[Artikel] Valkyria Chronicles 3 - Ein Spiel voller Stärken und nerviger Schwächen - Jack-Reviews.com

[Artikel] Valkyria Chronicles 3 - Ein Spiel voller Stärken und nerviger Schwächen

Strategie-RPG

An sich hätte ich zu dem Spiel ein ganz normales Review schreiben können, aber das würde sich meiner Meinung nach nicht lohnen. Vieles was ich sagen könnte habe ich bereits in meinem Review zum 1.Teil erwähnt. Es gibt zwar viele kleine Änderungen, aber prinzipiell hat sich am Gameplay nichts getan. Das scheint umso mehr der Fall zu sein, wenn man das Spiel mit dem zweiten Teil vergleicht. Diesen habe ich allerdings nicht gespielt und werde es auch nicht tun. Dafür soll die Story viel zu schlecht sein.

Ob Valkyria Chronicles 3 diese überbieten kann ist eine andere Sache. Die Entwickler haben nämlich eine etwas zweifelhafte Route eingeschlagen. Statt eine neue Geschichte zu erzählen wird der Konflikt des 1.Teils nochmal behandelt, diesmal aus der Sicht eines namenlosen Trupps (kreativerweise Nameless Squad genannt) dessen Taten aus dem Lauf der Geschichte getilgt wurden. Dementsprechend gibt es einige Retcons die störend auffallen könnten, wie die Existenz einer geheimen imperialen Truppe die natürlich nie erwähnt wurde.

Insgesamt erzählt Valkyria Chronicles 3 aber eine etwas persönlichere Geschichte die unter anderem die Rasse der Darcsen genauer ins Visier nimmt. So werden die Teamkameraden meiner Meinung nach besser beleuchtet als die im 1.Teil, schon weil jeder von ihnen eine eigene Mission spendiert bekommt. Um diese freizuschalten muss der jeweilige Charakter aber häufiger in die Schlacht geschickt werden. 

Kurt Irving

Und da wäre ich auch schon bei einem der größten Probleme des Spiels. Die Team-Missionen sind zwar allesamt ganz nett, aber die Hauptmissionen sind irgendwann einfach nur noch nervig. Während ich den ersten Teil in knapp 25 Stunden beenden konnte, so habe ich hier 45 gebraucht. Und das auch nur weil ich mit Emulator gespielt habe und dadurch die fehlende Speichermöglichkeit in Kämpfen umgehen konnte.

Da Valkyria Chronicles 3 auf der PSP erschien, dachten sich die Entwickler vermutlich, dass sie die Kapitel in mehrere Missionen unterteilen müssten. Was theoretisch auch Sinn ergeben würde. Insgesamt dauern die Kapitel aber trotzdem länger, gibt es doch vier bis fünf unterschiedliche Missionen (wovon eine stets optional ist). Und dann kommen noch die Charakter-Missionen hinzu. Und theoretisch auch DLC, aber dieser wurde im Patch nicht übersetzt.

Wer zwischendrin scheitert hat außerdem keine Wahl als von vorne anzufangen. Mittendrin speichern ist wie gesagt nicht drin. Das mögen manche für eine sinnvolle Änderung halten, aber es gibt einfach zu viele Variablen die einem die Kämpfe ruinieren können, wie Gegner die sich wegducken oder Angriffe die aus anderen Gründen nicht den Schaden anrichten den man sich erhofft hat.

Die Missionsvielfalt bringt außerdem ein weiteres Problem mit sich: die Maps werden am laufenden Band recycelt! Die Aufteilung in unterschiedliche Schlachtfelder macht das nur noch schlimmer. So gibt es nicht mehr eine Karte sondern meistens bis zu vier. Um zwischen diesen zu wechseln, müssen erst die gegnerischen Stützpunkte eingenommen werden, was zumindest eine nette strategische Änderung ist.

Wäre all das nicht der Fall, hätte ich Valkyria Chronicles 3 vermutlich über dem 1.Teil eingeordnet, sind die meisten Änderungen doch positiver Natur. Diese werde ich nun etwas gestraffter auflisten, sonst streckt sich dieser Artikel noch genauso wie das Spiel.

Kurt Irving
  • Der gegnerische Zug muss nicht mehr komplett mit angesehen werden. Kann man zwar tun, ist aber pure Zeitverschwendung.
  • Charaktere können jederzeit vom Schlachtfeld abgezogen werden. Innerhalb eigener Basen ist das sogar kostenlos! Außerdem ist es nicht möglich sie dauerhaft zu verlieren, selbst wenn eine gegnerische Einheit mit ihnen in Berührung kommen sollte.
  • Der Einsatz von Panzern kostet nur noch 1CP! Außerdem gibt es viele verschiedene Modelle, darunter einen Truppentransporter der die eigenen Leute vor Geschütztürmen und anderen Panzern schützen kann.
  • Es gibt verschiedene Extras die den Panzer noch nützlicher machen. So kann er Steine zerschmettern oder Brücken errichten. Dabei muss aber das Gewicht des Panzers im Auge behalten werden (statt des Gitters aus dem 1.Teil)
  • Die Vernichtung des Panzers oder der Tod wichtiger Figuren führt nur noch selten zum Game Over.
  • Drei der Protagonisten haben besondere Fähigkeiten für deren Einsatz SP benötigt werden (von denen maximal 3 pro Kampf verfügbar sind). So kann Imca zum Beispiel alle Gegner in Sichtweite angreifen.
Open Fire
  • Man kann eine Valküre spielen! Auch wenn sie nicht ganz so mächtig wie in Zwischensequenzen daherkommt. In Kombination mit der Späher-Klasse lassen sich einige Missionen aber in Windeseile abschließen.
  • Klassen können jederzeit gewechselt werden. Dazu gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Waffen und Accessoires die sie noch mächtiger machen können. So hat meine Valküre eine Panzerweste getragen die ordentlich Schaden absorbiert.
Und damit komme ich auch zu einer etwas fragwürdigeren Änderung. Der Klassenwechsel bringt verschiedene Potenziale mit sich die nur mithilfe anderer Klassen erlernt werden können. So kann die Späher-Fähigkeit zweimal in einer Runde zu agieren nur dann gelernt werden, wenn der entsprechende Charakter auch eine Stufe der Techniker-Klasse meistert.

Im 1.Teil hat es gereicht diese mit Erfahrungspunkten zu leveln. Diesmal müssen die Charaktere aber tatsächlich benutzt werden (während die Erfahrungspunkte für HP, Verteidigung, Ausweichen, etc.. benutzt werden). Und das ist furchtbar, hatte ich für Techniker doch so gut wie keine Verwendung. Hier und da haben sie Munition aufgefüllt, aber das wars auch schon.

Ich sah einfach keinen Grund diese Klasse meinen Spähern vorzuziehen. Auf dem höchsten Level sollen sie die Party zwar mit Instrumenten buffen können, aber bis dahin muss man erst mal kommen. Andere Klassen sind da noch viel schlimmer.

So gibt es unter anderem den Kanonier, eine Klasse die perfekt zum Verteidigen von Basen geeignet ist ... und zu nichts anderem. In der Verteidigungsphase zielt er zwar direkt auf anrückende Gegner, in der aktiven Phase sind seine Schüsse aber breit gefächert. Da muss man schon aus nächster Nähe auf den gegnerischen Kopf zielen um vielleicht(!!) einen Treffer zu landen. Dementsprechend habe ich keinen meiner Kanoniere auch nur eine Stufe leveln können.

Und die Nahkampfklassen habe ich direkt ignoriert, auch wenn zumindest der Fechter im 2.Teil übermächtig gewesen sein soll. Diese neuen Klassen hätten also echt nicht sein müssen. Die aus dem 1.Teil haben doch vollkommen ausgereicht. Eine tolle Änderung ist aber eine spätere Waffe des Scharfschützen: ein Gewehr mit drei Schüssen pro Zug! Das halten selbst die am besten gepanzerten Einheiten nicht aus, egal ob sie in Deckung hocken oder nicht.

Valkyria Chronicles III

Dummerweise drängt einen das Spiel dazu die gegnerischen Basen einzunehmen anstatt sich Zeit zu nehmen. Ich kann mir das natürlich einbilden, aber mir kommt es so vor, als würden die Gegner viel mehr Verstärkung rufen als noch im 1.Teil. Und das schon früh im Spiel.

Dafür greifen die meisten Gegner nur einmal an, egal ob sie die eigenen Einheiten mit einem zweiten Angriff töten könnten oder nicht. Einzig Bosse scheinen häufiger zu agieren. Das ist mir allerdings nur in der letzten Mission so wirklich aufgefallen ... wo der Boss meine Gruppe geradezu zerfetzt hat. Diesen zu töten war aber nicht so einfach, ist er doch sogar dem Valküren-Laser ausgewichen. Ein Grund mehr warum es möglich sein sollte innerhalb eines Kampfes zu speichern.

Und das war an sich auch schon das Wichtigste. Eine Sache muss ich aber noch erwähnen: Die Übersetzung ist recht halbgarer Natur. Sie klingt an sich zwar gut, aber der Text fließt an vielen Stellen über die Textbox hinaus und ist teilweise sogar abgeschnitten, sowohl am Anfang als auch am Ende. Letzteres betrifft vor allem die Charakter-Missionen, kommt gegen Ende aber auch innerhalb der Story vor.

Tut dem Verständnis keinen Abbruch, nervig ist es aber trotzdem. Und die DLC-Missionen wurden wie bereits erwähnt überhaupt nicht übersetzt. Das selbe trifft auf die Zeitungen zu, die vermutlich wie im 1.Teil zusätzliche Informationen enthalten würden. Bestätigen kann ich das mangels Sprachkenntnissen aber nicht.

Wer Valkyria Chronicles mochte, der kann in den 3.Teil also durchaus mal reinschauen. In Sachen Gameplay lohnt es sich durchaus ... bis es einem irgendwann zum Hals raushängt. Aber ich bin eh kein Fan von Strategie-Rollenspielen.