Outlast 2 ist ein indirektes Sequel das im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht in einer Irrenanstalt sondern in einem abgelegenen Dorf mitten in den Bergen spielt. Blake Langermann und seine Frau wollen dort eigentlich nur einen Mord untersuchen, haben allerdings das Pech, dass ihr Hubschrauber aus ungeklärten Gründen abstürzt. Sie überleben das zwar ohne größere Blessuren, Blakes Frau wird aber einfach mal entführt. Dieses Dorf wird nämlich von religiösen Spinnern bewohnt die Außenseiter verabscheuen. Dementsprechend begrüßen sie Blake mit Messern und Mistgabeln und jagen ihn durchs ganze Dorf sowie dessen nähere Umgebung.
Und genau deswegen hat mich die erste Hälfte des Spiels was den Horrorfaktor angeht eher enttäuscht. Es ist halt quasi nichts anderes als Resident Evil 4, nur ohne Parasiten und ohne irgendwelche Waffen mit denen man sich wehren könnte. Das Mount Massive Asylum und seine Einwohner kamen in dieser Hinsicht um einiges bedrohlicher rüber.
Die relativ weitläufigen Gebiete in Outlast 2 helfen da auch nicht wirklich. So kann man zwar durch Kornfelder schleichen, im Wasser untertauchen, sich in Tonnen verstecken, und mithilfe des Kameramikrofons versuchen die Gegner ausfindig zu machen, in vielen Fällen ist es aber wesentlich sinnvoller einfach die Beine in die Hand zu nehmen und zum nächsten Ziel zu rennen. Die schiere Masse an Fluchtsequenzen bestärkt einen in dieser Hinsicht sogar noch.
Sowas gab es zwar auch im ersten Teil, aber hier habe ich irgendwie das Gefühl, als ob ich die Hälfte des Spiels nichts anderes getan hätte als durch die Gegend zu rennen. Und das in vielen Fällen ohne einen Plan wohin ich eigentlich muss, weswegen ich dabei auch mehrmals gestorben bin. Das Ende des Spiels ist in dieser Hinsicht am schlimmsten, weil quasi eine Fluchtsequenz direkt auf die nächste folgt, mit nur wenigen Verschnaufspausen zwischendrin.
Der Horrorfaktor ist an dieser Stelle aber ein bisschen besser als zu Beginn des Spiels. Nicht nur weil man sich in engeren Gebieten zurechtfinden muss, sondern weil man außerdem von monströseren Kreaturen verfolgt wird, wie einem Riesen der einen Zwerg auf dem Rücken trägt und mit einer Armbrust Feuerpfeile durch die Gegend schießt.
Aus ungeklärten Gründen leidet Blake außerdem unter Halluzinationen die ihn in seine Schulzeit zurückwerfen und mit Monstern konfrontieren deren bloße Präsenz das Gefüge der "Realität" ins Wanken bringt. Deswegen hätte ich mir glatt gewünscht, dass diese Visionen das eigentliche Setting des Spiels wären. Mit dem religiösen Schwachsinn der Dorfbewohner konnte ich nämlich nicht viel anfangen. Da stecken zwar interessante Ideen drin, im Großen und Ganzen fand ich diese Storyline aber einfach nur langweilig, weswegen ich die meisten Dokumente irgendwann nur noch überflogen habe.
Die Story wird gegen Ende zwar auch ein bisschen besser, aber die wirklich interessanten Elemente (die das Spiel mit seinem Vorgänger verbinden) sind Ingame kaum vorhanden. Stattdessen muss man einen kostenlosen Comic lesen der die Rolle der Murkoff Corporation in der Story beleuchtet. Hätte ich davon nichts gelesen, dann wüsste ich nicht mal, dass Murkoff irgendwie involviert gewesen wäre. Irgendwo soll es zwar ein Dokument geben das auf diese Verbindung hindeutet, aber das muss ich wohl übersehen haben.
Die 7 Stunden die ich bis zum Ende gebraucht habe, habe ich aber keineswegs bereut. War halt insgesamt ganz nett und gegen Ende sogar richtig gut inszeniert, aber ohne diese endlosen Fluchtsequenzen hätte es mir vermutlich besser gefallen. Die waren teilweise zwar richtig spannend, wozu der Soundtrack einiges zu beigetragen hat, aber aufgrund der relativen Planlosigkeit sind sie insgesamt einfach zu nervig.
Outlast II ist eigentlich ganz nett, wird aber erst in der zweiten Hälfte wirklich gut. Und selbst dann leidet es unter viel zu vielen Fluchtsequenzen sowie einer religiösen Story die ich persönlich langweilig fand. Der Vorgänger hat mir insgesamt besser gefallen und hatte auch einprägsamere Gegner zu bieten.
Positive Aspekte von Outlast II
- die Fluchtsequenzen sind teilweise sehr spannend
- die Story ist vor allem gegen Ende richtig gut inszeniert
- gelungene Musikuntermalung und eine gute Soundkulisse, vor allem in den Fluchtsequenzen
- auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sollte die Menge an Batterien und Verbänden keine Probleme darstellen
Negative Aspekte von Outlast II
- die offenen Gebiete laden zu sehr dazu ein direkt zum Ziel zu rennen anstatt zu schleichen
- die Story fand ich insgesamt recht langweilig, zumal die interessantesten Elemente Ingame nicht wirklich erklärt werden
- die erste Hälfte des Spiels, also wenn man sich hauptsächlich mit den Dorfbewohnern rumschlägt, hat mich viel zu sehr an Resident Evil 4 erinnert, nur ohne Möglichkeiten sich zu wehren
- es gibt viel zu viele Fluchtsequenzen bei denen ich häufig keine Ahnung hatte wohin ich eigentlich rennen soll