Alphadia Genesis ist das erste JRPG von KEMCO welches auf Steam veröffentlicht wurde
Als jemand, der noch nie von KEMCO gehört hat (und das obwohl die Firma schon Spiele für das NES entwickelt hat), hatte ich keine Ahnung was auf mich zukommen würde als ich nach einer Review-Fassung fragte. Ein kurzer Besuch von Wikipedia hat allerdings Licht ins Dunkel gebracht. KEMCO hat nämlich seit 2007 fast ausschließlich Spiele für Mobiltelefone entwickelt, darunter fünf weitere Alphadia Titel. Auf den ersten Blick kein gutes Zeichen, aber ich muss Alphadia Genesis in der Hinsicht trotzdem verteidigen. Es wirkt nämlich nicht wie ein Handy-Spiel.
Das heißt allerdings nicht, dass ich das Spiel empfehlen würde. Auf den ersten Blick mag es zwar hübsch aussehen, wenngleich die dreidimensionalen Kämpfe nicht an die 2D-Optik herankommen, aber bei genauerer Betrachtung offenbaren sich massive Schwächen. So hat eigentlich jeder Charakter pro Blickrichtung nur zwei Animationsphasen, wodurch es bei NPCs so wirkt als würden sie ständig von einem Bein aufs andere hüpfen. Die Protagonisten haben wenigstens noch eine Standpose.
Außerdem sind viele Dörfer und Dungeons austauschbar, haben sie doch nur selten irgendwelche markanten Merkmale zu bieten. Letztere bestehen hauptsächlich aus leeren Gängen die nur hier und da von Geheimgängen oder Abzweigungen unterbrochen werden.
Und wer sich auf die Weltkarte begibt wird schnell bemerken, dass die Brücken so aussehen als könnten sie jederzeit zusammenbrechen. Dabei wäre es nun wirklich kein Aufwand gewesen diese ordentlich zu designen.
Darüber könnte man sicherlich hinwegsehen wenn der Rest des Spiels überzeugen könnte. Wer sich mit klassischen JRPGs auskennt, der kennt Alphadia Genesis allerdings bereits in und auswendig.
Die Charaktere sind allesamt bekannte Stereotypen und machen so gut wie keinerlei Entwicklung durch. Da wäre der planlose Held, der Liebe nichtmal erkennen würde wenn sie ihm ins Gesicht springt (wobei die Frau die in ihn verliebt ist bizarrerweise auch keine Ahnung von Liebe hat). Dann natürlich sein Liebesrivale, der absolut furchtbar ist und ständig nur was von Gildenabschaum labert bis er endlich ein bisschen Realitätsnähe eingeprügelt bekommt. Und mysteriöse Antagonisten sind natürlich auch mit von der Partie! Den Rest spare ich euch mal. In der Hinsicht hat das Spiel einfach nichts zu bieten.
Die Story ist allerdings keinen Deut besser. Anfangs wirkt sie wie eine Fantasy-Version von I, Robot, da die Protagonisten damit beauftragt werden einen mysteriösen Angriff eines Klons auf seinen Meister aufzuklären. Das sollte aufgrund gewisser Direktiven nämlich nicht möglich sein. Diese Klone sind übrigens genau wie die Klonarmee in Star Wars, nur das sie nach dem Krieg zu Dienern degradiert wurden.
Irgendwann wird daraus natürlich eine Handlung in der es gilt die Welt zu retten. Wirklich episch kommt sie aber nie daher. Und teilweise wirkt sie extrem lächerlich.
-"Zum Glück gibt es keine fliegenden Klone die uns angreifen könnten."
-"KLONE AUF FLIEGENDEN BESTIEN GREIFEN UNS AN!!"
Teilweise versucht sie auch emotional zu sein, aber diese Szenen haben mich stets kalt gelassen. Die Musik ist zwar rundum gelungen, aber das bringt mich den langweiligen Charakteren auch nicht näher. Außerdem gibt es keinerlei Posen, wodurch die Inszenierung sich auf Rumgehüpfe und Gedrehe beschränkt.
-"Zum Glück gibt es keine fliegenden Klone die uns angreifen könnten."
-"KLONE AUF FLIEGENDEN BESTIEN GREIFEN UNS AN!!"
Teilweise versucht sie auch emotional zu sein, aber diese Szenen haben mich stets kalt gelassen. Die Musik ist zwar rundum gelungen, aber das bringt mich den langweiligen Charakteren auch nicht näher. Außerdem gibt es keinerlei Posen, wodurch die Inszenierung sich auf Rumgehüpfe und Gedrehe beschränkt.
Wenigstens ist die (japanische) Sprachausgabe einigermaßen gelungen. Die kommt allerdings nur ab und zu zum Einsatz und hört schonmal mittem im Gespräch auf. Sie kann allerdings auch deaktiviert werden.
Das Kampfsystem ist vermutlich noch das Beste am Spiel, wenngleich es auf Random Encountern basiert. Diese werden durch eine rötliche Warnung am Rand des Bildschirms angekündigt, können allerdings nur mithilfe von speziellen Items umgangen werden. Es ist aber jederzeit möglich aus einem bereits begonnenen Kampf zu fliehen, selbst wenn sich die Gruppe in einem Hinterhalt befinden sollte.
Meine Erfahrungen basieren allerdings auf dem leichten Schwierigkeitsgrad. Keine Ahnung ob es auf Normal auch so ist. Ich habe zwar fünf Stunden darin investiert, aber dank eines Updates verlor ich all meine Spielstände und musste nochmal anfangen. Dadurch habe ich jegliche Lust an einer Herausforderung verloren.
Einen wirklichen Unterschied macht es allerdings nicht. Es gibt zwar viele leichte Kämpfe, dafür aber auch ein paar die bockschwer sind. So beginnen manche Gegner mit einem Angriff der die ganze Gruppe trifft. Und das ohne Hinterhalt. Und der Endgegner bekommt pro Zug sogar zwei Angriffe, wodurch ständig irgendwer verreckt ist.
Sollte die Gruppe draufgehen, kann allerdings direkt von vorne begonnen werden. Das wäre aber auch so kein wirkliches Problem, immerhin ist es jederzeit möglich zu speichern. Außerdem gibt es vor jedem Bosskampf eine Warnung. Auf Leicht kommt dann noch ein Heilpunkt hinzu.
Falls irgendein Boss sich als zu schwer heraustellen sollte, ist das Grinding aber recht angenehm. Das Spiel besitzt nämlich ein Autokampf-System bei dem auch Animationen übersprungen werden. Standardmäßig verwenden die Charaktere zwar normale Angriffe, aber das lässt sich über das Taktik-Menü ändern.
Die Option auf HP zu achten würde ich allerdings ignorieren. Anstatt Heilzauber zu benutzen schmeißen sie da schonmal Items die 4000HP heilt, selbst wenn der entsprechende Charakter nichtmal 500 besitzt.
Die Charaktere werden außerdem mit jedem Level-Up geheilt. Und ab einem gewissen Punkt kann man die Shops geradezu leerkaufen. Von daher kommt man auch ohne Heilpunkte gut über die Runden. Wer trotzdem Probleme hat, kann allerdings jederzeit den Schwierigkeitsgrad ändern.
Ein bisschen billig ist das Kampfsystem aber trotzdem. So gibt es viele Gegner, die sich nur in der Farbpalette und in der Größe unterscheiden, wie der auf dem Screenshot zu sehende rote Riese. Das ist ein besonders mächtiger Gegner der die Party schonmal mit einem Schlag vernichten kann.
Außerdem gibt es ein Magiesystem in dem eigentlich jeder Charakter alles lernen kann wenn er die entsprechenden Items trägt. Einen wirklichen Sinn macht das allerdings nicht, immerhin dauert es ewig bis man das Maximum erreicht. Die Charakter-spezifischen Break-Skills sind da schon besser und in den meisten Fällen auch die sinnvollere Alternative. Mit Magie habe ich hauptsächlich die Party gebuffed oder die Gegner geschwächt.
Das war an sich auch alles wichtige. Ich sollte aber vermutlich noch erwähnen, dass die Party in drei Reihen aufgeteilt werden kann. Zwei davon dienen als Unterstützung und können nach einer bestimmten Anzahl an Angriffen kostenlos hinzugeholt werden, während der Rest sich entweder an die Front oder in die hintere Reihe begibt. Letzteres ist vor allem für schwächere Charaktere sinnvoll.
Was kann ich also abschließend zu Alphadia Genesis sagen? Nunja, es ist ein solides, aber fürchterlich generisches Rollenspiel. Weder die Charaktere, die Story, noch die Präsentation können überzeugen. Und der Humor wäre in einem Anime vermutlich besser aufgehoben.
Einzig der Soundtrack hat mir durchgehend gefallen, vor allem in den Kämpfen. Diese sind eins der wenigen Highlights des Spiels, wenngleich das unausgegorene Balancing den Gesamteindruck ruiniert. Deswegen habe ich auch keine Lust den Endkampf nochmal zu machen um das alternative Ende zu sehen.
Mehr Abwechslung hätte aber nicht geschadet. Hier und da wurde zwar ein Puzzle eingebaut, aber die wirken so billig dahingeklatscht, dass sie vermutlich in letzter Sekunde eingebaut wurden. So muss man an einer Stelle einen von drei Steinen verschieben um weiterzukommen. Oder ein Statue auf eine Bodenplatte schieben und dabei die stetig wechselnde Farbe beachten. Das sollte selbst ein Erstklässler hinbekommen.
Alphadia Genesis ist leider rundum generisch und kann nur mit einem netten Kampfsystem sowie dem gelungenen Soundtrack glänzen.
Abschließende Bewertung
Alphadia Genesis ist leider rundum generisch und kann nur mit einem netten Kampfsystem sowie dem gelungenen Soundtrack glänzen.
Positive Aspekte von Alphadia Genesis
- gute japanische Sprachausgabe
- auf den ersten Blick sieht das Spiel wirklich hübsch aus
- guter Soundtrack, der vor allem in den Kämpfen überzeugt
- man kann jederzeit speichern und den Schwierigkeitsgrad ändern
- unterhaltsames Kampfsystem, wenngleich das Balancing misslungen ist
Negative Aspekte von Alphadia Genesis
- trotz einer relativ kurzen Spielzeit von circa 12 Stunden fühlt es sich zu lang an
- hier und da wurden ein paar billige Rätsel hingeklatscht die für niemanden eine Herausforderung darstellen sollten
- bei näherer Betrachtung wirkt es sehr billig gemacht, gibt es doch nur zwei Animationsphasen pro Blickrichtung und keinerlei Posen
- generische Charaktere die sich kaum entwickeln, eine generische Story die ich nicht ernstnehmen kann, und dazu auch noch generisches Gameplay