[Review] Psychonauts - Jack-Reviews.com

[Review] Psychonauts

Double Fine
Psychonauts ist ein 2005 erschienener Platformer von Double Fine
Ich erinnere mich nicht, warum ich mir Psychonauts überhaupt geholt habe. Vermutlich weil ich irgendwann mal hörte, dass es gut sein soll. Das dürfte mittlerweile aber ein Jahr her sein. Wenn nicht sogar länger. Es wirkte allerdings viel zu kindisch um mich wirklich unterhalten zu können. Allerdings lasse ich ab und zu eine Freundin entscheiden was ich spielen soll. Und das war ihre Wahl! Ob es mir gefallen hat oder nicht erfahrt ihr weiter unten.

In Psychonauts schlüpft man jedenfalls in die Rolle von Razputin, dem Sohn eines Zirkusakrobaten. Dieser ist von Zuhause weggerannt um sich in das Whispering Rock Sommercamp zu schleichen, der geheimen Ausbildungsstätte für die namensgebenden Psychonauts.

Die Ausbilder wollen zwar seine Familie verständigen damit sie ihn abholen kommen, aber aufgrund seines überragenden psychischen Potenzials setzen sie sich über die Regel hinweg und bilden ihn trotzdem aus. Er ist allerdings mit dem normalen Weg nicht zufrieden und sorgt schonmal für totales Chaos um seine Ausbildung zu beschleunigen. Das ist allerdings auch dringend notwendig.

Psychonauts Censor

Beim Eintauchen in seine eigene Psyche sieht Raz nämlich eine Vision, in der einem der Camper von einem verrückten Professor—allem Anschein nach einem Zahnarzt—das Gehirn entfernt wird. Bei seiner Rückkehr in die reale Welt ist es aber bereits zu spät, kann er diesem Camper doch sogar von einem Ohr ins andere schauen. Da die Erwachsenen anderweitig beschäftigt sind liegt es nun an Razputin diesem Unhold das Handwerk zu legen.

Dazu muss er zwar dessen Aufenthaltsort in der realen Welt ausfindig machen, aber die meiste Zeit verbringt er in der Psyche anderer Menschen ... oder Killerfische. Dort erwarten ihn Schlachtfelder, Discos, ein Theater, eine von Fischen bewohnte Stadt die er als Riese heimsuchen darf und sogar eine Art Strategiespiel in dem er einem Nachfahren von Napoleon zum Sieg verhelfen muss um dessen Geist zu entwirren.

Psychonauts Napoleon

Um diese Welten zu meistern muss Raz von einem stetig wachsenden Arsenal an psychischen Fähigkeiten Gebrauch machen. So kann er Gegner abfackeln, sie mit psychischen Geschossen bewerfen, sich in die Körper anderer Personen versetzen (was in einem Bosskampf dringend vonnöten ist, da ihm zwischendurch die Sicht geraubt wird), sich unsichtbar machen, ein Schild erzeugen, Objekte mit Telekinese durch die Gegend werfen ... an Abwechslung mangelt es also nicht, wenngleich manche Fähigkeiten nur selten zum Einsatz kommen. Am wichtigsten ist vermutlich die Levitation, welche es ihm erlaubt auf einem Energieball durch die Gegend zu rollen und diesen als Ballon zu benutzen um Stürze zu verlangsamen oder auf Luftströmungen zu reiten.

Diese Fähigkeiten lassen sich im Laufe der Zeit auch noch aufwerten. Dazu muss Raz eine Vielzahl von Karten sammeln und sie mit einem Psy-Core zusammenbasteln. Das ist allerdings nur im Hauptquartier möglich, von wo aus einer der größten Psychonauten der Welt ihm mit Rat und Tat beiseite steht.

Dieser kann allerdings auch mit einem Stück Bacon angelockt werden, woraufhin er Razputin aus dem Ohr gekrochen kommt um dran zu riechen. Daraufhin kann man nicht nur Informationen über Bosse anfordern, sondern sich auch ins Hauptquartier teleportieren lassen. Hat Raz dort alles erledigt kann er direkt zur letzten Map zurückkehren.

Das ist an einer Stelle allerdings nach hinten losgegangen. Ich wollte eigentlich nur herausfinden wie ich den Boss besiege, aber die entsprechende Option war nicht dort wo sie hätte sein sollen, wodurch ich im Hauptquartier gelandet bin und den gesamten Kampf samt Fluchtsequenz nochmal machen durfte.

Psychokinese

Die Kämpfe sind aber durchaus nicht schlecht, wenngleich ich ein paar nerviger fand als andere. So zum Beispiel der oben gezeigte Boss, der mich mehrmals ins Jenseits befördert hat bevor ich endlich verstanden habe wie ich ihn besiegen soll.

Das restliche Gameplay schwankt allerdings auch zwischen unterhaltsam und nervig. Die ersten Welten fand ich zwar ganz cool, selbst nachdem sie dank Levitation komplexer wurden, aber dieses Strategiespiel hat mir keinen wirklichen Spaß gemacht, immerhin musste ich ständig hin- und herlaufen um ein paar Aufträge zu erledigen damit ich überhaupt genug Spielfiguren hatte um zu gewinnen.

Und im Theater musste ich erstmal das richtige Stück finden um überhaupt ins nächste Gebiet zu kommen, wofür ich andere Stücke sowie deren gute und böse Variationen durchgehen musste. Dadurch wurde die Welt unnötig in die Länge gezogen. Das selbe würde ich von einem Großteil der Welten behaupten.

Psychonauts ist mit circa 13 Stunden zwar nicht fürchterlich lang, aber es hätte ruhig ein bisschen kürzer sein können. Zumal das letzte Gebiet vom Aufbau her nicht sonderlich gelungen ist. Um dieses zu betreten muss man nämlich ein Tor öffnen, was nur möglich ist wenn Raz den Geist des Wachmanns infiltriert und den Milchmann findet.

Daraufhin braucht er eine dreiteilige Verkleidung ... für die er in drei unterschiedliche Welten eindringen muss. Und dazwischen passiert so gut wie nichts. Klar, er kann kurz ins Camp gehen, Karten eintauschen, irgendwas im Shop kaufen, vielleicht ein paar verpasste Items aufsammeln, aber storytechnisch ist sonst nicht viel los.

Psychonauts Review

Das Spiel mag zwar durchgehend einen gewissen Unterhaltungsfaktor haben, aber kürzere Abschnitte hätten dem keinesfalls geschadet. Die Welten sind aber allesamt gut designed, so zum Beispiel die oben abgebildete. Mag sehr bizarr wirken, ist in Bewegung aber ganz cool. Kurz darauf gab es auch eine Welt die wie ein Gemälde wirkte. Dort hat sich sogar Razputins Aussehen verändert, wie es auch Kingdom Hearts öfters der Fall war.

Psychonauts hat neben der Länge aber noch andere Probleme. So mag es zwar eine Story geben, aber die wirkt teilweise geradezu nebensächlich. Immerhin tauchen die Antagonisten so gut wie nie auf, über einen erfährt man gar nichts, und die gestohlenen Gehirne liegen dann auch nur in der Gegend rum damit Raz sie aufsammeln und zurückbringen kann. Das ist witzigerweise optional und dient nur dazu seine geistige Gesundheit zu stärken.

Und die letzte Welt hat eine furchtbare Eskortmission zu bieten, die nach einem Fehlschlag von vorne beginnt obwohl es mehrere Stelle gibt an denen ein Speicherpunkt hätte angelegt werden können. Kurz darauf folgt dann noch eine Sequenz in der Raz vor steigenden Wassermassen flüchten muss während ein wahnsinniger Akrobat ihn mit Feuerbällen bewirft. All das findet in einem Zirkus statt, wodurch man durch die Gegend klettern, springen oder fliegen muss. Letzteres muss teilweise sogar um Ecken bewerkstelligt werden, was extrem nervig sein kann.

Da ist es schon fast belanglos, dass Raz an einigen Stellen im Terrain hängenbleiben kann, wodurch man dazu gezwungen ist das Spiel zu speichern und neu zu laden.

Ich finde es außerdem schade, dass die Zwischensequenzen nicht in Ingame-Grafik ablaufen. Diese wirken auf hohen Auflösungen nämlich fürchterlich verwaschen und sind außerdem voller Artefakte. Das Beispiel wirkt aber vermutlich nicht ganz so schlimm als wenn ihr es selber spielen würdet.

Psychonauts

Trotz seiner Probleme hat mir Psychonauts aber gut gefallen. Es war auf jeden Fall besser als The Cave (das einzig andere Spiel von Double Fine mit dem ich es bisher vergleichen kann) , schon weil man es nicht mehrfach durchspielen muss um alles zu sehen. Und der überraschend erwachsene Humor hat mich zumindest zum Schmunzeln gebracht.

Die Charaktere hätten aber durchaus interessanter sein können. Immerhin gibt es nur ein paar in deren Psyche Raz tatsächlich eintauchen kann. Der Rest hat nach wenigen Stunden schon keine Gehirne mehr.

 

Abschließende Bewertung



Psychonauts ist ein unterhaltsamer Platformer der gegen Ende allerdings unnötig gestreckt wirkt. Ein paar Stunden weniger hätten keinesfalls geschadet.

 

Positive Aspekte von Psychonauts


  • abwechslungsreiche und gut designte Welten
  • hilfreiche Tips sowie eine Abkürzung ins Hauptquartier dank Bacon!
  • trotz des kindischen Aussehens besitzt es einen überraschend erwachsenen Humor
  • eine Vielzahl von psychischen Fähigkeiten die es zu kombinieren gilt um das Spiel zu bezwingen

 

Negative Aspekte von Psychonauts


  • die Welten sind teilweise länger als unbedingt nötig
  • Razputin kann an einigen Stellen im Terrain hängenbleiben
  • die Antagonisten und ihre Machenschaften spielen eine untergeordnete Rolle
  • die letzte Welt fand ich dank der Eskortmission und des Flucht-Segments sehr nervig