[Review] Root Double -Before Crime * After Days- Xtend Edition - Jack-Reviews.com

[Review] Root Double -Before Crime * After Days- Xtend Edition

Mystery Visual Novel

Root Double ist eine Mystery/Thriller Visual Novel über eine Gruppe von Menschen die während einer Kernschmelze in einer nuklearen Testanlage eingesperrt werden. Daraufhin müssen sie entweder einen Ausweg finden oder auf Rettung hoffen, was alles andere als einfach ist da die Anlage langsam aber sicher von radioaktiver Strahlung verseucht wird. Dort wurde zwar ein Mittel entwickelt das den menschlichen Körper vor der Strahlung schützen kann, dessen Vorräte sind aber extrem begrenzt da sie nicht nur bei der Evakuierung verbraucht wurden sondern teilweise auch noch in Flammen aufgegangen sind.

Klingt an sich nach einer interessanten Prämisse die größtenteils auch gut umgesetzt wurde. Das Setting ist allerdings ein bisschen langweilig da die Anlage aus mehreren Segmenten besteht die allesamt so gut wie identisch sind. Nur das Zentrum, eine Art Lagerhalle, sowie der Maschinenraum sind anders aufgebaut. Als interessant würde ich sie aber trotzdem nicht bezeichnen.

Ein weiteres, noch viel größeres Problem ist die Art und Weise wie man in diesem Spiel Entscheidungen trifft. An den entsprechenden Stellen poppt nämlich das Senses Sympathy-System auf in dem die Beziehungen der Charaktere auf einer Skala von 0 – 8 geändert werden können. So kann man zum Beispiel entscheiden ob bestimmte Charaktere einander leiden können oder nicht, was teilweise durchaus logisch in die Story integriert ist.

Die meisten Entscheidungen sind allerdings eher undurchsichtig weswegen ich von Anfang bis Ende nur mit Lösung gespielt habe. Ansonsten läuft man Gefahr irgendwann ein schlechtes Ende zu erspielen. Diese sagen einem zwar ganz genau was man hätte anders machen müssen, bei deren schieren Masse wäre es aber trotzdem nervig ständig in sie reinzurennen.

Root Double Entscheidungen

Das System ist außerdem schlecht durchdacht, immerhin kommen in den meisten Fällen nur die Einstellungen 1, 4 und 7 zum Einsatz. Der Rest hätte dementsprechend auch weggestrichen werden können. Und normale Entscheidungen wären schlussendlich die bessere Alternative gewesen. Das System ist zwar in die Story integriert, aber nicht auf eine Art und Weise die es unabdingbar machen würde. Mag zwar mal was anderes gewesen sein, aber gebraucht hätte ich das echt nicht.

Apropos Story, diese ist ebenfalls extrem problematisch. In der ersten Route zwar noch nicht (wenn man die Tatsache ignoriert, dass am Ende nichts beantwortet wird da die Story mittendrin endet), danach kommen aber noch vier weitere. Und bereits die zweite wirkt verglichen mit der ersten komplett fehl am Platz. Sie erzählt zwar die Geschichte einer Gruppe von Teenagern die in der ersten Route noch keine große Rolle gespielt haben, ein Großteil ihrer Story wird aber in Form von Rückblenden erzählt.

Bei diesen handelt es sich um Slice of Life Highschool Szenen die genauso gut aus einer Dating Sim stammen könnten. Und zwischendurch gibt es noch weitere Rückblenden die sich mit der Kindheit dieser Charaktere beschäftigen. Erst am Ende gibt es tatsächlich Entwicklungen die für die Story der ersten Route eine Rolle spielen. Davon abgesehen fand ich die Story zwar nicht schlecht, aber es ist halt kein Vergleich zum spannenden Anfang.

Romantik

Danach kommt eine winzige Route in der man die Story der ersten Route nochmal aus einer etwas anderen Perspektive zu sehen bekommt. Ist allerdings vollkommen unnötig da man sich das meiste auch so hätte zusammenreimen können. Von daher hätte sie auch weggestrichen oder zumindest in gekürzter Form zusammengefasst werden können.

Danach kommt aber endlich das Finale ... welches auf furchtbare Art und Weise erzählt wird. Anstatt spannender Gegenwarts-Action gibt es nämlich tausende Rückblenden die dafür sorgen, dass man jeden einzelnen Aspekt der Story in- und auswendig kennt. Hilft zwar dabei die Charaktere besser kennenzulernen, ist aber extrem ermüdend, schon weil sich manche Szenen überschneiden und somit doppelt und dreifach aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt werden. Man bekommt also quasi jedes Detail mit dem Löffel eingetrichtert und muss gar nicht für sich selber denken.

Die Xtend Episoden machen das nur noch schlimmer. Diese waren ursprünglich Teil der letzten Route, wurden in dieser Fassung aber ausgelagert da sie aus vielen zusätzlichen Rückblenden bestehen die ich mir persönlich aber direkt gespart habe. Nicht nur weil mir die Rückblenden zum Hals raushingen, sondern weil ich auch nicht weiß was es noch wichtiges zu erzählen gäbe.

Mystery

Von daher kann ich Root Double eigentlich nicht empfehlen. Die Story hat zwar viele interessante Enthüllungen zu bieten, aber die Erzählweise ist einfach nur furchtbar. Außerdem besitzen die Teenager übernatürliche Fähigkeiten die schlussendlich zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung werden, was sicherlich nicht jedem gefallen dürfte. Bei einem der Teenager handelt es sich außerdem um ein 13-jähriges Mädchen das mithilfe von Martial Arts selbst erwachsene Männer auf die Bretter schickt. Und das war mir dann doch ein bisschen zu dumm.

Wer sehr viel Geduld hat (circa 50 Stunden, noch viel mehr wenn ihr die Xtend Episoden lesen wollt), kann der Visual Novel sicher eine Chance geben. Sagt aber nicht ich hätte euch nicht gewarnt. Und spielt um Himmels willen mit Lösung! Alles andere dürfte nur in Frustration enden.


 

Abschließende Bewertung



Root Double erzählt eine interessante Geschichte die allerdings unter tausenden von Rückblenden leidet. Diese mögen zwar dafür sorgen dass man jeden einzelnen Aspekt der Geschichte versteht, aber manchmal sollte man die Leser auch zum Nachdenken anregen. Das Entscheidungs-System ist außerdem viel zu kryptisch als dass es Sinn machen würde ohne Lösung zu spielen.

 

Positive Aspekte von Root Double



  • dank der Masse an Flashbacks lernt man die Charaktere allesamt gut kennen
  • die Story ist als Ganzes betrachtet eigentlich nicht schlecht und hat viele interessante Enthüllunge zu bieten

 

Negative Aspekte von Root Double


  • das Setting ist aufgrund vieler identischer Räume sehr langweilig
  • die Story leidet unter tausenden von Rückblenden von denen die meisten auch noch allesamt ins Finale gequetscht wurden
  • das Senses Sympathy-System mag zwar innovativ sein, bietet allerdings nur Nachteile gegenüber normalen Entscheidungen, schon weil es in den meisten Fällen viel zu kryptisch ist