[Review] Arcanum: Of Steamworks and Magick Obscura - Jack-Reviews.com

[Review] Arcanum: Of Steamworks and Magick Obscura

Rollenspiel

Arcanum ist ein isometrisches Rollenspiel das im Jahre 2001 veröffentlicht wurde, also drei Jahre nach Baldur's Gate und somit auch nach dessen Sequel. Bis vor kurzem habe ich es aber nie ans Ende geschafft, was glaube ich an einem Bug lag. Deswegen habe ich diesmal die hier genannten Patches installiert, wobei ich den High Resolution schlussendlich weggelassen habe. Er hat zwar funktioniert, aber dadurch hatten alle Menüs riesige schwarze Felder drum herum, was ich nicht so hübsch fand.

Das allein hat unter Windows 10 aber nicht gereicht um ein flüssiges Spielerlebnis zu garantieren. Die Ladezeiten waren viel zu lang, mein Lüfter drehte ständig hoch und beim Auswählen von Dialog-Optionen ist das Spiel kurzzeitig eingefroren. Deswegen sollte noch der hier genannte ddraw Fix installiert werden (einfach ins Spielverzeichnis kopieren). Ob die danach genannten Parameter gebraucht werden weiß ich nicht, aber ich hatte sie die ganze Zeit drin. Und damit lief das Spiel auch wunderbar. Jedenfalls bis ich zu lange auf den Karten herumgescrollt habe. Dabei ist es nämlich mehrfach abgestürzt. Und an der Stelle ist der ddraw Fix vermutlich kontraproduktiv.

Vorher konnte ich problemlos aus dem Spiel herauswechseln, auch wenn es danach aufgrund von Grafikfehlern unspielbar wurde. Mit dem Fix befindet sich das Spielfenster aber stets an oberster Stelle. Und wenn es dann mal abstürzt bleibt außer einem schwarzen Bildschirm nichts übrig. Da hilft weder Alt+Tab noch der Taskmanager. Von daher solltet ihr schauen, ob es auch ohne den Fix ordentlich läuft.

Arcanum

Danach konnte ich mich aber endlich ins Spiel stürzen und meinen ersten Charakter erstellen. Ist vom Aussehen her sehr limitiert, aber dafür gibt es viele unterschiedliche Hintergrundgeschichten mit mehr oder weniger interessanten Boni und Mali. Die Geschichten haben auf die Story zwar keinerlei Einfluss, aber die Werte können das Spiel auf vielfältige Art und Weise beeinflussen, auch wenn Schönheit scheinbar extrem nutzlos ist. So kann man wie in Fallout einen strunzdummen Charakter spielen der viele einzigartige Gesprächsoptionen bekommt.

Es gibt außerdem keinerlei Klassen zwischen denen man sich entscheiden müsste. Wer einen diebischen Magier spielen will, der könnte dies also tun. Ob das Sinn macht ist eine andere Sache. Im Gegensatz zu Kämpfern hat man als Magier nämlich eine gewaltige Anzahl an Fähigkeiten zur Auswahl. Und da muss ich auch gleich auf ein Problem zu sprechen kommen: reine Nahkämpfer sind in diesem Spiel furchtbar langweilig.

Ich konnte als Fähigkeiten zwar Nahkampf und Ausweichen erlernen, aber das wars dann auch. Und von denen merkt man nicht viel, außer wenn man sich am Anfang mit einer Trefferquote von vielleicht 30% herumschlagen muss. Von daher wäre es sinnvoll erstmal ein paar Punkte in Nahkampf zu investieren und die Charakterwerte später zu steigern. Wenig Schaden zu machen ist immerhin besser als die meiste Zeit daneben zu schlagen.

Ich hätte ansonsten noch technologische Fähigkeiten erlernen und mir lauter Objekte (Waffen, Granaten, Fallen, Tränke) zusammenbasteln können, aber Crafting mag ich nicht so wirklich. Von daher war ich dazu verdammt einen Charakter zu spielen der nichts weiter tun konnte als seine Gegner zu Tode zu prügeln. Baldur's Gate war in der Hinsicht um Welten interessanter. Und es hat außerdem einen gewaltigen Vorteil: man kann seine Party selber steuern!

isometrisches Rollenspiel

In Arcanum gibt es zwar eine handvoll Befehle die man ihnen geben kann, aber die meiste Zeit rennen sie nur blindlings in die Gegnerhorden und werfen ab und zu mal einen Zauber. Gegenstände in ihrem Inventar scheinen dabei komplett ignoriert zu werden, selbst wenn sie damit dem sicheren Tod entrinnen könnten. Das einzige auf was sie reagieren sind bessere Ausrüstungsgegenstände.

Und da komme ich bereits zu einem weiteren Problem: es ist nicht möglich innerhalb eines Ladens direkt auf das Inventar der Gruppenmitglieder zuzugreifen. Man muss die Gegenstände erstmal selber kaufen, dann den Kaufbildschirm verlassen und dann den Charakter anklicken um sein Inventar zu öffnen. Und dann muss man auch noch hoffen, dass er den Gegenstand überhaupt verwenden kann. Das selbe trifft auf den Protagonisten zu. An einer Stelle wollte ich mir ein Schwert kaufen nur um im Anschluss zu erfahren, dass mein Stärke-Wert zu niedrig ist. Ich konnte die Waffe zwar trotzdem anlegen, aber das hätte sich verglichen mit einer passenden Waffe vermutlich nicht gelohnt. Von daher kann ich nur dazu raten vor jeder Einkaufstour zu speichern.

Das umständliche Inventar-Management bringt aber noch ein weiteres Problem mit sich: wenn die Ausrüstung der Party beschädigt wird, muss man die erstmal ins eigene Inventar verfrachten um sie reparieren zu lassen. Dass Ausrüstung überhaupt beschädigt werden kann ist außerdem eine furchtbare Entscheidung. Vor allem weil es im ersten richtigen Dungeon (Black Mountain Mines) bereits Golems gibt an denen man sich die Waffen in Windeseile zu Klump hauen kann.

Das Dungeon sollte man sich aber sowieso für später aufheben. Zu dem Zeitpunkt ist man nämlich vielleicht auf Level 15, während dort neben schwachen Gegnern auch Level 30 Monster rumgeistern. Dementsprechend bin ich erst zurückgekehrt als ich selber auf dem Level war und eine fast unzerstörbare arkane Waffe besaß.

Magische Waffe

Wie ihr seht stacken Tränke übrigens nicht. Schon ein bisschen nervig wenn man andauernd Leichen plündert und irgendwie Platz für deren Schätze machen muss. Man kann die Gegenstände zwar in den Inventars der Party lagern, aber dazu muss man erstmal weitere Partymitglieder auftreiben. Und dann braucht man auch noch genügend Charisma und/oder Überzeugung. Und eine passende Gesinnung. Letztere hat leider verhindert, dass ich einen richtigen Magier anheuern konnte. Und der Zwergenmagier den ich später fand war nicht mal synchronisiert und hatte auch keinerlei Quest zu bieten. Aufgrund seiner Rasse war er außerdem kein wirklich guter Magier.

Es ist zwar möglich Charaktere jeglicher Gesinnung anzuheuern, aber dazu muss man Charisma auf 20 bringen und Meister im Überzeugen werden. Da hätte ich mich von Anfang an auf komplett andere Werte fokussieren müssen. Hätte sich aber vermutlich eh nicht sonderlich gelohnt. Im Vergleich zu Baldur's Gate 2 sind die Charaktere nämlich furchtbar langweilig. Zwei aus meiner Gruppe hatten eine persönliche Quest zu bieten, aber der Rest war einfach da. Und die meisten von ihnen waren viel zu schwach als ich sie bekommen habe. Und hatten außer einer Waffe und einem Stück Stoff meist nichts am Leib.

Jetzt könntet ihr vermutlich die Frage stellen, ob mir überhaupt irgendwas an Arcanum gefallen hat. Und das muss wohl der Fall sein, ansonsten hätte ich es nicht innerhalb einer Woche durchgespielt. So hat es zum Beispiel eine gewaltige Weltkarte zu bieten auf der man wild umherlaufen und lauter versteckte Orte entdecken kann. Die meisten Quests lassen sich außerdem auf mehrere Arten und Weisen lösen. Und manchmal kann man den Auftraggebern sogar in den Rücken fallen. So kann man jemanden helfen eine Maschine zu sabotieren nur um sie im Anschluss wieder zu reparieren. Dadurch habe ich mir allerdings eine andere Quest verbaut. Und das war an einer Stelle extrem nervig.

Arcanum: Of Steamworks and Magick Obscure

Man sollte meinen ein zufällig in der Gegend rumliegender Stein wäre nicht sonderlich bedeutsam. Ich dachte an der Stelle nur, dass sich da drunter vielleicht ein Schatz verbirgt und habe erstmal mein Inventar ausgeräumt. War aber gar nicht nötig, da eins meiner Partymitglieder aus irgendwelchen Gründen meinte den Stein einsacken zu müssen. Da drunter befand sich aber nichts als Dreck.

Später habe ich allerdings die Quest bekommen einen Altar wiederherzustellen und brauchte dafür einen Stein aus eben jenem Gebiet. Und es gibt nur einen Stein. Und dieser verschwindet wenn man ihn aufhebt und dann irgendwo fallen lässt. Damit war die Quest von der ich gar nicht wusste im Vorraus ruiniert ... und damit habe ich mir auch eine spätere Quest versaut.

Es gibt nämlich eine Stelle, wo man auf drei Wegen an ein Schiff gelangen kann. Man könnte 50.000 Münzen zahlen, wofür mir aber 10.000 fehlten, sowie der Handelsskill um den Preis zu halbieren. Ebenso könnte man ein Schiff per Glücksspiel erhalten, wofür ich aber keinerlei Skillpunkte besaß. Es gibt zwar sogenannte Schicksalspunkte die unter anderem einen kritischen Glücksspiel-Erfolg ermöglichen, das hat an der Stelle aber nichts gebracht da mir der Meister-Titel fehlte.

Also blieb nur die letzte Option: einen Skelett-Piraten aufsuchen und drei Quests für ihn erledigen.
  • Einen Schatz bergen und woanders hinbringen - kein Problem! Dauerte nur eine Minute oder so.
  • Ans andere Ende von Arcanum reisen und eine verfluchte Waffe vernichten - ein bisschen zeitaufwendig, aber da gab es viele magische Items zu erbeuten.
  • Den oben erwähnten Altar reparieren ... ja toll, macht sich schlecht wenn der Stein für immer aus dem Spiel verschwunden ist.
Von daher bleib mir nichts anderes übrig als einen Händler mit Schicksalspunkten zu beklauen (weil ich Taschendiebstahl nicht erlernt hatte), was es mir ermöglicht hat ihm die selben Dinge immer und immer wieder zu verkaufen. War mir aber trotzdem zu blöd, weswegen ich nach dem Schiffskauf den Schiffsbauer ermordet und mir das Gold zurückgeholt habe! Eigentlich wollte ich das mit Schicksalspunkten zurückstehlen, aber dabei habe ich nur 100 Goldstücke oder so bekommen.

Arcanum hat in Sachen Quests also viel zu bieten, aber selbst mit den Fan-Patchs ist es alles andere als bugfrei. An einer Stelle hing ich nach einem Zufallskampf sogar in einer Wand fest während irgendwo noch ein Gegner rumlief. Da aber niemand irgendwas angreifen konnte musste ich einen alten Spielstand laden.

West-RPG

Und wenn ich schon bei Kämpfen bin, sollte ich auf diese vermutlich auch mal zu sprechen kommen. Diese dürften mehr mit Fallout denn mit Baldur's Gate gemein haben, da jeder Charakter eine bestimmte Menge an Aktionspunkten hat die er pro Runde einsetzen kann. Diese hängen von der Geschicklichkeit ab, weswegen es am sinnvollsten ist diesen Wert als erstes zu steigern, ganz egal welche "Klasse" man nun spielt.

Neben dem rundenbasierten Modus gibt es aber auch einen Echtzeit-Modus, der sich vor allem für größere Horden schwacher Gegner lohnt. Bei stärkeren Monstern sollte man ihn aber nicht verwenden, da sie ansonsten gleichzeitig mit der Party angreifen können. Im rundenbasierten Modus hat man aber meist eine komplette Runde an freien Angriffen bevor der Gegner zum Zug kommt. Ist vor allem bei Elementaren nützlich, da ich sie so fokussieren und hoffentlich vernichten konnte bevor meine Party ihre Waffen und/oder Rüstungen dran kaputt macht.

Ein komplett rundenbasiertes System wäre vermutlich besser gewesen, insofern es dann auch mehr taktische Möglichkeiten gegeben hätte. So wie es ist möchte ich den Echtzeit-Modus aber nicht missen. Ohne würden Kämpfe gegen große Gegnerhorden viel zu lange dauern, immerhin müsste man jeden einzelnen Zug in Echtzeit mitverfolgen.

Was in Bezug auf die Kämpfe aber noch nervig sein kann, ist die Limitierung wo man schlafen kann. In Dungeons ist das nämlich nicht möglich, selbst wenn da irgendwo Betten rumstehen sollten. Ist die meiste Zeit kein wirkliches Problem, aber in den Zwergen-Dungeons (wozu die Black Mountain Mines gehören) kann das extrem nervig sein. Neben starken Gegnern gibt es dort nämlich auch zigtausend Fallen, wodurch mein Heiler ständig seine Ausdauer verbraucht hat um mich vor dem Tod zu bewahren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber nicht genug Gold um mich mit Tränken einzudecken. Von daher musste ich ständig zum Ausgang laufen damit mich die Gegner nicht mit einem Schlag aus den Socken hauen.

In Baldur's Gate hatte ich für sowas immer einen Dieb in der Party. Aber hier hatte ich halt nichts. Ich hätte zwar die Fähigkeiten erlernen können Fallen zu entdecken und sie zu entschärfen, aber außerhalb dieser Dungeons macht das keinen Sinn. Vereinzelt gibt es zwar noch Fallen, aber nie in diesem Ausmaß.

Entwicklung

Ich könnte vermutlich noch soviel mehr über das Spiel sagen, aber schlussendlich wäre es vermutlich besser es selbst zu erleben. Je nach Skillverteilung können scheinbar sehr interessante Erfahrungen bei rauspringen, vor allem wenn man in der Lage sein sollte die Seelen von Toten zu beschwören. Was man damit für Schabernack treiben kann will ich aber nicht verraten, zumal ich eh nur von gelesen und es nicht selbst erlebt habe.

Ich würde euch allerdings davon abraten euch auf Fernkampf zu spezialisieren. Nicht nur weil es Munition benötigt, sondern weil Fernkampfwaffen einfach nicht das selbe Potenzial wie Nahkampfwaffen aufweisen. Magie wäre vermutlich eine bessere Wahl, aber dann müsst ihr ständig auf eure Ausdauer achten, was ich als Krieger nur bedingt musste. Sinkt diese unter 0 passiert nämlich das selbe wie in Pillars of Eternity: der Charakter fällt in Ohnmacht und kann nicht mehr kämpfen, selbst wenn er noch HP haben sollte. Ausdauer-Tränke kann er aber trotzdem trinken. Anders wäre es auch blöd, immerhin gibt die Party einem keine Tränke, selbst wenn sie drin ertrinken sollten.

Erwartet außerdem keine bahnbrechende Story. Dank der Black Mountains Mines ist das Pacing eh total im Eimer und die wirklich interessanten Enthüllungen kommen erst gegen Ende. Dafür lässt sich die Welt auf vielfältige Art und Weise formen, auch wenn mir manche Quests zu obskur oder umständlich waren um sie je ans Ende zu verfolgen.


 

Abschließende Bewertung



Arcanum bietet viel zu entdecken und eine freie Charakter-Entwicklung die einiges an Möglichkeiten bereithält, aber die langweiligen Charaktere, nervige Gameplay-Features, ein durchwachsenes Balancing und das (für Nahkampf-Charaktere) viel zu sehr auf Hack & Slay ausgerichtete Kampfsystem zerstören das Potenzial das es hätte haben können.

 

Positive Aspekte von Arcanum



  • Quests können auf vielfältige Art und Weise angegangen werden 
  • man kann fließend zwischen rundenbasierten und Echtzeit-Kämpfen wechseln
  • es gibt eine Menge zu entdecken, vor allem wenn man ziellos auf der Weltkarte umherreist
  • dank der freien Charakterentwicklung ergeben sich vielfältige Spielweisen die sich unter anderem in den Dialogen widerspiegeln

 

Negative Aspekte von Arcanum

 
  • die Musik ist einfach nur langweilig
  • sowohl Waffen als auch Rüstungen können kaputt gehen
  • das Balancing ist vor allem anfangs sehr durchwachsen
  • es ist nicht möglich die eigenen Party-Mitglieder zu kontrollieren, von sehr rudimentären Befehlen mal abgesehen
  • die meisten Party-Mitglieder (die ich gefunden habe und rekrutieren konnte) sind einfach nur langweilig da sie keinerlei Story zu bieten haben
  • es ist nicht möglich die Party direkt im Laden auszurüsten oder überhaupt zu sehen welche Gegenstände sie tragen können und welche nicht