Virtue's Last Reward ist der direkte Nachfolger zu Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors und handelt von einem weiteren Nonary Game
Wer den Vorgänger nicht kennt sollte dies unbedingt nachholen bevor er mit diesem Teil anfängt. Anfangs scheint es außer zwei Charakteren zwar keine Zusammenhänge zu geben, aber im Laufe der Zeit kommt noch einiges hinzu. Was das ist will ich hier natürlich nicht verraten, immerhin ist die Story einer der wichtigsten Aspekte des Spiels.
Diese hatte ich mir zwar teilweise schon gespoilert, aber es gab trotzdem mehr als genug interessante Enthüllungen um mein Interesse von Anfang bis Ende zu halten. Und schlussendlich war die Story gar nicht so seltsam wie sie damals geklungen hat. Dank meines Erfahrungsberichtes hat sich mein Durchgang aber ein bisschen in die Länge gezogen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht. Beziehungsweise ob es weitergeht. Im Gegensatz zu 999 hat Virtue's Last Reward nämlich ein großes Problem: die Story dient an sich nur als Prolog zu einem wichtigeren Ereignis. Ohne dieses fehlen viele Informationen die die Geschichte abrunden könnten. Und momentan ist ungewiss ob es noch einen weiteren Teil geben wird.
Es existiert allerdings eine mysteriöse Teaser-Seite die eventuell den Countdown bis zur offiziellen Ankündigung runterzählt. Kotaro Uchikoshi, welcher für die Story verantwortlich ist, hat außerdem erwähnt, dass dieses Jahr alles worauf er hingearbeitet hat zum Abschluss kommen könnte. Man kann also hoffen. Aber genug geschwafelt.
In Virtue's Last Reward geht es um eine ähnliche Situation wie im Vorgänger. Neun Menschen finden sich an einem mysteriösen Ort wieder und müssen für eine Person namens Zero das sogenannte Nonary Game spielen. Dazu müssen sie sich in Dreiergruppen aufteilen und durch farbige Türen schreiten hinter denen Rätselräume verborgen sind.
Im Gegensatz zu 999 müssen sie allerdings keinen Ausgang finden. Dieser befindet sich nämlich von Anfang an vor ihrer Nase. Um ihn zu öffnen benötigen sie allerdings neun Punke, welche sich nur durch das sogenannte Ambidex Game erringen lassen. Ich will an der Stelle nicht zuviel verraten, aber es strapaziert ständig das Vertrauensverhältnis der Gruppe und sorgt für einiges an Drama. Dementsprechend ist es eine interessante Ergänzung zum bekannten Konzept.
Der Rest läuft wie gehabt, nur dass keine Nummern sondern Farben kombiniert werden müssen um die Rätselräume zu betreten. Je nachdem wie das Ambidex Game abläuft hat man unterschiedliche Türen zur Auswahl, die je nach Route in andere Räume führen können. Dadurch ergeben sich neun Routen die in drei unterschiedliche Stränge einsortiert werden können.
Die mittleren sind für den Anfang gut geeignet während man sich die rechten am besten bis zum Schluss aufhebt. Funktioniert aber nicht so gut wie ich mir das wünschen würde. Es gibt nämlich sogenannte Story-Schlösser die es unmöglich machen mit der entsprechenden Route fortzufahren bis man Informationen aus einer anderen Route besitzt.
Das ist zwar eng mit der Story verwoben (und wer 999 kennt dürfte eine generelle Vorstellung davon haben wie das abläuft), ist dafür aber extrem frustrierend, vor allem wenn man rein theoretisch schon mehr als genug Informationen besitzt um dieses Schloss zu brechen. So soll an einer Stelle eine Person überführt werden über deren Identität ich mir zu 99,9% sicher war. Aber trotzdem musste ich erst eine andere Route spielen in der es noch offensichtlicher gemacht wurde.
Dementsprechend wird die Story eher suboptimal erzählt. So können manche Routen andere spoilern wenn man sie in der falschen Reihenfolge spielt. Als bestes Beispiel fällt mir ein Mord ein der in zwei Routen aufgeklärt wird. In der ersten ist dies essenziell, in der zweiten wird es nur um Rande erwähnt. Spielt man die zweite zuerst ist der Überraschungsfaktor natürlich futsch.
Glücklicherweise kann man jederzeit von einer Route zur anderen springen und muss bereits absolvierte Rätsel nicht nochmal machen. Dazu kommt eine Skip-Funktion mit der bereits gelesene Texte übersprungen werden können. Hätte es solch einen Komfort mal im Vorgänger gegeben...
Glücklicherweise kann man jederzeit von einer Route zur anderen springen und muss bereits absolvierte Rätsel nicht nochmal machen. Dazu kommt eine Skip-Funktion mit der bereits gelesene Texte übersprungen werden können. Hätte es solch einen Komfort mal im Vorgänger gegeben...
Trotz der Erzählweise gibt es aber genug interessante Enthüllungen. Je nachdem wie gut man aufpasst kann man diese aber durchaus kommen sehen. Selbst einer der größten Twists besitzt mehr als genug Hinweise um ihn vorher zu entschlüsseln. Ist mir allerdings nicht gelungen, unter anderem weil mir ein Hinweis direkt entglitten ist nachdem ich ihn gelesen habe. Passiert halt wenn man im Anschluss schlafen geht.
Dieser wirft allerdings ein paar Fragen auf die sich meiner Meinung nach nicht zu hundertprozentiger Zufriedenheit aus der Welt schaffen lassen. Wie zum Henker merkt Sigma nicht, dass er ein alter Mann mit mechanischem Auge ist? An einer Stelle hält er doch sogar reflektierende Aluminiumfolie in der Hand. Und die Monitore könnten je nach Material auch als Spiegel dienen. Außerdem sollte man meinen, dass er sich wenigstens ab und zu ins Gesicht fassen würde.
Und bei einem anderen Twist könnte die Auflösung ein bisschen billig wirken. Nämlich dass Sigma kein GAULEM ist sondern nur kybernetische Arme besitzt. Spieler so in die Irre zu führen könnte natürlich auch als clever angesehen werden. Zumal es sie eventuell davon abhält nach dem zweiten Twist zu suchen.
Die Charaktere sind aber vermutlich ein größeres Problem. Einer ist total nutzlos, ein anderer ein Arschloch, zwei purer Fanservice (eine rennt halbackt durch die Gegend, die andere trägt einen Ring als "BH") und bei einem muss man wohl bis zum nächsten Teil warten um herauszufinden was es mit diesem eigentlich auf sich hat.
Dementsprechend hat mir nur Lunas Geschichte wirklich gefallen. Sie ist auch einer der wenigen Charaktere die sich nie wie ein totales Arschloch verhalten hat. K und Tenmyouji sind zwar noch okay, aber selbst da gab es Stellen wo sie mich genervt haben.
Sigma ist aber eindeutig einer der schlimmsten Charaktere. Selbst bei einem gottverdammten Hebel muss er irgendwelche perversen Witze reißen und seine Begleiterinnen zu einem Handjob auffordern. Man könnte fast meinen er befände sich noch mitten in der Pubertät. Der restliche Humor des Spiels ist aber auch nicht viel besser. Zum Glück gibt es mehr als genug ernste Momente um diesen verblassen zu lassen.
Jetzt aber zu einem der wichtigsten Elemente des Spiels: den Rätseln. Diese schwanken zwischen kinderleicht und extrem frustrierend. Oder ich war für letztere einfach zu blöd. Kann natürlich auch sein. Normalerweise reichen die Hinweise aber vollkommen aus um sie ohne größere Probleme zu lösen. Wenn es sie denn gibt. Manche basieren aber auf Trial & Error, was allerdings schlimmer klingt als es tatsächlich ist.
So muss an einer Stelle Wasser in verschiedene Behälter umgeleitet werden. Könnte man natürlich versuchen irgendwie auszurechnen, aber es ist sinnvoller einfach die Hebel zu drehen und ein bisschen rumzuprobieren. Dank optischer Hinweise lässt sich das Ergebnis somit schnell ermitteln.
Bei einem Dart-Minispiel hatte ich da schon größere Probleme. Dort musste nämlich sowohl die Summe als auch die Farbe der jeweiligen Ergebnisse stimmen. Hat mich von allen sicherlich am längsten aufgehalten ... bis es zu einem Würfelspiel kam das in einfacherer Form schonmal auftrat. Dort sollte ich nämlich mehrere Seiten nach einer Vorlage anpassen, was einfach nicht so klappen wollte wie ich mir das vorgestellt habe.
Für andere Rätsel kann man wenigstens den Schwierigkeitsgrad senken. Dadurch geben die Charaktere beim Scheitern ständig Kommentare von sich und verraten einem schlussendlich sogar die Lösung. Teilweise sogar auf sehr unterhaltsame Weise. So beschwert sich eine alte Bekannte, dass ihr Bruder das schneller hätte lösen können ... obwohl dieser gar nicht sehen kann.
Wer alles vom Spiel sehen will muss die Rätsel allerdings auf dem normalen Schwierigkeitsgrad lösen (der als Hard betitelt wird) und im Anschluss ein geheimes Passwort erraten um versteckte Informationen freizuschalten. An manches Stellen war das ein Witz, an anderen hatte ich nicht auch nur den blassesten Schimmer.
Um mal ein kleines Beispiel zu nennen: an einer Stelle müssen zwei Werte von einem Poster auf Knöpfe eines Aufzugs übertragen werden. Die letzte Zahl bezieht sich allerdings auf den Veranstalter des Nonary Games, beziehungsweise dessen künstliche Intelligenz Zero Jr. Also drückt man die 0 und ist so gut wie fertig. Zero Jr. wird allerdings auch als Zero III betitelt. Drückt man die drei erhält man also auch das letzte Stück des Puzzles.
Ich würde allerdings empfehlen diese Informationen nicht beim ersten Mal zu lesen. Ab und zu sind diese zwar komplett unwichtig und teilweise nur ein Gag (so gibt es eine Geschichte über magische Katzen bei der ich mir sicher bin wie ernst ich diese nehmen soll), aber an anderen Stellen könnten sie durchaus Schlussfolgerungen vorwegnehmen. Hat eine Freundin von mir zwar anders empfunden, aber sicher ist sicher.
Und wenn ich schon bei Zero Jr. war: diesen empfinde ich ebenfalls als recht nutzlos, auch wenn er natürlich eine gewisse Rolle spielt. Wirkt beinahe so als sollte das eine Anspielung auf Monokuma aus Danganronpa sein. Er ist aber bei weitem nicht so lustig und kommt nur selten vor. Es gibt zwar auch eine storytechnische Erklärung (Mondhase), aber das macht ihn auch nicht interessanter.
Im Großen und Ganzen ist Virtue's Last Reward aber ein interessantes Spiel dessen Story mit einigen Twists aufwarten kann und das trotz des suboptimalen Story-Schloss-Prinzips dauerhaft bei Laune hält. Der Vorgänger schneidet aber vermutlich besser ab, schon weil die Story nicht als Prolog für eine andere Story dient. Das Gameplay war dafür nerviger, schon weil man für jede Route von vorne anfangen musste.
Jetzt muss ich nur noch auf die Veröffentlichung eines Nachfolgers hoffen. Diesen könnte ich wenigstens ohne Spoiler genießen. Und er wird hoffentlich ein Ende bieten anstatt direkt in eine weitere Story überzugehen. Was Nachfolger allerdings nicht ausschließen würde. Immerhin bin ich mir nicht sicher, ob die gesamte Radical-6 und Free the Soul-Storyline in einem Spiele abgeschlossen werden kann. Aber das wird sich dann ja zeigen.
Abschließende Bewertung
Virtue's Last Reward ist ein packendes Spiel dessen Gameplay nur selten frustriert. Die Story-Schlösser sind allerdings suboptimal und die Story besitzt kein wirkliches Ende.
Positive Aspekte von Virtue's Last Reward
- eine interessante Story voller Geheimnisse
- bereits gelesene Dialoge lassen sich in Windeseile überspringen
- es kann jederzeit zwischen verschiedenen Punkten hin- und hergesprungen werden
- viele gut gemachte Rätsel sowie ein leichterer Schwierigkeitsgrad falls man doch mal feststecken sollte
Negative Aspekte von Virtue's Last Reward
- die Charaktere sind ein bisschen durchwachsen
- die gesamte Story dient quasi als Prolog zu einer anderen Geschichte
- die Story-Schlösser können teilweise sehr frustrierend sein, vor allem wenn man die Lösung rein theoretisch bereits kennt