Für dieses Review wurde mir ein Key zur Verfügung gestellt!
Draugen ist ein Walking Simulator der allein von der Prämisse her genauso klingt wie vermutlich 90% aller Genrevertreter. Man schlüpft hier nämlich in die Rolle von Edward Charles Harden, der auf der Suche nach seiner verschollenen Schwester eine abgelegene, norwegische Insel besucht auf der irgendwas seltsames passiert ist. Und dementsprechend bleibt ihm nichts weiter übrig als die komplette Insel nach Hinweisen abzusuchen um das Geheimnis dieses Ortes zu ergründen und hoffentlich seine Schwester aufzutreiben. Im Gegensatz zu den meisten Spielen dieses Genres ist Edward aber nicht allein da er stets von einem hyperaktiven, siebzehnjährigen Mädchen namens Alice begleitet wird.
Und diese haucht dem ansonsten sehr generisches Spiel einiges an Leben ein. Nicht nur weil sie ständig was zu sagen hat, sondern weil sie auch sehr lebhaft mit der Welt interagiert. Sie klettert auf Bäume, balanciert auf Schienen herum, wirft Steine durch die Gegend, tänzelt herum, etc. Und anstatt darauf zu warten dass sie irgendwas zu sagen hat, kann man sie jederzeit per Tastendruck auf die aktuelle Situation ansprechen. Die Dialoge wiederholen sich allerdings recht schnell, von daher lässt sich die relativ kurze Spielzeit (von 3 bis 4 Stunden) damit nur bedingt strecken. Ich habe außerdem ein bisschen gebraucht um wirklich mit ihr warm zu werden. Sie hat nämlich eine sehr eigene Ausrucksweise die meiner Meinung nach ein bisschen zu modern für das Jahr 1923 wirkt.
Die Interaktionen zwischen ihr und Edward haben mir aber durchaus gut gefallen, vor allem als die Story endlich ernster wurde. Dass die Synchronsprecher beide eine richtig gute Leistung abliefern hat aber auch einiges zu beigetragen. Ihre Beziehung zueinander, die auch eng mit der Beziehung zwischen Edward und seiner Schwester verbunden ist, ist allerdings der einzige Aspekt der Story der mich wirklich überzeugen konnte. Das Geheimnis von Graavik (also des Ortes den man hier besucht) entwickelt sich zwar auf interessante Art und Weise, aber die Ursache für alles was passiert ist wird schlussendlich niemals aufgeklärt. Man bekommt stattdessen nur ein paar vage Antworten und muss sich den Rest selbst zusammenreimen. Mag von der Idee her ganz okay sein, aber die Umsetzung fand ich sehr unbefriedigend.
Es gibt aber zumindest eine Entwicklung die ich nicht habe kommen sehen, und die die Story plötzlich in sehr viel interessantere Bahnen gelenkt hat als zuvor. Mehr kann ich dazu aber auch nicht sagen ohne irgendwas zu verraten. Wer anfangs mit dem Spiel nicht warm wird, dem würde ich aber auf jeden Fall zu raten es bis zum Ende durchzuziehen. Es mag zwar keine bahnbrechende Story zu erzählen haben, aber aufgrund dieser einen Stelle könnte es sich durchaus lohnen ein paar Stunden zu investieren.
Ich hätte mir vom Setting allerdings ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht. Man erforscht nämlich das Dorf, dann nochmal, und nochmal, und zwischendurch hängt man jeden Tag im selben Haus rum. Es gibt dabei zwar immer mal wieder was neues zu entdecken, aber das ändert nichts daran, dass das Setting arg beschränkt ist. Gegen Ende wirkt es zwar so als ob man endlich ein komplett neues Gebiet erkunden könnte, aber da die Entwickler offensichtlich nicht vorhatten die Geheimnisse von Graavik zu enthüllen, wird diese Stelle schnell abgewürgt und man darf stattdessen zum Haus zurückrennen.
Draugen ist also nicht so gut wie es theoretisch hätte sein können, aber auch nicht so furchtbar dass ich unbedingt von abraten würde. Ohne die Gespräche mit Alice wäre das sicherlich was anderes, von daher könnte man durchaus behaupten, dass sie das Spiel eigenhändig gerettet hat. Ein weiteres "Abenteuer" mit ihr und Edward bräuchte ich persönlich aber nicht. Genau das scheint laut einer Einblendung am Ende der Credits aber der Fall zu sein. Finde ich trotz der offenen Fragen komplett unnötig, zumal diese in einem Sequel sicher nicht beantwortet werden, aber gut, falls sie meinen, dass es da noch irgendwas zu erzählen gibt. Warum nicht? Ob ich das dann wirklich spielen will ist eine andere Sache.
Draugen ist zwar eigentlich ein unterhaltsames Spiel, das liegt aber einzig und allein an der Beziehung zwischen Edward und Alice, die im Gegensatz zur Hauptstory auch tatsächlich auf irgendwas hinausläuft.
Positive Aspekte von Draugen
- Die Synchronsprecher leisten allesamt gute Arbeit.
- Das Setting wurde hübsch in Szene gesetzt und hat außerdem einen atmosphärischen Soundtrack zu bieten.
- Die Interaktionen zwischen Alice und Edward sorgen dafür, dass sich das Spiel nicht ganz so generisch anfühlt wie manch andere Genrevertreter.
- Die Hauptstory weiß zwar nicht zu überzeugen, aber es gibt zumindest eine interessante Enthüllung für die sich das Spiel eventuell lohnen könnte.
Negative Aspekte von Draugen
- Das Setting ist leider arg beschränkt da man die meiste Zeit nur im selben Dorf herumrennt.
- In Sachen Gameplay hat das Spiel so gut wie nichts zu bieten. Nichtmal irgendwelche Rätsel.
- Es gibt schlussendlich keinerlei Antworten, weswegen man sich selbst zusammenreimen muss was in Graavik eigentlich passiert ist.