[Review] The Thin Silence - Jack-Reviews.com

[Review] The Thin Silence

Für dieses Review habe ich einen Key von den Entwicklern erhalten!
Indie Game

The Thin Silence ist ein Indie Game das auf den ersten Blick vermutlich wie ein Platformer wirkt, in Wahrheit aber mehr mit einem Adventure oder anderen Rätselspielen gemein hat. Der Protagonist kann zwar springen, fühlt sich dabei aber wie ein Sack voller Steine an. Von daher braucht er Hilfsmittel um die ganzen Hindernisse zu überwinden die sich ihm in den Weg stellen. So kann er zum Beispiel mit Schuhen Steine wegtreten (die sogar bergauf rollen und nur zum stehen kommen wenn sie auf ein Hindernis stoßen oder irgendwo runterfallen) oder sich mit einem Haken an speziellen Hindernissen hochziehen.

Anstatt für jedes Hindernis neue Items zu sammeln, muss man allerdings ein bisschen experimentieren. Also, man bekommt zwar immer wieder neue Gegenstände, das allein reicht aber nicht um das Spiel bewältigen zu können. Stattdessen kann man bis zu drei Items miteinander kombinieren um daraus etwas neues zu basteln. So kann man aus einem Haken und einem Seil sowohl einen Enterhaken, als auch ein Hochseil basteln. Durchaus ein nettes System, auch wenn es nichts dran ändert, dass das Spiel komplett linear ist und es überall nur eine Lösung gibt.

Hier und da lässt sich zwar was optionales einsammeln, aber das wars auch schon. Und die meisten dieser Extras beschränken sich auf E-Mails die man allesamt nebenbei mitgehen lassen kann. Wenn man es denn schafft die entsprechenden Passwörter zu knacken. Diese bestehen entweder daraus eine Reihe von Buchstaben zu einem sinnvollen Wort zusammenzubasteln, oder eine Zahlenfolge von Anfang bis Ende zu verbinden deren Unterschied nie größer als +/- 1 sein darf. Letzteres ist relativ einfach, aber ersteres habe ich nur selten hinbekommen. Und wirklich viel trägt es auch nicht zur Story bei, zumal es einige Terminals gibt bei denen die selben Mails ständig wiederholt werden.

The Thin Silence

Die Story handelt von Ezra Westmark, einem Mann der das Spiel in den Tiefen einer Höhle beginnt in die  er scheinbar irgendwie reingefallen ist. Aus dieser zu entkommen ist allerdings nur der erste Teil der Handlung, weil er außerdem versucht den Fängen eines Krieges zu entkommen, oder sich zu entscheiden was er überhaupt mit seinem Leben anfangen soll. Zwischendurch gibt es auch ein paar Rückblenden die seine Vergangenheit beleuchten, aber in der Gegenwart passiert nicht wirklich viel. Er trifft zwar ein paar Menschen die er kennt, die darauf folgenden Gespräche werden aber komplett übersprungen und stattdessen durch Rückblenden ersetzt.

Finde ich ein bisschen schade, weil das Spiel mag sich zwar mit Themen wie Selbstzweifeln, Depression und Selbstmord beschäftigen, aber ein Großteil der Geschichte wird einzig und allein über Monologe und Notizen erzählt. Mögen teilweise nicht schlecht sein, aber für eine mitreißende Story reicht das einfach nicht. Da hilft auch die atmosphärische Musik nicht viel, zumal sie nur selten zum Einsatz kommt.

Das größte Problem ist aber eindeutig das Pacing, welches sowohl das Gameplay als auch die Story runterzieht. So war mir eigentlich das Intro schon viel zu langsam und ich habe ständig geschaut ob ich jetzt endlich mal anfangen kann zu spielen. Stattdessen musste ich auf viele weitere Einblendungen warten bis Ezra sich endlich mal bewegt hat ... und selbst dann dauerte es noch etwas. Bei Texteinblendungen wird außerdem nach jedem einzelnen Wort kurz pausiert (außer man hält die Aktionstaste gedrückt) und am Ende muss man immer noch ein paar Sekunden warten anstatt sie wegdrücken zu können.

Adventure Rätsel

Der schlimmste Aspekt des ganzen Spiels ist aber die Laufgeschwindigkeit. Ezra kann nämlich nicht rennen, außer in ein oder zwei Flashbacks. Stattdessen läuft er gemächlich von Anfang bis Ende,  was auf Dauer furchtbar nervig ist. Vor allem im dritten Kapitel, welches in einer gewaltigen Anlage stattfindet die ich größtenteils komplett überflüssig fand. Da erfährt man zwar noch ein bisschen über die Welt (wenn man die Passwörter knacken kann), aber der Abschnitt ist einfach viel zu lang für das bisschen was er zu bieten hat.

Mit einem kürzeren dritten Kapitel und der Möglichkeit zu rennen wäre das Spiel vermutlich nur 2 Stunden lang (statt 4 1/2), aber das wäre mir eindeutig lieber gewesen als mich ständig mit dieser furchtbaren Laufgeschwindigkeit rumquälen zu müssen. Das restliche Gameplay mag zwar eigentlich ganz spaßig sein, aber überall hinschleichen zu müssen ruiniert leider den Gesamteindruck. Von daher kann ich das Spiel nur mit Vorbehalt empfehlen.




The Thin Silence ist eigentlich ein nettes Spiel, aber die Story finde ich persönlich viel zu passiv erzählt als dass sie mich irgendwie hätte mitreißen konnte. Und das gut durchdachte Gameplay kommt aufgrund der furchtbar langsamen Laufgeschwindigkeit nicht so gut zur Geltung.

 

Positive Aspekte von The Thin Silence

  • die Grafik mag zwar minimalistisch sein, ist aber durchaus ganz nett
  • es gibt zwar nur sehr wenig Musik, die ist dafür aber sehr atmosphärisch
  • die Gameplay-Idee ist ganz nett und die Rätsel lassen sich mit ein bisschen Nachdenken auch gut lösen

 

Negative Aspekte von The Thin Silence

  • das dritte Kapitel ist für meinen Geschmack viel zu lang für das bisschen was es zu bieten hat
  • Texteinblendungen werden zu langsam angezeigt und lassen sich auch nach dem Vorspulen nicht wegklicken
  • die Story wird fast ausschließlich über Monologe und Notizen erzählt, wodurch ich sie persönlich zu passiv fand 
  • man muss das komplette Spiel in Schrittgeschwindigkeit bewältigen, wodurch das Gameplay furchtbar gestreckt wirkt und die Storysequenzen zu lange auf sich warten lassen