Masquerada: Songs And Shadows ist ein West-RPG in dem man in die Haut von Cicero Gavar schlüpft, dem Bruder eines Revolutionärs der vor fünf Jahren versucht hat die Regierung der Citte della Ombre zu stürzen, einer Stadt in der die Armen unterdrückt werden und die Reichen von Mascherines Gebrauch machen—mysteriösen Masken die es ihren Trägern erlauben sich die Macht der Elemente zunutze zu machen. Da der Krieg noch immer tobt gehen die Mascherines aber langsam zuneige. Weil wenn ein Träger damit stirbt, dann ist auch dessen Maske für immer verloren.
Um einen Ausweg aus dieser Lage zu finden wurde ein Regenti, eine Art Diplomat, damit beautragt mehr über die Ursprünge der Mascherines in Erfahrung zu bringen. Anstatt wichtige Erkenntnisse zu machen, ist er aber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Und alle Inspektoren die versucht haben ihn aufzuspüren wurden von unbekannter Hand ermordet. Dementsprechend liegt es nun an Cicero, welcher aus dem Exil zurückbeordert wird, diesen Fall aufzuklären ... oder bei draufzugehen.
Währenddessen gerät er unter anderem mit den Rebellen aneinander, was nicht so toll ist nachdem er seinem Bruder den Rücken gekehrt hat und somit indirekt für dessen Tod und das Scheitern der Rebellion verantwortlich ist—ein Konflikt der vor allem aufgrund der wunderbaren Sprachausgabe zu überzeugen weiß. Genau wie die Probleme der anderen Charaktere die Cicero um sich schart, auch wenn manche eindeutig mehr Screentime bekommen als andere.
In Verbindung mit der relativ kurzen Spielzeit von circa 13 Stunden ist das allerdings ein bisschen problematisch. Vor allem wenn betrachtet, was alles innerhalb der Story passiert und wie lange es vom Anfang bis zum Ende dauert. Nach fünf Tagen ist die Story nämlich schon vorbei. Und da sie sich nur auf das Nötigste beschränkt, werden die Charakterstories zeitgleich mit der Hauptstory abgearbeitet. Mag zwar durchaus funktionieren, aber es wirkt ein bisschen unglaubwürdig dass Cicero sich nicht nur mit denen anfreunden sondern auch noch all ihre Probleme lösen kann. Und die restliche Handlung hätte ebenfalls von einer etwas längeren Zeitspanne profitiert.
Das Pacing ist ansonsten aber eigentlich voll in Ordnung. Man sollte sich nur bewusst sein, dass selbst die meisten Dungeons innerhalb weniger Minuten abgearbeitet werden. Und dass es außer neuen Masken sowie diversen Buff-Items nirgends etwas zu entdecken gibt, von Codex Einträgen mal abgesehen. Diese enthalten sowohl Hintergrundinformationen zum Setting, als auch Ciceros Gedanken zu seinen Begleitern und anderen Charakteren. Mag nicht die beste Art sein sowas zu vermitteln, aber manche dieser Informationen kann man auch komplett ignorieren.
Aufgrund des linearen Gameplays bleibt ansonsten nur noch das Kampfsystem zu betrachten. Dieses hat mich unter anderem an Baldur's Gate erinnert, da es zwar in Echtzeit stattfindet, aber jederzeit pausiert werden kann um zwischen den Charakteren zu wechseln und Befehle zu geben. Man kann allerdings nur vier Fähigkeiten auf einmal verwenden, was in Verbindung mit passiven Fähigkeiten auch das Maximum ist was man im Laufe des Spiels tatsächlich maximieren kann.
Im Skill-Tree kann man in den meisten Fällen außerdem aus zwei unterschiedlichen Effekten pro Stufe wählen. Wie zum Beispiel ob man sich selber oder die Partymitglieder heilen will, oder ob man lieber die Länge eines Effekts oder deren Schaden buffen will. Und falls einem irgendwas davon nicht gefallen sollte, dann kann man die Fähigkeiten ab einem bestimmten Zeitpunkt auch zurücksetzen, und das so oft man möchte.
Neben diesen Fähigkeiten gibt es außerdem noch ultimative Masken-Angriffe, wie Meteorstürme oder einen Malstrom der alle Gegner in Reichweite einsaugt. Diese müssen allerdings erst mit normalen Angriffen aufgeladen werden. Und teilweise finde ich sie auch eher nutzlos, wie Ciceros erste Feuer-Fähigkeit für die er extra durch die Gegend rennen muss damit sie überhaupt irgendwas bewirkt. Dementsprechend war ich froh als ich sie später ersetzen konnte.
Ansonsten kann Cicero noch zwischen drei Kampfstilen wechseln, welche unter anderem seine Angriffskraft und seine Verteidigung beeinflussen. Fand ich auf Normal aber recht nutzlos. Erst als ich den Skill erlernt hatte mit dem er dabei einen Schadens-Buff bekommt, habe ich das häufiger verwendet. Von wenigen Ausnahmen mal abgesehen ist das Spiel allerdings ein Kinderspiel, weswegen ich mich die meiste Zeit nur auf Cicero konzentriert habe und nur ab und zu die ultimativen Fähigkeiten meiner Party getriggert habe. Für alles andere ist die KI mehr als ausreichend, selbst ohne Feintuning der unterschiedlichen Fähigkeiten.
Nur eine handvoll Bosse erfordern tatsächlich ein bisschen Taktik. Darunter theoretisch auch der Endboss, aber der hat schlichtweg nicht genug Schaden gemacht, als dass ich mich tatsächlich drum hätte kümmern müssen. Wer eine gewisse Herausforderung sucht, der sollte also eventuell auf Hard spielen, auch wenn das bei größeren Gegnergruppen schnell zum Tod führen kann. Da sich der Schwierigkeitsgrad jederzeit ändern lässt, ist das allerdings nicht so dramatisch. Im New Game+ soll es außerdem ein paar Bonus Bosse geben, aber aufgrund der linearen Story habe ich kein Interesse nochmal bis zu den Punkten zu spielen wo die auftauchen sollen.
Bin aber gespannt, ob es tatsächlich ein Sequel geben wird. Die Story ist zwar erst mal abgeschlossen, aber es gibt durchaus Hinweise, dass da noch was kommen wird. Und in dem Fall hätten die Entwickler zumindest die Chance das komplette Gameplay auszubauen und zu verfeinern, vor allem was die Linearität angeht. Sie hat mich zwar nicht so sehr gestört, aber die Charakterstories hätten als Sidequests vermutlich ein bisschen besser funktionieren können, schon weil sie dann nicht mit der Hauptstory um Screentime hätten konkurrieren müssen.
Wer über die Linearität, die kurze Spielzeit, und den Mangel an Herausforderungen hinwegsehen kann, der sollte aber durchaus einen Blick riskieren. Mag nicht das beste RPG der Welt sein, aber dank des flotten Pacings hat es mich von Anfang bis Ende gut unterhalten.
Masquerada: Songs And Shadows ist zwar ein sehr kurzes Rollenspiel das zumindest auf Normal nur wenige Herausforderungen zu bieten hat, aber wer darüber hinwegsehen kann, der dürfte durchaus ein paar Stunden gut unterhalten werden.
Positive Aspekte von Masquerada: Songs And Shadows
- Das flotte Pacing sorgt dafür, dass das Spiel nie langweilig wird.
- Die Sprachausgabe weiß von Anfang bis Ende zu überzeugen.
- Sowohl die Hauptstory als auch die Charakterstories sind insgesamt ganz nett.
- Die Story wird ab und zu mit hübschen und geringfügig animierten Comic Panels vorangetrieben.
- Sobald man seine Basis erhält, können die Charaktere jederzeit kostenlos umgeskillt werden.
Negative Aspekte von Masquerada: Songs And Shadows
- Viele Hintergrundinformationen werden nur über den Codex vermittelt.
- Das Kampfsystem ist zwar ganz nett, hat aber zumindest auf Normal nur wenige Herausforderungen zu bieten.
- Die Story ist komplett linear und wirkt vom Pacing her ein bisschen unglaubwürdig da von Anfang bis Ende nur fünf Tage vergehen.