[Review] Valkyria Chronicles - Jack-Reviews.com

[Review] Valkyria Chronicles

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Valkyria Chronicles ist ein Strategie-Rollenspiel dessen Gameplay allerdings mit Third-Person-Shootern vergleichbar ist
Eigentlich mag ich das Genre nicht sonderlich, dauern die Kämpfe doch viel zu lange und müssen teilweise auch noch von vorne wiederholt werden falls irgendwas schiefgehen sollte. Allerdings habe ich das Spiel dann zufällig gewonnen (nachdem ich gesehen hatte, dass eine Freundin es nicht schlecht fand) und aufgrund des etwas anderen Gameplays mal einen Blick drauf geworfen.

Im Gegensatz zu richtigen Third-Person-Shootern gehen zwar viele Schüsse ins Leere (vor allem wenn Scharfschützen auf niedrigen Leveln versuchen einen Kopfschuss zu landen), aber da jederzeit gespeichert werden kann, hält sich der Frustfaktor in Grenzen. Wenn der Gegner in seinem Zug das eigene Team zerfetzt, sieht das schon anders aus. Dann muss man nämlich bis zum Ende warten um den letzten Spielstand zu laden.

Mit diversen Fehlschlägen können die Kämpfe schon mal eine Stunde oder sogar länger dauern. Wäre ganz okay wenn die Story da mithalten könnte, aber die Zwischensequenzen sind allesamt recht kurz und dürften pro Kapitel vermutlich nicht länger als zehn bis fünfzehn Minuten einnehmen. Bei einer Spielzeit von circa 25 Stunden (22 Missionen + alle im ersten Durchgang freischaltbaren Reports), ist das ein eher durchwachsenes Verhältnis, zumal ich zwischendurch Missionen gemacht habe die hauptsächlich zum Grinden da sind und keinerlei Story beinhalten.

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Als schlecht würde ich die Story allerdings nicht bezeichnen. Der Krieg zwischen dem Imperium und der kleinen Nation Gallia hätte zwar länger sein können, wird ansonsten aber in ausreichendem Maße beleuchtet. Die Charaktere hätten aber einen größeren Fokus vertragen können, vor allem was ihre Beziehungen untereinander betrifft.

Das trifft nicht nur auf die eigene Truppe sondern auch auf die Antagonisten zu. Deren Hintergrundgeschichte wird zwar erzählt, aber auf mich wirkte das eher beiläufig eingeworfen damit sie nicht ganz so blass wirken.

Am seltsamsten ist das bei der gegnerischen Valküre Selvaria. Diese hat zwar ein paar Prequel-Missionen spendiert bekommen die eine etwas andere Seite von ihr zeigen, aber ich würde nicht behaupten, dass ich sie dadurch besser kennengelernt hätte. Von daher sind diese Missionen zwar ganz nett, aber in keinster Weise essenziell. Hätte man sicherlich mehr draus machen können.

Valkyria Chronicles Valküre

Mehr kann nicht erzählen ohne die wichtigsten Aspekte zu spoilern, von daher fokussiere ich mich jetzt ausschließlich aufs Gameplay. Wer damit nichts anfangen kann oder es schlichtweg zu schwer findet, der braucht Valkyria Chronicles gar nicht erst auszuprobieren. Es gibt zwar unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, aber diese beschränken sich ausschließlich auf die Skirmishes, sprich optionale Missionen die fürs Grinden gedacht sind.

Diese Missionen sind vermutlich auch die einzigen, in denen die Gegner eine wahre Bedrohung darstellen können. Das soll nicht heißen, dass der Rest des Spiels ein Witz wäre. Aber es gibt viele Stellen wo die KI ihre Aktionspunkte sinnlos verschwendet um zum Beispiel einen Panzer hin- und herzufahren ohne dabei auch nur einen Angriff zu tätigen. Und Elite-Soldaten hocken teilweise nur in der Basis rum und greifen erst an wenn man ihnen zu nahe kommt.

Wirklich schlimm sind nur Missionen wo die Gegner endlos Verstärkung rufen. Die einzige Möglichkeit dies zu unterbinden besteht darin alle Lager einzunehmen. Dazu müssen allerdings alle Gegner um die Flagge herum vernichtet werden.

Es gibt außerdem Verstärkung die geskriptet eintrifft und einen beinahe gewonnenen Kampf nochmal herumreißen kann. Das hatte ich mir allerdings schlimmer vorgestellt als es tatsächlich war. Außer zwei Missionen fällt mir jedenfalls kein Beispiel ein. In der ersten erscheint Selvaria sobald eine bestimmte Basis eingenommen wurde, was innerhalb kürzester Zeit zum Game Over führen kann, und in der anderen erscheinen an gegenüberliegenden Enden der Karte Panzer die es zu zerstören gilt.

Letzteres dürfte beim ersten Versuch in die Hose gehen, tauchen doch ständig Soldaten auf die ein direktes Vordringen zu den Panzern so gut wie unmöglich machen. Dementsprechend musste ich meine Gruppe bereits vor Erscheinen der Panzer an den Spawnpunkten aufstellen. Innerhalb weniger Züge waren sie dann auch Geschichte. An sich würde sogar einer reichen, da jeder Panzer eine verwundbare Stelle hat die ihn bei Raketenbeschuss in Stücke reißt.

Krieg

Und damit sollte ich vermutlich erklären, was es denn überhaupt für Klassen gibt. Da wäre zum einen der Späher: die Einheit mit den meisten Bewegungspunkten, welche dementsprechend in Windeseile von einem Ende der Karte zum nächsten rennen kann. Der Schaden lässt aber keinesfalls zu wünschen übrig. Kopfschüsse reichen vollkommen um jede Einheit (die sich nicht in Deckung befindet) in einem Zug zu töten.

Sollte sich ein Gegner in Deckung befinden, kann der Späher auch eine Granate werfen. Danach wäre zwar kein weiterer Angriff möglich, aber die Aktionspunkte können allesamt für die selbe Einheit verwendet werden. Dabei sinken allerdings deren Bewegungspunkte bis nur noch wenige Schritte möglich sind. Von daher sollte der Späher all seine Feinde erledigen oder rechtzeitig verschwinden.

Dabei muss allerdings ein spezielles Element des Kampfsystems beachtet werden: gegnerische Truppen können im eigenen Zug unbegrenzt angreifen. Dazu benötigen sie nur eine direkte Sichtlinie sowie eine Waffe mit unbegrenzter Munition (Scharfschützen oder Lanzenträger können dementsprechend nicht zurückschlagen). Die eigenen Truppen besitzen die selbe Fähigkeit, weswegen es ganz nützlich sein kann einen Panzer an gegnerischen Spawnpunkten zu platzieren.

Alicia

Aber zurück zu den Klassen. Als nächstes kommen die Schocktruppen, welche zwar nicht ganz so weit laufen können wie die Späher, dafür aber bessere Rüstung tragen. Ihre Maschinengewehre richten zwar nicht unbedingt mehr Schaden an, dafür bekommen sie später Flammenwerfer mit denen mehrere Gegner auf einmal attackiert werden können.

Dann folgen die Lanzenträger, die allerdings nicht mit Lanzen sondern Raketen um sich werfen. Von daher die perfekte Einheit um einen Panzer zu vernichten. Sie halten unter normalen Beschuss zwar kaum was aus, widerstehen dafür so gut wie jeder Explosion. Später erhalten sie außerdem die Möglichkeit einen Granatwerfer auszurüsten, allerdings nur im Austausch gegen ihre Raketen. Dementsprechend habe ich davon keinen Gebrauch gemacht.

Dann folgt der Mechaniker, der sowohl für Panzer als auch Lanzenträger unverzichtbar ist. Erstere kann er reparieren und letztere mit neuen Raketen ausrüsten. Pro Runde werden begrenzte Ausrüstungsgegenstände zwar um eins erhöht, Mechaniker können diese aber unbegrenzt nachladen. Genau das Richtige wenn es gilt mehrere Panzer zu vernichten. Der Mechaniker kann außerdem Minen entschärfen, was in manchen Missionen dringend nötig ist.

Zu guter Letzt kommt dann noch der Scharfschütze. Diesen habe ich nicht so oft verwendet wie gedacht, aber wenn er trifft, dann ist die entsprechende Einheit auch tot. Außer natürlich sie befindet sich in Deckung oder es wurde nur auf den Körper gezielt. Letzteres ist aber pure Zugverschwendung. Vorher zu speichern ist sinnvoller als zwei Züge zu verbrauchen.

Waffe

Um die Klassen zu stärken gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen können ihre Waffen je nach Storyfortschritt verbessert werden. Das dazu benötige Geld gibt es nach erfolgreichen Missionen und hängt davon ab wie viele Runden bis zum Sieg benötigt wurden. Später kommen außerdem bis zu drei alternative Zweige hinzu, wo unter anderem Schaden für einen zusätzlichen Effekt (verringerter Schaden/verringerte Verteidigung) geopfert werden kann.

Im selben Menü können auch Upgrades für den eigenen Panzer erworben werden. Manche davon sind dauerhaft während andere in einem Raster angebracht werden müssen. Letzteres vergrößert sich zwar im Laufe der Story, erlaubt aber trotzdem nur eine begrenzte Anzahl aktiver Module.

Es ist außerdem möglich gegnerische Waffen und Panzerteile auf dem Schlachtfeld zu erbeuten. Letztere scheine ich nie bekommen zu haben und erstere lohnen sich so gut wie nie, weil Reichweite für Schaden geopfert werden müsste. Bei Nahkämpfern vielleicht ganz nützlich, aber ich habe lieber auf königliche Waffen zurückgegriffen die für gute Leistungen verteilt werden.

Level Up

Die andere Möglichkeit Klassen zu stärken besteht darin sie zu trainieren. Die dafür benötigen Erfahrungspunkte werden ebenfalls durch erfolgreiche Missionen gesammelt. Eine direkte Verbesserung konnte ich zwar nicht feststellen (außer beim Upgrade zur Elite-Klasse), aber je höher das Level, desto mehr Potenziale werden freigeschaltet. Diese passiven Effekte werden zufällig im Kampf ausgelöst und können den Schaden verdoppeln, Wunden heilen, die Bewegungspunkte aufs Maximum zurücksetzen, und noch viel mehr.

Mit steigendem Level werden außerdem Befehle erlernt. Und diese sind teilweise übermächtig. Sie benötigen zwar Aktionspunkte und halten nur für einen Zug, aber ein Späher mit erhöhter Verteidigung, erhöhter Ausweichrate und Schutz gegen Kreuzfeuer kann selbst an einem Panzer und mehreren Soldaten vorbeirennen ohne viel Schaden zu nehmen.

Das führt dazu, dass Alicia teilweise im Alleingang von Basis zu Basis rennen und diese einnehmen kann, woraufhin die restlichen Truppen den Weg überspringen und einfach bei der nächsten Basis spawnen können. Fürs Grinding ist das wunderbar, gibt es doch mehrere Missionen die sie in ein bis zwei Zügen für sich entscheiden kann. Ansonsten könnte es wohl etwas billig wirken, weswegen die Befehle im zweiten Teil scheinbar abgeschwächt wurden.

Diesen werde ich allerdings nicht spielen. Er soll zwar das bessere Gameplay bieten, dafür aber eine schwächere Story. Der dritte Teil (der nur von Fans übersetzt wurde) soll sich aber wieder lohnen. Also werde ich den vermutlich nächstes Jahr mal anschauen.

Karte

Den ersten Teil kann ich trotz seiner Schwächen aber durchaus empfehlen. Die Missionen können zwar etwas langatmig wirken, aber die Entwickler haben zumindest versucht ab und zu etwas Abwechslung reinzubringen. So gibt es eine Mission in der man durch einen Wald schleichen und Suchscheinwerfern entgehen muss, oder in der die Gruppe bis zum Angriff nicht gesehen werden darf.

Wirklich nervig ist nur die Mission, in der ein gegnerisches Fahrzeug daran gehindert werden muss das untere Ende der Karte zu erreichen. Diese habe ich vermutlich dreimal wiederholen müssen bis ich endlich wusste wie es geht.

Wer taktische Rollenspiele mag und gegen etwas Frust nichts einzuwenden hat, könnte an Valkyria Chronicles also durchaus seine Freude haben.


 

Abschließende Bewertung



Die Story kommt für meinen Geschmack zwar etwas zu kurz, vor allem was die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren angeht, aber in Sachen Gameplay kann Valkyria Chronicles bis auf wenige Ausrutscher überzeugen. Ohne die Möglichkeit jederzeit zu speichern wäre es vermutlich schlimmer gewesen.

 

Positive Aspekte von Valkyria Chronicles


  • gut präsentierte Story-Sequenzen
  • innerhalb von Kämpfen kann jederzeit gespeichert werden
  • die unterschiedlichen Klassen, Upgrades und Befehle bringen mehr als genug Taktik ins Spiel
  • hier und da haben die Entwickler mit unterschiedlichen Missionsarten experimentiert um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen

 

Negative Aspekte von Valkyria Chronicles


  • die Befehle sind teilweise übermächtig
  • das Verhältnis zwischen Gameplay und Story halte ich für etwas unausgegoren
  • die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade kommen nur in optionalen Missionen zum Einsatz
  • die DLC-Missionen sind zwar ganz nett, aber selbst Selvarias Prequel-Missionen tragen kaum zur Story bei