World to the West ist der indirekte Nachfolger zu Teslagrad, hat mit seinem Vorgänger aber so gut wie nichts zu tun. Einer der vier Protagonisten ist zwar ein Teslamancer, und es gibt auch zwei winzige Gastrollen aus dem Vorgänger, aber das wars auch eigentlich schon. Es handelt sich hier außerdem um ein 3D Action/Adventure und nicht um einen 2D Platformer. Und obwohl man einige Stunden recht linear durch die Gegend reist, hat es gegen Ende auch ein bisschen was von einem Open World Spiel, mit einer großen Ober- und Unterwelt die je nach Charakter anders bestritten werden muss.
Mit dem bereits erwähnten Teslamancer kann man sich zum Beispiel durch die Gegend teleportieren. Ist von der Reichweite zwar ein bisschen eingeschränkt, aber später kann man mithilfe von Blitzgeschossen auch größere Abgründe überwinden (indem man sich an deren Position teleportiert). Es gibt außerdem einen kleinen Jungen der sich durch weiche Erde buddelt, sich durch winzige Tunnel quetscht, und später sogar übers Wasser gleiten kann.
Den Rest werde ich jetzt nicht vorwegnehmen, aber es ist auf jeden Fall ganz nett, wenngleich einer der Charaktere nie einen ordentlichen Angriff erlernt und somit idealerweise vor allen Gegnern wegrennen sollte. Sobald sich das Spiel öffnet, wird das Gameplay außerdem ein bisschen nervig, vor allem wenn man alle Achievements sammeln will, die wie in Teslagrad an optionale Batterien gebunden sind.
Anstatt frei zwischen den Charakteren wechseln zu können, muss man sie nämlich alle einzeln über die Welt bugsieren um die vielen unterschiedlichen Teleporter zu aktivieren die außerdem als Wechselpunkte dienen. Das mag aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten zwar Sinn machen, aber jede Map viermal durchqueren zu müssen ist nicht nur nervig sondern auch extrem langweilig. Ich kann dem Spiel aber zugute halten, dass es nicht auch nur annähernd soviel auf Trial & Error setzt wie es noch in Teslagrad der Fall war, auch wenn ich bei den Bosskämpfen ein paar Mal gestorben bin.
Storytechnisch ist es aber auch diesmal nichts besonderes, zumal hier hauptsächlich auf Humor gesetzt wird. Ist für circa 12 Stunden (mit 25 von 36 Batterien) also ganz nett, aber mehr auch nicht. Es wird aber scheinbar noch mehr Spiele in diesem Universum geben. Also mal schauen ob sie beim nächsten Mal schon wieder das Genre ändern um was komplett neues zu probieren.
Melancholy Republic ist ein RPG-Maker Spiel in dem man in die Haut der angehenden Senatorin Claire Lockridge schlüpft um den Mord an ihrem Vater aufzuklären. Diese Prämisse löst sich allerdings in kürzester Zeit in Luft auf und wird danach auch nie wieder erwähnt (von der Auflösung mal abgesehen). Anstatt sich mit solch einem „belanglosen“ Thema zu befassen, will sie sich stattdessen um das Leiden der Kriegsflüchtlinge kümmern die in einem schäbigen Viertel der Stadt ihr Lager aufgeschlagen haben und ihre Hütten quasi übereinander stapeln müssen da die Republik ihnen keinerlei Hilfe zukommen lässt.
Nebenbei werden auch diverse Einzelschicksale betrachtet, darunter das von Marianne Dawnmark, der letzten Überlebenden des Königshauses das von der Republik auf grausame Art und Weise gestürzt wurde. Diese Geschichten sind allesamt recht tragisch und werden auch von wunderschöner Musik untermalt, aber im Gegensatz zu Finding Paradise oder Rakuen konnten sie mich leider nicht zu Tränen rühren. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass es zwischendurch immer wieder längere Texteinblendungen statt richtiger Flashbacks gibt, und sicherlich auch daran, dass diese Szenen allesamt recht kurz sind. Das selbe trifft aufs ganze Spiel zu, welches nach circa 5 Stunden schon vorbei ist.
Ich finde Melancholy Republic aber trotzdem gut gemacht. Die Grafik ist schön, es gibt es viele Animationen, die Story weiß von Anfang bis Ende zu überzeugen, und der Soundtrack wurde teilweise von einem Orchester eingespielt, auch wenn er bei weitem nicht so effektiv ist wie bei den zuvor genannten Titeln. Hier und da gibt es allerdings kleinere Grammatikfehler, sowie unschöne Sequenzen in denen die Charaktere durch andere hindurchlaufen. Und Gameplay gibt es ehrlich gesagt nicht wirklich. Man kann zwar rumlaufen und optionale Gespräche führen, das Spiel läuft ansonsten aber komplett automatisch ab. Und da es sich hier um eine politische Story handelt, ist das Pacing insgesamt sehr langsam.
Wer mit diesen Problemen leben kann, der sollte aber durchaus einen Blick riskieren. Es mag nicht unbedingt ein Meisterwerk sein, aber die Entwickler haben sich auf jeden Fall Mühe gegeben. Und das obwohl es lange Zeit so wirkte, als ob das Spiel niemals erscheinen würde. Weil jedes Mal wenn ich es gesehen habe, wurde der Release schon wieder um einen Monat nach hinten verschoben. Das Endresultat hat mich also durchaus überrascht.
Death Road to Canada ist ein zufallsgenerierter Road Trip Simulator in dem bis zu vier Charaktere versuchen müssen einer Zombieplage zu entkommen indem sie nach Kanada auswandern. Um das zu bewerkstelligen müssen sie aber erst mal die Grenze erreichen und dafür eine Vielzahl von Ressourcen sammeln: Nahrung, Benzin, Waffen und Munition. Und zwischendurch müssen sie auch neue Autos finden, weil entweder das Benzin ausgegangen ist, oder der alte Wagen schlichtweg den Geist aufgegeben hat.
Bevor es soweit ist, muss man aber erstmal zwei Charaktere wählen mit denen man die Reise beginnt. Diese können entweder zufällig gewählt werden, oder selbst zusammengestellt werden. Letzteres erlaubt es sowohl die Fähigkeiten des Charakters, als auch dessen Persönlichkeit festzulegen. So kann man Charaktere basteln die gut mit Schusswaffen umgehen können und direkt mit welchen starten, oder Charaktere die selbst mit bloßen Händen die Zombies auseinander nehmen können. Außerdem kann man sie unter anderem charmant, paranoid, oder zivilisiert machen, was alles unterschiedliche Effekte mit sich bringt.
Viele dieser Eigenschaften muss man allerdings erst freischalten indem man im Hauptspiel Zombo Punkte sammelt. Diese kann man entweder durch bestimmte Ereignisse freischalten, oder irgendwo beim Looten finden. Für letzteres hat man immer eine Reihe von Orten zur Auswahl die jeweils andere Ressourcen bereithalten können. So wird ein Lebensmittelmarkt natürlich Lebensmittel bereithalten, während man in einer Polizeistation mit Waffen rechnen kann. Was natürlich nicht heißt, dass es woanders keine Lebensmittel oder Waffen zu finden gibt. Ist aber alles sehr vom Glück abhängig, wenngleich es mit Fähigkeiten ein bisschen manipuliert werden kann.
Zwischendurch gibt es außerdem besondere Ereignisse, wie eine Zombie-Belagerung in der man circa eine Stunde lang überleben muss während eine schier endlose Schar an Zombies über einen drüber rollt. Ab und zu wird man außerdem von Banditen überfallen oder trifft auf weitere Überlebende. Letztere sollte man allerdings nur dann mitnehmen, wenn man entweder sehr viel Essen besitzt, oder wenn es nur noch wenige Tage bis nach Kanada sind. Weil mit drei oder sogar vier Charakteren ist das Spiel zwar sehr viel leichter, aber dann hält das Essen auch nicht lange, was unter anderem dazu führen kann, dass die Charaktere abhauen und ein paar Ressourcen mitgehen lassen. Dadurch habe ich an einer Stelle sogar direkt verloren weil mein letztes Partymitglied ein Schwein war. Und dieses konnte halt nicht Auto fahren...
Ist also nicht ganz so einfach, weswegen ich circa 10 Stunden gebraucht habe um den normalen Modus tatsächlich gewinnen zu können. Ich war zwar vorher schon mal knapp am Ende, man muss an der Stelle allerdings eine vierstündige Belagerung überleben. Nicht gerade einfach wenn man keine ordentlichen Waffen besitzt oder einem die Munition ausgeht. Und erst recht nicht, wenn einem zwischendurch die Charaktere wegsterben. Für kurze Sessions ist es aber auf jeden Fall ganz spaßig. Und es kann sogar im lokalen Koop gespielt werden, auch wenn ich das selber nicht probieren konnte. Für Achievements wird man allerdings ewig dran sitzen, weil die meisten voraussetzen, dass man nicht nur bestimmte Charaktere trifft, sondern mit diesen auch das Spiel gewinnt. Und das ist mir dann doch zu nervig.