Das neue King's Quest ist ein fünfteiliges Adventure das die ursprüngliche Serie als Basis verwendet um neue Geschichten mit König Graham in der Hauptrolle zu erzählen. Manche davon befassen sich allerdings mit Ereignissen die bereits erzählt wurden, weswegen man dieses Spiel entweder als alternatives Universum betrachten kann oder schlichtweg als übertrieben Nacherzählung eines gealterten Königs der seiner Enkeltochter von seiner abenteuerlichen Vergangenheit erzählt. Die Suche nach dem magischen Spiegel (aus King's Quest 1) artet zum Beispiel in einer übertriebenen Fluchtsequenz aus die teilweise keinen wirklichen Sinn ergibt.
Viel interessanter ist allerdings Grahams Suche nach seiner einzig wahren Liebe. In King's Quest 2 musste er diese nur aus ihrem Turm befreien und hatte die Hochzeit quasi schon im Sack. Hier wird er aber erstmal abgewiesen, weil wer würde schon einen fremden Menschen heiraten wollen nur weil er einem das Leben gerettet hat? Es gibt außerdem einen interessanten Twist: statt einer Prinzessin werden diesmal zwei gefangen gehalten. Und da beide Valanice heißen (sich allerdings nur mit Spitznamen vorstellen) darf man sich sogar aussuchen welche der beiden man erobern möchte.
Bevor es überhaupt soweit kommt, muss man sich allerdings mit einem jungen, schlaksigen Graham herumschlagen der gerade erst in Daventry angekommen ist und sich nun als Ritter am königlichen Hof bewerben möchte. Um dies zu erreichen muss er eine Reihe von Prüfungen meistern die seinen Geist, seine Stärke und seine Geschwindigkeit auf die Probe stellen. Nicht so einfach wenn ihm seine Gegner in jeglicher Hinsicht überlegen sind. Da wäre zum Beispiel der selbstverliebte Whisper, der zu Fuß wie ein Blitz durch die Gegend schießt. Oder Ashaka, ein Bogenschütze aus fremden Landen der sich quasi wie Spiderman durch die Gegend schwingen kann.
Alles sehr skurrile Gestalten. Und das ist erst der Anfang. Selbst die Ritter Daventrys kann man in keinster Weise ernst nehmen, gibt es doch sogar ein Duo bei denen einer als Pferd fungiert während der andere auf ihm reitet. In Sachen Humor hat das Spiel also einiges zu bieten, wenngleich die Stimmung nach dem ersten Kapitel drastisch umschwenkt. Danach gibt es zwar trotzdem noch viele lustige Momente, aber vor allem die Rahmenhandlung wird im Laufe der Zeit immer deprimierender. In Kapitel 2 ging mir das aber einfach viel zu schnell.
Da muss man nämlich plötzlich über das Leben aller Einwohner Daventrys (sage und schreibe fünf Menschen!!) entscheiden während man gleichzeitig versucht irgendwie aus der Gefangenschaft von Goblins zu entkommen. Und da man beim ersten Mal keine Ahnung hat welche Entscheidungen sich wie auswirken ist es relativ unwahrscheinlich, dass man alle Charaktere am Leben erhalten kann. So muss man sich an einer Stelle entscheiden welche von zwei Wachen man ausschalten möchte. Einer hat eine Münze, der andere einen Schlüssel. Den Schlüssel habe ich aber nicht bemerkt und mir lieber die Münze geholt. Dadurch konnte ich erst Tage später einen bestimmten Raum betreten und habe somit einen Tag länger gebracht als nötig gewesen wäre, was einer Gruppe das Leben gekostet hat. Dementsprechend fand ich das Kapitel eher nervig, schon weil man die meiste Zeit nur zwischen den selben Orten hin und her rennt um Stück für Stück neue Rätsel zu lösen.
Das Ende des Kapitels war außerdem richtig dumm. Wie sich herausstellt ist nämlich niemand gestorben. Stattdessen wurden die nur in einen anderen Raum verfrachtet wo sie sich erholen konnten ... warum auch immer. Das wirkt leider so ob die Entwickler keine Lust hatten die nachfolgenden Episoden für eventuell verstorbene Charaktere abzuändern. Dabei trifft man die danach so gut wie gar nicht mehr.
Und wenn ich schon dabei bin: Kapitel 4 ist für mich der absolute Tiefpunkt des Spiels. Die Story ist zwar durchaus interessant, betrachtet sie doch die Ereignisse die zu King's Quest 3 geführt haben sowie deren Folgen (wenngleich die Geschichte mit dem Drachen einfach fallen gelassen wurde), aber das Gameplay ist einfach nur furchtbar. Rätsel, Rätsel und noch mehr Rätsel (das auf dem Screenshot ist allerdings nur ein Gag) mit nur wenig Story zwischendrin. Und die meisten dieser Rätsel laufen auch noch absolut identisch ab. Ab und zu muss man noch Blöcke verschieben, aber das wars dann auch. Nur ein paar dieser Rätsel sind tatsächlich interessant, wie eins wo man ein Spiegelbild in die Lösung mit einbeziehen muss. Oder das Spinx-Rätsel, wo man erraten muss welchen Gegenstand sie gerade beschreibt.
Das letzte Kapitel ist in dieser Hinsicht zwar ein bisschen besser, aber da wird man plötzlich gezwungen ein paar Orte mehrmals zu betreten damit sich irgendwas ändert das für die Lösung eines Rätsels benötigt wird. Und am Ende gab es statt eines spannenden Finales noch mehr Rätsel bei denen ich teilweise nicht durchgeblickt habe. Von daher muss ich leider sagen, dass mich nur das erste und das dritte Kapitel vollends überzeugen konnten. Beim ersten haben sich die Entwickler scheinbar auch am meisten Mühe gegeben, hat es doch die lustigsten Szenen des gesamten Spiels zu bieten, darunter das Rennen gegen Whisper das man nur mit Tricks gewinnen kann. Mit 5 - 6 Stunden ist es außerdem das längste Kapitel des gesamten Spiels. Der Rest dürfte mit jeweils 3 Stunden gut machbar sein. Und der Epilog (der eigentlich nur ein kurzer Sketch mit ein paar Rätseln ist) dauert vielleicht eine halbe Stunde. Kann man sich also auch sparen wenn man die Version gekauft habe sollte wo der nicht dabei ist.
Wer die ursprünglichen Spiele nicht kennt könnte außerdem Probleme mit dem Storytelling haben, tauchen hier doch Antagonisten auf die bereits in ihren eigentlichen Spielen bezwungen wurden. Einer von ihnen wirkt geradezu wie ein Statist da er die meiste Zeit nur dumm in der Gegend rumsteht. Von seinen finsteren Machenschaften sieht man dafür nichts. Die werden nur beiläufig mal erwähnt, womit man natürlich nichts anfangen kann wenn man keine Ahnung hat worauf sich das bezieht.
Wenn ihr alle Charaktere und Anspielungen verstehen wollt, dann bleibt euch also nichts anderes übrig als die Serie vorher nachzuholen. Also zumindest die ersten drei Teile, von denen es auch Fan Remakes gibt. Den vierten Teil könnt ihr überspringen (außer ihr wollt euch mit dem Textparser herumschlagen), aber der fünfte wäre ebenfalls relevant.
Wenn ihr alle Charaktere und Anspielungen verstehen wollt, dann bleibt euch also nichts anderes übrig als die Serie vorher nachzuholen. Also zumindest die ersten drei Teile, von denen es auch Fan Remakes gibt. Den vierten Teil könnt ihr überspringen (außer ihr wollt euch mit dem Textparser herumschlagen), aber der fünfte wäre ebenfalls relevant.
Ohne Vorkenntnisse ist das neue King's Quest aber trotzdem ein nettes Spiel. Das Gameplay mag zwar extrem unausgeglichen sein (wirkt Kapitel 3 doch mehr wie ein Telltale Spiel mit mehr Zwischensequenzen als eigentlichem Gameplay), aber die Rahmenhandlung ist durchaus gut gemacht, wenngleich das Ende ein bisschen plötzlich kam. Eine zusätzliche Szene hätte eigentlich gereicht um das volle Potenzial der Story auszuschöpfen. Stattdessen gibt es nur den Epilog der damit leider nichts zu tun hat.
Abschließende Bewertung
King's Quest (2015) ist eine nette Erweiterung zur ursprünglichen Serie die versucht neues Licht auf alte Ereignisse zu werfen und gleichzeitig die Spiele ein bisschen miteinander zu verbinden. Funktioniert teilweise ganz gut und hat auch einige lustige Szenen zu bieten, aber manchmal fand ich das Spiel einfach nur nervig und/oder langweilig, vor allem im zweiten und vierten Kapitel.
Positive Aspekte von King's Quest (2015)
- gute emotionale Rahmenhandlung
- teilweise sehr lustig, schon weil es einige skurrile Charaktere zu bieten hat
- die Neuinterpretation von King's Quest 2 ist sehr gut gemacht, auch wenn dieser Abschnitt nur wenig Gameplay zu bieten hat
- die Synchronsprecher leisten durch die Bank gute Arbeit (auch wenn ich Christopher Lloyds Aussprache manchmal ein bisschen seltsam finde)
Negative Aspekte von King's Quest (2015)
- die Grafik lässt ein bisschen zu wünschen übrig
- erst ab dem zweiten Kapitel ist es möglich Zwischensequenzen zu überspringen
- Kapitel 2 ist viel zu undurchsichtig und stellt einen viel zu plötzlichen Stimmungswechsel dar
- Kapitel 4 besteht hauptsächlich aus Rätseln die sich nicht groß voneinander unterscheiden
- wer die Vorgänger nicht kennt verpasst einige Ereignisse die für die Handlung relevant sind
- statt einem spannenden Finale gibt es nur eine Ansammlung von Logikrätseln die ich teilweise nicht kapiert habe