[Ersteindruck] Grimshade - Jack-Reviews.com

[Ersteindruck] Grimshade

Für dieses Review wurde mir ein Key zur Verfügung gestellt!
Isometrisches Rollenspiel

Grimshade ist ein isometrisches Rollenspiel das auf den ersten Blick zwar Genrevertretern wie Baldur's Gate oder Pillars of Eternity ähnelt, dessen Kampfsystem mich aber mehr an JRPGs erinnern. Anstatt die Gegner in Echtzeit zu bekämpfen werden die Gefechte nämlich auf einem 6x4 Felder umfassenden Schlachtfeld ausgetragen auf dem bis zu 4 Charaktere auf einmal platziert werden können. Und die bringen natürlich alle ihre ganz speziellen Fähigkeiten mit sich, wie Alister, der alle Partymitglieder die hinter ihm stehen vor den meisten Angriffen schützen kann. Jedenfalls solange sein Stress-Level noch nicht das Maximum erreicht hat.

Stress beeinflusst allerdings auch alle anderen Charaktere, und steigt sowohl wenn sie getroffen werden, als auch wenn sie selber eine Aktion ausführen. Von daher müsste man das ordentlich managen (zum Beispiel indem man ab und zu eine Runde aussetzt) da sie ansonsten eine Weile kampfunfähig werden und somit den gegnerischen Angriffen schutzlos ausgeliefert sind. Es gibt allerdings noch eine weitere taktische Komponente auf die man ständig achten muss: wie oft die Charaktere pro Runde gegnerischen Angriffen ausweichen können. Solange diese Anzeige nicht auf 0 sinkt, sind die meisten Angriffe nämlich vollkommen nutzlos.

Grimshade

Und da jeder Angriff eine gewisse Menge an Zeit verschlingt, macht es keinen Sinn die gegnerische Verteidigung mit einem schweren Angriff durchbrechen zu wollen. Ansonsten könnte es nämlich passieren, dass man anschließend keine Angriffe mehr übrig hat um die Verwundbarkeitsphase tatsächlich ausnutzen zu können. Stattdessen sollte man lieber einen schwachen Angriff verwenden der weniger Zeit verschlingt und einem dafür eine weitere Aktion in der aktuellen Runde beschert.

Bei manchen Charakteren muss man die Angriffe außerdem gut planen da sie einiges an Vorbereitung benötigen, nicht unterbrochen werden dürfen, und natürlich erst dann landen sollten wenn der Gegner nicht mehr ausweichen kann. Nicht unterbrochen werden zu können lässt sich zwar auch mittels Items bewerkstelligen, aber die muss man erst mal craften, weswegen ich die nur selten verwendet habe.

Wenn man in Grimshade erfolgreich sein will, dann muss man die Kämpfe also offensichtlich gut durchdenken, was an sich eine positive Eigenschaft wäre. Das Problem ist nur, dass vor allem das Verteidigungssystem schlussendlich nichts weiter bewirkt als die Kämpfe unnötig in die Länge zu ziehen. Und diese fühlen sich aufgrund der relativ langsamen Animationen schon viel zu lang an, selbst wenn man die Geschwindigkeit aufs Maximum erhöht. Dass man sich jede einzelne Todesanimation immer bis zum Ende anschauen muss, macht es nur noch schlimmer.

https://store.steampowered.com/app/858100/Grimshade/

Und genau aus diesem Grund habe ich etwas getan, was ich ansonsten eigentlich nie tue: ich habe den Schwierigkeitgsrad auf das absolute Minimum (sprich: Sehr Einfach) reduziert, weil die Gegner da nicht nur weniger HP besitzen, sondern auch noch weniger Verteidigungspunkte. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass ich ein paar Stunden später trotzdem an einem Boss gescheitert bin den ich daraufhin noch 7 weitere Male erfolglos herausgefordert habe. Nicht nur weil er mehrfach Verstärkung herbeiruft, sondern weil er sich auch alle paar Runden in eine magischen Barriere hüllt die man daraufhin erstmal runterhauen muss. Dadurch habe ich den Boss zwar ein paar Mal auf 25 HP runterhauen können, aber die nächste Barrierenphase samt der dritten Gegnerwelle habe ich schlichtweg nie überlebt.

Bei manch anderen Rollenspielen hätte ich das vermutlich mit ein bisschen Grinding ausgleichen können. Das Dumme ist nur, Grimshade hat keine Level oder Erfahrungspunkte oder überhaupt irgendwas mit dem die Charaktere stetig besser werden könnten. Man kann nur sehr sehr langsam mithilfe von speziellem Loot neue Fähigkeiten erlernen, sowie durch Sidequests bessere Ausrüstung verdienen. Ich kann das Dungeon in dem ich festhänge allerdings nicht mehr verlassen und müsste dementsprechend ein paar Stunden zurückspringen, verpasste Sidequests suchen, dann nochmal das Dungeon durchqueren, und schlussendlich hoffen, dass ich den Boss diesmal bezwingen kann.

Und darauf habe ich um ehrlich zu seinen keinen Bock mehr. Nicht bei einem Spiel das auch ansonsten extrem mittelmäßig wirkt, mit einer langweilig präsentierten Story, vielen Rechtschreibfehlern, und einem schwachen Soundtrack der gefühlt nur eine handvoll sich ständig wiederholender Songs zu bieten hat. Das einzige was ich tatsächlich gelungen finde ist die Grafik, aber die allein kann das Spiel auch nicht retten.

Panda

Achja, und wenn man auf Normal spielt müsste man ständig zum Hauptquartier zurückreisen um die Verletzungen zu heilen die die Charaktere erleiden wenn sie sterben. Man bekommt zwar  ständig Medizin mit der sich die Gruppe außerhalb von Kämpfen hochheilen lässt, auf Verletzungen hat diese aber keinerlei Einfluss. Und das ist vor allem deswegen nervig da manche Tode quasi unvermeidbar sind. Alistair kann nämlich nur zwei Charaktere beschützen, wodurch der dritte jederzeit von Fernkämpfern zu Tode fokussiert wird. Auf Sehr Einfach zu spielen hat daran leider nichts geändert.

Von daher muss ich leider sagen, dass ich Grimshade nicht empfehlen kann. Das Gameplay mag zwar mal was anderes sein, aber es macht mir schlichtweg keinen Spaß, auch wenn ich circa 7 Stunden investiert habe. Von daher würde ich Rollenspielfans stattdessen Masquerada: Songs And Shadows ans Herz legen. Das Setting ist nämlich wie in Grimshade auf eine einzige Stadt fokussiert, aber die Story weist ein sehr viel flotteres Pacing auf, weswegen sie mich von Anfang bis Ende bei der Stange halten konnte. Und das Gameplay macht auch wirklich Spaß, wenngleich es auf Normal schon viel einfach ist. Aber hey, so bleibt man wenigstens nicht hängen!