Cognition: An Erica Reed Thriller ist ein episodisches Point & Click-Adventure das sich mit Serienmördern beschäftigt
Wer eine durchgehend realistische Story erwartet ist hier allerdings fehl am Platz. Erica Reed, die Protagonistin, besitzt nämlich übernatürliche Fähigkeiten die es ihr erlauben in die Vergangenheit zu blicken. Ohne diese würde sie es vermutlich nicht schaffen auch nur einen einzigen Fall aufzuklären. Davon abgesehen sind die Untersuchungen aber durchaus realistisch gehalten. Und die Rätsel sind durchgehend fair, wenngleich manchmal übertrieben komplex. Für diese kann es sicherlich nicht schaden vom eingebauten Hilfe-System Gebrauch zu machen.
Aber zurück zur Story. Diese beschäftigt sich mit vier Serienmördern denen Erica im Laufe der Zeit auf die Schliche kommt. Dem Hangman, dem Wise Monkey, dem Oracle und dem Cain Killer. Die jeweiligen Geschichten hängen allerdings allesamt miteinander zusammen. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen nach jeder Episode eine frische Story serviert zu bekommen.
Schwache Gemüter sollten allerdings einen weiten Bogen um das Spiel machen. Mit Blut und abgetrennten Körperteilen wird hier nämlich nicht gespart. Außerdem gibt es Fallen die direkt aus der Saw-Reihe stammen könnten.
Erica hat zwar nur indirekt mit diesen zu tun, aber sterben kann sie trotzdem. Zumindest in Episode 1 und 4. Bei den anderen bin ich mir gerade nicht sicher. Ich fand die entsprechenden Stellen allerdings nervig, vor allem in der letzten Episode, die mit Game Overs nur so zu triefen schien. Die Szenen können zwar direkt von vorne gestartet werden, aber diese hätten sicherlich weniger frustrierend implementiert werden können. Selbst Quicktime-Events wären angenehmer gewesen.
Die meiste Zeit beschäftigt Erica sich allerdings mit Nachforschungen. Da werden Tatorte untersucht, Zeugen befragt, Informationen nachgeschlagen. Das Übliche halt. Wie bereits erwähnt besitzt sie allerdings übernatürliche Fähigkeiten die sich im Laufe der Zeit sogar weiterentwickeln. So kann sie nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern auch Erinnerungen manipulieren um diese wieder ans Tageslicht zu fördern.
Davon abgesehen dürfte es noch drei oder vier Ausprägungen ihrer Fähigkeit geben. Klingt vermutlich total überladen, aber es besteht nie Zweifel daran was zu tun ist. Die jeweiligen Auren sind je nach Nutzen nämlich anders eingefärbt. So führt eine blaue Aura zu einer normalen Vergangenheitsvision, während eine grüne mit zwei weiteren Auren kombiniert werden muss um einen "Geist" heraufzubeschwören.
Um dabei nichts zu übersehen gibt es auch eine Hotspot-Anzeige. Diese ist allerdings genauso suboptimal wie in der 20th Anniversary Edition von Gabriel Knight, sprich es wird alles per Textbox angezeigt. Es dürfte auch die selbe Engine zum Einsatz gekommen sein, was erklären würde warum das Überspringen von Texten zu einer rapiden Beschleunigung des Spiels führt.
Bizarrerweise funktioniert das nur manchmal, selbst wenn es keinen Unterschied in der Präsentation der jeweiligen Dialoge gibt. Und wenn es dann mal funktioniert kann es durchaus passieren, dass sowohl der aktuelle Dialog als auch der darauffolgende übersprungen werden. Das scheint in den späteren Episoden zwar behoben worden zu sein, aber in der ersten ist es mir ständig passiert.
Warum ich das überhaupt gemacht habe? Um Zeit zu sparen natürlich. Spannende Sequenzen schaue ich mir zwar von Anfang bis Ende an, aber bei normalen Gesprächen habe ich nur selten Lust dazu. Wer es trotzdem tut dürfte dies aber nicht bereuen. Die Sprecher leisten nämlich sehr gute Arbeit.
Die Animationen können damit allerdings nicht mithalten. Ich habe dummerweise keinen guten Screenshot von schießen können, aber teilweise wirken die Charaktere wie Amateurschauspieler denen subtil ein Fremdwort ist. Da werden schonmal Fäuste vorm Gesicht geballt so als wollten sie jemanden verprügeln. Dabei soll das nur ausdrücken wie sauer sie sind.
Die Charaktere reagieren außerdem sehr schwammig und sind häufig Opfer von Clipping-Fehlern. So verschwindet schonmal ein Kinn im Körper oder sogar der gesamte Unterleib in einem Schrank. Und manche Charaktere drehen ihre Köpfe so extrem, dass sie eigentlich abfallen müssten.
Dazu kommen unnötige Pausen, schwebende Objekte, eingefrorene Animationen und sogar Ereignisse die an komplett falscher Stelle ausgeführt werden. So wollte Erica in der letzten Episode einen Kofferraum öffnen indem sie das bereits offene Fenster öffnet, woraufhin ich trotzdem den Kofferraum erblickt habe.
Technisch gesehen wurde also ganz schön geschlampt. Das sollte nur selten Probleme bereiten, aber ignorieren kann ich es keinesfalls.
Wer darüber hinwegsehen kann bekommt aber eine interessante und teilweise auch spannende Story serviert. Diese wird teilweise in Form von Graphic Novels erzählt deren einziges Problem die nicht vorhandenen Sprech-Animationen sind. Ist aber nicht allzu schlimm. Immer noch besser als die ingame-Grafik.
Dazu kommt ein Soundtrack der zwar nicht unbedingt einprägsam, aber doch gut gewählt ist. Teilweise atmosphärisch, teilweise spannend. Je nachdem was gerade passt. Auf die Präsentation wurde offensichtlich mehr Wert gelegt als auf die Technik.
Abschließende Bewertung
Cognition: An Erica Reed Thriller erzählt eine interessante und teilweise auch spannende Story die allerdings unter einigen technischen Schwächen leidet.
Positive Aspekte von Cognition
- die Musik unterstreicht die Story wunderbar
- Objekte lassen sich per Hotspot-Anzeige einblenden
- die Synchronsprecher leisten durchgehend gute Arbeit
- die Geschichte ist ganz interessant, auch wenn sie sich teilweise etwas langsam entwickelt
- die Graphic Novel Zwischensequenzen sind durchaus gelungen, auch wenn es an Sprech-Animationen mangelt
Negative Aspekte von Cognition
- es gibt viele technische Schwächen die den Gesamteindruck runterziehen
- die letzte Episode trieft nur so vor Möglichkeiten das Zeitliche zu segnen
- manche Rätsel sind unnötig komplex und erfordern entweder einen häufigen Einsatz von Ericas Kräften oder viel Hin- und Hergelaufe