[Review] I am Setsuna - Jack-Reviews.com

[Review] I am Setsuna

JRPG

I am Setsuna ist ein JRPG dessen Gameplay von Chrono Trigger inspiriert wurde. Man springt zwar nicht durch Raum und Zeit, bestreitet aber Kämpfe in einem ATB-System das sowohl Zweier- als auch Dreier-Kombos zulässt. Von diesen habe ich allerdings so gut wie nichts gesehen, da die Kombos nur bei bestimmten Skill- und Charakter-Kombinationen verfügbar werden. Diese einzusetzen ist aber nicht wichtig, außer vielleicht wenn man die optionalen Bosse bezwingen will.

Bevor ich weiter aufs Gameplay eingehe, will ich aber erstmal die Story abhandeln. Diese hat mit Chrono Trigger nichts zu tun, wirkt dafür aber wie ein Abklatsch von Final Fantasy X. Sie handelt nämlich von einem Mädchen namens Setsuna das in die Letzten Lande reisen muss um sich selbst zu opfern. Ansonsten würde die Welt in naher Zukunft von der stetig steigenden Monsterpopulation überschwemmt werden. Bei ihrer Reise wird sie unter anderem von Nidr begleitet, einem Krieger den mehr als nur das Aussehen mit Auron verbindet.

Der eigentliche Protagonist ist allerdings ein stummer Söldner namens Endir. Dieser wurde erwählt um Setsuna zu töten, schließt sich aber lieber ihrer Garde an da sie in den Letzten Landen sowieso ihr Leben aushauchen wird. Daraufhin agiert er als Sprechrohr des Spielers, wenngleich keine seiner Entscheidungen auch nur den geringsten Einfluss auf die Story hat.

I Am Setsuna Review

Diese Story hätte durchaus das Potenzial gehabt genauso emotional wie Final Fantasy X zu sein, schon weil das gesamte Spiel von einem wunderbar melancholischen Piano-Soundtrack untermalt wird. Aber schlussendlich hat sie mich doch eher kalt gelassen. Das liegt vor allem an den Charakteren, die sich allesamt nicht sonderlich entwickeln. Endir bleibt ein unbeschriebenes Blatt, Setsuna ist die ganze Zeit zu gutherzig ... und Nidr macht seine komplette Entwicklung in einer zufällig eingeworfenen Traumsequenz durch. Die anderen Charaktere sind da auch nicht besser. Und sowas wie einen interessanten Antagonisten hat das Spiel ebenfalls nicht zu bieten.

Von daher plätschert die Story die meiste Zeit nur vor sich hin. Hier und da tauchen zwar gewaltige Monster auf, aber die sind halt einfach da und haben keinerlei interessante Hintergrundgeschichte zu bieten. Da hätten die Entwickler ruhig ein bisschen mehr von ihren Vorbildern abkupfern können. Wäre dann vielleicht nicht originell, aber ein bisschen Spannung ist immer noch besser als gar keine.

Das Gameplay kann da schon mehr überzeugen, auch wenn es insgesamt zu leicht ist. Das liegt vor allem am Momentum-System, welches jede Fähigkeit mit einem zusätzlichen Effekt versieht. So machen viele Angriffe mehr Schaden oder kommen sogar mit einem heilenden Effekt daher obwohl die ursprüngliche Fähigkeit nichts damit zu tun hat. Und Setsuna kann damit zu einer kritischen Heilung greifen die selbst schwer verletzte Charaktere innerhalb von Sekunden wieder aufpäppelt.

ATB Kampfsystem

Um davon Gebrauch zu machen werden zwar SP benötigt, welche sich unter anderem bei voller ATB-Leiste aufladen, aber in den meisten Fällen muss man gar nicht warten. Wird eine Gegnergruppe von hinten angegriffen startet jeder Charakter nämlich mit einem Punkt und einer vollen ATB-Leiste. Das reicht normalerweise für einen schnellen Sieg, vor allem gegen Ende. Einzig die Bosse stellen dann noch eine Herausforderung dar.

Das Momentum-System hat außerdem einen weiteren Effekt zu bieten der nie so wirklich erklärt wird. So kann die Party auf zufällige Art und Weise Effekte von Accessoires absorbieren welche sich mit den Spritnites verbinden. Diese verliehen der Party sowohl ihre Angriffe als auch diverse passive Fähigkeiten. So gibt es zum Beispiel einen Feuer-Spritnite der mit geringeren MP-Kosten versehen werden kann. Wirklich steuern lässt sich das allerdings nicht. Man muss einfach den Momentum-Modus einsetzen (vor dem gewünschten Angriff eine Taste drücken) und auf das Beste hoffen. So habe ich das jedenfalls verstanden.

Um die Spritnites zu erhalten muss man Materialien verkaufen die entweder von Gegnern gedroppt werden oder in der Gegend rumliegen. Ersteres hängt davon ab auf welche Art und Weise die Gegner bezwungen werden. So gibt es exakte Kills, Debuff-Kills, Overkills und noch viel mehr. Davon fehlen mir noch einige, da ich bestimmte Spritnites nie freischalten konnte und mir auch das Achievements für alle Todes-Arten fehlt.

Dass man die Spritnites im Anschluss kostenlos bekommt war aber eine gute Entscheidung. In den meisten Fällen konnte ich mir nämlich gerade so die neuen Waffen leisten. Gegenstände waren bis zum Ende Luxus. Vorher braucht man sie auch eher selten.

Es gibt außerdem keine Möglichkeit zu rasten. Wirkt auf den ersten Blick ein bisschen seltsam, ist aber auch nicht nötig. Jedes Level-Up kommt nämlich mit einer kompletten Heilung einher. Auf der Weltkarte und an Speicherpunkten kann man außerdem ein Zelt benutzen um die Party zu heilen.

Rollenspiel

Apropos Weltkarte: diese bringt ein paar Probleme mit sich. Zum einen läuft die Party furchtbar langsam, was vor allem beim Einsammeln von versteckten Items etwas nervig sein kann. Es gibt außerdem keine Minimap, was spätestens nach Erlangen des Luftschiffs unverzeihlich ist. Die Entwickler haben zwar erklärt, dass niemand in dieser Welt eine akkurate Karte zeichnen könnte und dass Spieler sich vermutlich viel zu sehr an der Minimap orientieren würden, aber in einem Rollenspiel sollte sowas echt nicht fehlen. So konnte ich nur auf gut Glück durch die Gegend kurven um Orte zu entdecken die ich beim ersten Mal nicht erreichen konnte. Da die Weltkarte nicht looped war das allerdings nicht ganz so schlimm wie es hätte sein können.

An der Stelle muss ich kurz auf die Grafik zu sprechen kommen. Wie bereits zu sehen ist die komplette Welt in ein winterliches Gewand gehüllt, was an sich ganz okay wäre, immerhin wurden die Orte sehr atmosphärisch umgesetzt. So hinterlässt die Party Spuren im Schnee und ab und zu regnet dieser auch von Bäumen runter. Aber es sieht auch alles gleich aus. Wälder, Höhlen, Gebirge, Dörfer ... alles mehr oder weniger austauschbar. Von daher könnte ich die meisten Orte überhaupt nicht zuordnen. Sie haben schließlich nichts markantes zu bieten.

Und was ich gerade mal wieder bemerkt habe: es ist aus mir unerfindlichen Gründen nicht möglich außerhalb des Titelbildschirm einen Spielstand zu laden. Und dieser lässt sich aus dem laufenden Spiel heraus nicht aufrufen. Wer zum falschen Spielstand greift hat also keine andere Wahl als das Spiel nochmal zu starten. Ab und zu muss außerdem die Tastenbelegung neu konfiguriert werden. Das ist mir gerade schon wieder passiert. Keine Ahnung ob das bei der Tastatur auch so ist, aber mein Gamepad musste ich mehrfach neu konfigurieren.

I Am Setsuna

Aber nochmal zurück zum eigentlichen Gameplay. Dieses hat gegen Ende eine seltsame Design-Entscheidung zu bieten. So gibt es im gesamten Spiel keine einzige Sidequest ... aber Sekunden vor dem Endboss werden plötzlich welche freigeschaltet. Passt beides zur Story, aber auf letzteres wird nie auch nur mit einem Satz hingewiesen. Ich habe nur zufällig einen Artikel gelesen in dem diese Sidequests erwähnt wurden. Anders dürfte man auch eher selten über sie stolpern, da man dazu bestimmte NPCs mit bestimmten Party-Mitgliedern ansprechen muss.

Diese Quests haben teilweise die besten Waffen und Spritnites zu bieten, sind vom Schwierigkeitsgrad aber sehr unausgewogen. So besteht eine Quest nur aus Gesprächen während eine andere Endir dazu zwingt einen schweren Solo-Kampf zu bestreiten. Der war auch ein bisschen unfair, da der Boss während seiner Todesanimation einen Skill wirkt der Endir von 100% auf 0% runterschlagen kann. Ich musste erst ein Spritnite ausrüsten das seine HP erhöht um den Angriff zu überleben.

Davon abgesehen gibt es noch verschlossene Truhen die sich aber bereits vor dem Endkampf öffnen lassen, ebenso wie Türme in denen alle Bosse nochmal bezwungen werden können. Letzteres führt nach Abschluss aller Charakter-Quests zum Kampf gegen den stärksten Gegner des Spiels. Da ich keine Lust hatte alle Gegner nochmal zu bekämpfen, habe ich mich diesem aber nicht gestellt.

Im Großen und Ganzen ist I am Setsuna also ein nettes Spiel. Es fehlt nur überall ein bisschen um es zu einem wirklich herausragenden Titel zu machen. Das schlägt sich auch in der Spielzeit nieder, welche mit circa 20 Stunden für ein JRPG nun wirklich nicht glänzen kann.


 

Abschließende Bewertung



I am Setsuna hätte ein fantastisches Spiel sein können, aber die Story lässt leider jegliche Spannung vermissen und die Charaktere sind allesamt zu flach als dass sie einem wirklich ans Herz wachsen könnten. Während eines Sales kann man aber durchaus zugreifen.

 

Positive Aspekte von I am Setsuna



  • wunderbar melancholischer Soundtrack
  • die Charaktere werden beim Level-Up komplett geheilt
  • die Welt sieht nicht nur fantastisch aus sondern wurde auch sehr atmosphärisch in Szene gesetzt
  • das Kampfsystem mag viel zu leicht sein, ist aber der beste Aspekt des gesamten Spiels

 

Negative Aspekte von I am Setsuna

 
  • die Charaktere sind allesamt sehr flach
  • die Tastenbelegung wird manchmal zurückgesetzt
  • der Soundtrack mag zwar toll sein, ist schlussendlich aber viel zu monoton
  • die meisten Orte sehen sich zu ähnlich, egal ob es nun Dungeons oder Dörfer sind
  • gegen Ende werden plötzlich Sidequests freigeschaltet obwohl es keinerlei Hinweise darauf gibt
  • manche Systeme werden nur mangelhaft erklärt, darunter das Flux- und Koch-System