogar auf den selben Seiten—und wenn ihr irgendwas ändert kann es passieren, dass das Spiel euch die selben Tasten nicht mehrfach belegen lässt, dabei ist das teilweise vonnöten.
Außerdem solltet ihr wissen, dass Alone in the Dark mit einer Panzersteuerung arbeitet, sprich es funktioniert so wie die alten Resident Evil-Teile. Anstatt frei in alle Richtungen laufen zu können müsst ihr euch erst drehen. Und dafür ist dieses Spiel absolut nicht geeignet. Es gibt zwar eine gute First-Person-Perspektive, aber bestimmte Aktionen können nur in Third-Person ausgeführt werden. Das führt zu so tollen Momenten in denen Edward plötzlich ohne erfindlichen Grund stehenbleibt während er eine Leiche hinter sich herzieht. Da hilft nur den Körper loszulassen und nochmal aufzuheben.
Keine Ahnung wie die Entwickler die Steuerung so verhunzen konnten. Hätte es keine Alternative gegeben, hätte ich das Spiel sicher nicht beendet. Zumal es Räume gibt in denen Edward in der Third-Person-Perspektive hinter Objekten verschwindet.
Alone in the Dark erinnert teilweise an die letzten Resident Evil-Teile. Es soll zwar ein Survival-Horror Spiel sein, aber dafür bietet es viel zu viel Action. Der komplette Anfang wirkt sogar wie ein Roland Emmerich Katastrophenfilm. Edward flieht aus einem einstürzenden und explodierenden Gebäude, um ihn herum geht New York zugrunde und zwischendurch erwarten ihn viele weiteren Explosionen.
Trotz des actionfokussierten Gameplays solltet ihr den meisten Kämpfen aber trotzdem ausweichen. Ihr könnt zwar alle Gegner niederschießen, aber die humanoiden Feinde lassen sich nur mit Feuer dauerhaft vernichten. Dazu müsst ihr Edwards Munition in Alkohol tränken, sein Feuerzeug mit Sprays kombinieren, Alkohol um euch werfen und drauf schießen, Molotov-Cocktails basteln etc... Natürlich könnt ihr auch hölzerne Objekte aufheben und ins Feuer halten, aber das ist dank der Third-Person-Perspektive sehr nervig.
Die Idee ist an sich aber nicht schlecht. Edward kann allerdings nur eine bestimmte Menge an Items mit sich tragen, wodurch ich an einer Stelle verblutet bin da ich keinen Platz für Bandagen hatte. Außerdem müssen die Gegenstände unter Zeitdruck in seiner Jacke kombiniert werden. Einzig in die PS3-exklusive Inferno-Version pausiert dabei das Spiel.
Die Inferno-Version soll außerdem die Fahrtsequenzen verbessern. Die Steuerung wirkte zwar besser als erwartet, kaum schlechter als in Open World Spielen wie GTA, aber die erste Sequenz dieser Art war einfach nur grauenhaft.
Zu diesem Zeitpunkt muss Edward nämlich durch die Straßen von New York fliehen während überall Gebäude einstürzen und sich Risse im Boden auftun. Das ist zwar gut inszeniert und wird von atmosphärischer Musik untermalt, aber schlussendlich ist es nichts weiter als eine frustrierende Trial&Error-Sequenz bei der selbst der kleinste Fehler zum Tod führen kann. Und da es keinen einzigen Speicherpunkt gibt habe ich schlussendlich über eine halbe Stunde an dieser zwei- bis dreiminütigen Sequenz gesessen.
Die späteren Sequenzen sind nicht ganz so nervig, aber trotzdem alles andere als toll. So habe ich zum Beispiel nochmal 13 Minuten gebraucht um an einer Stelle über ein Loch zu springen. Und später wurde ich von einer Kollision mit einem Bürgersteig mehrere Meter in die Luft geschleudert! Solch ein dicht bewachsenes Gebiet wie der Central Park eignet sich für sowas einfach nicht.
Man kann die Autos außerhalb von gescripteten Sequenzen zwar ignorieren, aber dadurch würden die letzten Episoden noch nerviger werden als sie es ohnehin schon sind. Zu diesem Zeitpunkt schienen die Entwickler nämlich keine Ideen mehr zu haben. Statt richtigem Content besteht ein Großteil von Episode 7 und der Anfang von Episode 8 aus "Fahre kreuz und quer durch Central Park und vernichte dämonische Wurzeln für die wir keinen Platz in der Story hatten!" Dadurch wird das Spiel um bis zu drei Stunden gestreckt. Und wofür? Damit Edward ein paar leuchtende Symbole sehen und einen Molotov-Cocktail über eine Barriere werfen kann. Was für ein Payoff!
Dieser Teil des Spiels soll in der Inferno-Version ebenfalls verbessert worden sein, zumal man schon vorher auf die Wurzeln hingewiesen wird. In den anderen Versionen werden sie zwar schon früh auf der Karte angezeigt, aber eine Erklärung sucht man zu diesem Zeitpunkt vergeblich.
Das dürfte es auch gewesen sein. Neben der Inszenierung und der Musik gibt es eigentlich nur noch ein positives Element: die Bosskämpfe. Sie sind zwar nicht herausragend, aber sie funktionieren zumindest. Die Inferno-Versionen hat davon sogar noch einen spendiert bekommen.
Bevor ich zum Abschluss komme, muss ich mich aber noch über die Grafik beschweren. Sie sieht zwar größtenteils ganz okay aus, allerdings nur solange es hell ist. Im Dunkeln verlieren die Texturen aber massiv an Qualität.
Wenn ihr euch Alone in the Dark trotzdem holen wollt, dann greift wenigstens zur Inferno-Version. Vielleicht mach sie sogar Spaß. Nochmal werde ich mir das Spiel aber sicher nicht holen.
Abschließende Bewertung
Alone in the Dark bietet zwar einen fantastische Soundtrack und eine gute Inszenierung, aber das Gameplay ist einfach nur grauenhaft.
Positive Aspekte von Alone in the Dark
- gute Bosskämpfe
- fantastischer Soundtrack
- die Zerstörung von New York wird gut in Szene gesetzt
- in der First-Person-Perspektive ist das Gameplay durchaus erträglich
- es gibt viele Möglichkeiten Items miteinander zu kombinieren
- das Feuerzeug hält ewig und für die Taschenlampe hat man immer genug Batterien
Negative Aspekte von Alone in the Dark
- beide Enden sind enttäuschend
- im Dunkeln wirken die Texturen matschig
- es gibt sinnlose Romanze und einen ebenso sinnlosen Antagonisten
- Kapitel 7 und 8 werden unnötig in die Länge gezogen
- altmodische Panzersteuerung die einfach nicht zum Spiel passt
- nervige Trial&Error Fahrtsequenzen ohne Speicherpunkte. Und im Central Park können selbst Bürgersteige zu unüberwindlichen Hindernissen werden