Chaos;Head ist der erste Teil von 5pb.'s Science Adventure-Serie, zu der auch Steins;Gate und Robotics;Notes gehören
Chaos;Head erzählt die Geschichte von Takumi Nishijo, einem in Shibuya ansässigen Otaku der den ganzen Tag über in seiner Containerwohnung hockt, MMORPGs spielt und sich in Message Boards rumtreibt. Er geht nur alle paar Tage zur Schule und schreibt die wichtigsten Prüfungen mit um seinen Abschluss zu erhalten. Er vermeidet allerdings jeglichen Kontakt zu seinen Klassenkameraden da er keine Ahnung hat wie er mit diesen reden soll.
Einzig der Frauenheld Daisuke Misumi, sowie Takumi's Schwester Nanami reden regelmäßig mit ihm, aber selbst diese Gespräche sind eher einseitiger Natur. Und wenn Takumi mal den Mund aufmacht, dann stammelt er nur vor sich hin.
Es kommt allerdings noch schlimmer! Takumi hat eine sehr lebhafte Vorstellungskraft und wird ständig von Tagträumen geplagt. Diese sind entweder positiver Natur (z.B. dass ein fremdes Mädchen ihm plötzlich ihre Liebe gesteht) oder negativer Natur (z.B. ununterbrochenes Pochen an seinem Container).
Diese sogenannten Delusion Trigger sind eins der wenigen interaktiven Elemente der Visual Novel. Man muss nämlich selber auswählen ob Takumi einen Tagtraum hat und was es für einer ist. Für die Handlung ist das aber komplett irrelevant. Es ist zwar wichtig um ein optionales Ende zu erspielen, aber das lohnt sich absolut nicht. Und für die anderen Endings ist nur eine einzige Entscheidung kurz vor Schluss wichtig.
An sich sind die Delusion Trigger aber ein interessantes Gameplay-Element, zumal an manchen Stellen nicht klar ist ob der Traum nicht doch real ist. Allerdings erschöpfen Takumis Vorstellungen sich recht schnell, vor allem die positiven, wodurch ich sie mir am Ende nicht mehr angeschaut habe.
Von seinem Otaku-Gehabe mal abgesehen führt Takumi aber ein ganz normales Leben. Jedenfalls bis eine Serie von Mordfällen Shibuya erschüttert. An sich fing sie relativ harmlos an: fünf Schüler sprangen vom Dach eines Hochhauses. Aber später wird auch noch ein Mann gefunden dem ein Fötus in den Bauch operiert wurde.
Takumi könnte das aber egal sein, wenn da nicht ein mysteriöse Mann namens Shogun wäre. Dieser sendet Takumi eines Tages eine Reihe von Bildern, welche einen Mord zeigen der kurz darauf tatsächlich geschieht. Und Takumi stolpert am entsprechenden Tag sogar über den Tatort und sieht sich dem vermeintlichen Mörder gegenüber.
Und daraufhin nimmt sein Leben eine bizarre Wendung. Er sieht plötzlich Mädchen die mit gewaltigen Schwertern durch die Stadt laufen, hat auf einmal eine Freundin die so tut als wäre sie schon seit Jahren mit ihm befreundet, bekommt mysteriöse Anrufe, und dann hat er auch noch ständig das Gefühl, dass er von irgendjemandem beobachtet wird, selbst wenn er allein in seinem Container hockt.
Wie sich schlussendlich herausstellt ist Takumi ein Gigalomaniac, ein Mensch der in der Lage ist Wahnvorstellungen in die Realität zu verpflanzen. Und die schwerttragenden Mädchen gehören ebenfalls zu dieser außergewöhnliche Gruppe von Menschen.
Dadurch bietet Chaos;Head einen sehr seltsamen Genremix. Manchmal ist es Horror, manchmal Mystery, zwischendurch Comedy, und schlussendlich Science-Fiction. Das ist alles recht nett, aber mit seinem Nachfolger Steins;Gate kann es einfach nicht mithalten. Dafür sind die Charaktere zu uninteressant, die Grafik zu billig (es gibt zwar viele Zeichnungen, aber ebenso viele hässlich wirkende 3D-Hintergründe), und die Story braucht zu lange um in Fahrt zu kommen.
Das liegt unter anderem an Takumi. Er ist für die Story zwar außerordentlich wichtig, dafür aber ein grauenhafter Protagonist. Er rennt vor allen Problemen davon und die meisten Ereignisse passieren ohne seinen Einfluss. Erst in den letzten Kapiteln, welche unter anderen ein paar sehr interessante Plottwist parat halten, wird die Visual Novel richtig gut. Allerdings wirkt Takumis Entwicklung gegen Ende sehr unglaubwürdig. Damit hätte auf jeden Fall früher begonnen werden müssen.
Im Großen und Ganzen hat mir die Visual Novel aber besser gefallen als der Anime. Dieser fing zwar vielversprechend an, hat dann aber massiv abgebaut. Bin schon gespannt was im Nachfolger Chaos;Child passiert, auch wenn die entsprechende Visual Novel vermutlich wieder Jahre braucht um übersetzt zu werden.
Abschließende Bewertung
Chaos;Head ist eine interessante Visual Novel die aber unter ihrem Protagonisten leidet und erst gegen Ende wirklich gut wird.
Positive Aspekte von Chaos;Head
- gute Soundkulisse, vor allem in den Horrorsequenzen
- die guten Endings lassen auch ohne Lösung problemlos erspielen
- die Delusion Trigger sind interessant, auch wenn sie sich schnell abnutzen
- obwohl die Story zwischen Comedy, Horror, Mystery und Science-Fiction hin- und herwechselt ist sie recht gut, vor allem aufgrund der Plottwists gegen Ende
Negative Aspekte von Chaos;Head
- der Aufwand für das schlechte Ende lohnt sich absolut nicht
- die Story wird erst gegen Ende wirklich gut und Takumi bleibt durchgehend nervig
- viele billig wirkende 3D-Hintergründe, was absolut nicht zu den gezeichneten Charakteren passt
- der Soundtrack passt zwar zum Spiel, aber im Großen und Ganzen ist er nicht sonderlicht einprägsam
- die meisten Charaktere haben viel zu wenig Screentime als das man sie wirklich kennenlernen würde