Lacrimosa of DANA ist chronologisch der siebte Teil der Ys Reihe und somit ein direktes Sequel zu Kefin, Lost City of Sand, wenngleich die Entwickler vermutlich ein theoretisches Remake als Ausgangsbasis verwendet haben. Die Story schließt nämlich direkt an die Ereignisse in Xandria an, nur dass diesmal Dogi mit der von der Partie ist, was zumindest in der SNES Fassung nicht der Fall war. Im Endeffekt ist das allerdings vollkommen egal da Lacrimosa of DANA storytechnisch so gut wie nichts mit dem Rest der Reihe zu tun hat. Neueinsteiger würden von daher nichts essenzielles verpassen und könnten sogar mehr Spaß an der Story haben als eingefleischte Fans.
Anstatt die bereits bekannte Mythologie weiter auszubauen werden nämlich komplett neue Elemente eingeführt die ein bisschen absurd wirken können, zumal sie in Adols finalem Abenteuerer sehr viel besser gepasst hätten als in einem Interquel in dem er erst seit vier Jahren die Welt bereist. Alle zukünftigen Bedrohungen dürften nämlich vergleichsweise harmlos wirken, auch wenn es hier nicht mal einen wirklichen Antagonisten gibt. Oder irgendwelche Städte die man erforschen könnte. Oder überhaupt irgendwelche ziviliserten Gebiete. Adol erleidet nämlich zum wiederholten Male Schiffbruch und landet dadurch auf der verfluchten Insel Seiren, wo es außer den restlichen Schiffbrüchigen keinerlei intelligentes Leben zu geben scheint. Dafür hausen dort aber viele urzeitliche Monster (die sogenannten Primordials) die eigentlich schon vor Ewigkeiten ausgestorben sein sollten.
Die anfänglichen Ziele sind also wie folgt: Herausfinden was es mit der Insel auf sich hat und nach weiteren Schiffbrüchigen zu suchen damit man diese in Sicherheit bringen kann. Ohne Städte in denen man Zuflucht suchen könnte ist letzteres aber nicht so einfach, weswegen man ein Basislager samt Befestigungen aufbauen muss um die Primordials abzuwehren. Das klingt allerdings cooler als es tatsächlich ist da man keinen wirklichen Einfluss darauf hat wo was gebaut wird. Nicht mal im Tower Defense Minispiel wo man im Laufe des Spiels immer stärker werdende Gegnerwellen abwehren muss um Belohnungen zu erhalten. Da muss man nur Ressourcen für Katapulte, Barrikaden und dergleichen sammeln und der Rest ergibt sich automatisch.
Alle NPCs die man auf der Insel finden kann bringen aber zumindest unterschiedliche Effekte mit sich die das ganze ein bisschen interessanter gestalten, wie die 100%ige Aufladung der Extraleiste mit der sich besonders mächtige Spezialattacken entfesseln lassen. Diese Effekte kommen aber auch bei den Jagdmissionen zum Einsatz, wo man statt der Basis zu verteidigen in gegnerische Gebiete vordringen und Monsternester vernichten muss damit am Ende ein Boss erscheint. Für ein bisschen Abwechslung ist also auf jeden Fall gesorgt. Und auch wenn man nicht wirklich irgendwas bauen kann machen diese Kämpfe durchaus Spaß. Einzig die letzten Jagdmissionen fand ich von der Gegnermenge her ein bisschen absurd, weswegen ich kaum dazu gekommen bin die Fackeln anzuzünden welche sowohl die Nester als auch die Monster massiv schwächen.
Das Kampfsystem ist aber sowieso das beste am gesamten Spiel, wenngleich es sich zum wiederholten Male um eine erweiterte Fassung des Party-Systems handelt welches die Reihe schon seit Jahren verwendet. Man rennt also mit bis zu drei Charakteren durch die Gegend von denen jeder einen bestimmten Angriffstil beherrscht. Wer wirklich effektiv kämpfen will muss dementsprechend ständig zwischen den Charakteren hin- und herwechseln um sich deren besondere Fähigkeiten zu nutze zu machen. Obwohl ich auf Hard gespielt habe, habe ich das Anfangs aber so weit wie möglich vermieden. Die Kampfstile der anderen Charaktere finde ich verglichen mit Adols nämlich nicht so spaßig. Erst recht nicht den schwerfälligen Stil des Fischers Sahad, welcher vor allem bei Bosskämpfen mehr als unpraktisch ist. Von daher bin ich froh dass es für jeden Kampfstil zwei Charaktere gibt, wodurch man Sahad später durch einen sehr viel flotteren Charakter ersetzen kann.
Sobald die Charaktere anfangen ein paar Skills zu erlernen werden aber auch die anderen Stile erträglicher. Man hat nur dummerweise keinen wirklichen Einfluss darauf wann sie was erlernen, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Das einzige was man tun kann ist gegen so viele Gegner wie möglich zu kämpfen da neue Skills rein zufällig innerhalb von Kämpfen freigeschaltet werden. Ob man überhaupt irgendwas freischaltet scheint aber vom Level der Gegner abhängig zu sein, was erklären dürfte warum ich trotz maximal gelevelter Skills nicht das entsprechende Achievement für bekommen habe.
Anstatt die alle innerhalb der Story zu leveln habe ich nämlich gegen endlos respawende Gegnerhorden gekämpft die weit unter meinem Leveln waren. Dauert mit entsprechendem Accessoire nur ein paar Minuten, aber wenn man wirklich alles lernen will ist es offensichtlich suboptimal. Abgesehen vom Achievement ist das allerdings egal da man die besten Skills eh innerhalb einer Sidequest erlernt wo jeder Charakter solo gegen einen bestimmten Boss antreten muss. Dadurch konnte ich mit Adol selbst die größten Gegnermassen innerhalb weniger Sekunden vernichten, zumal ich ihm später ein Accessoire gegeben hat dass den Schaden aller Skills um das 2.5-fache erhöht. Das muss man allerdings mit einem anderen Accessoire koppeln dass die SP-Kosten halbiert, ansonsten lohnt sich das nicht.
Neben den Skills gibt es aber noch zwei andere wichtige Features die zwar bereits in Ys Seven und Memories of Celceta existierten, aber welche hier geradezu übermächtig sein können: Flash Guards und Flash Moves. Wenn man kurz vor einem Angriff ausweicht oder im selben Moment blockt wird der aktive Charakter nämlich kurzzeitig unverwundbar. Beim Ausweichen wird außerdem die komplette Welt um einen herum verlangsamt, und bei der Abwehr kann man kurzzeitig mehrere kritische Treffer in Folge austeilen. Wenn man all das meistern sollte, dann dürfte das Spiel also selbst auf den höchsten Schwierigkeitsgraden kein Problem darstellen. Mir ist das aber nie vollends gelungen, weswegen ich die nur als nettes Extra betrachte.
Die Tatsache dass es theoretisch kein Limit gibt wie viele Heilgegenstände man mit sich tragen kann ist ein bisschen problematischer. Für richtige Heiltränke benötigt man zwar Flaschen die nur in begrenzter Form vorhanden sind, aber alles andere kann man scheinbar ewig ansammeln, zumindest solange man genug Ressourcen ergrindet. Mangels Städten kann man Items nämlich nirgends kaufen sondern muss die immer gegen irgendwas tauschen. Ich hatte aber selbst auf Hard nie wirklich Probleme das zu bekommen was ich wollte, von den Aura Gräsern für permanente Statusbuffs mal abgesehen (und selbst die sind einfach zu bekommen sobald man einen bestimmten Dino effektiv bekämpfen kann). Von daher war es komplett egal dass ich diese Flash Moves nie gemeistert habe.
Wer auf Inferno spielen sollte, der könnte vermutlich größere Probleme haben da es dort tatsächlich ein Item Limit gibt. Das wäre mir aber schon allein aufgrund des Schwierigkeitsgrads viel zu nervig, von daher werde ich das gar nicht erst ausprobieren. Es gibt aber durchaus einen guten Grund warum man das Spiel eventuell ein zweites Mal probieren sollte: wenn man das optionale Dungeon meistern sollte (in dem es nur am Anfang um am Ende einen Heilkristall gibt und in dem alle Zwischenbosse respawnen), dann kann man die Party-Größe wie in früheren Teilen auf einen Charakter reduzieren und diesem gleichzeitig die Angriffstile der anderen Charaktere verpassen. Wer das Party-System nicht mag, der könnte also durchaus Spaß dran haben. Es ist nur etwas suboptimal dass man dafür erstmal alles meistern muss was das Spiel zu bieten hat. Und da die anderen Angriffstile mittels Accessoires erlernt werden kann der entsprechende Charakter nie von seinem vollen Potenzial Gebrauch machen.
Man muss das Spiel allerdings gar nicht von vorne anfangen um zumindest einen Eindruck davon zu erhalten wie es als Solo RPG funktionieren würde. Dana, die namensgebende Protagonistin, kann im Laufe der Handlung nämlich ein optionales Dungeon erforschen in dem sie komplett auf sich allein gestellt ist. Sie erhält außerdem die Möglichkeit frei zwischen den Kampfstilen zu wechseln, was im Gegensatz zu diesen Endgame Items auch ihre Angriffe beeinflusst. Damit muss sie hier und da ein paar Rätsel lösen, wie in Räumen wo man nur eine bestimmte Anzahl an Blöcken vernichten darf bevor sich die Tür am anderen Ende schließt, aber wirklich komplex ist nichts von alledem.
Die Bosskämpfe in diesem Dungeon gehören aber mit zum besten was das Spiel zu bieten hat, auch wenn die Entwickler scheinbar extrem faul waren da fünf der Bosse bis auf ihre Farbschemas und ihre Ausrüstung absolut identisch aussehen. Aus taktischer Hinsicht sind diese Kämpfe aber durchgehend gelungen (zumindest wenn man mindestens auf Hard spielt, da mir der Time Attack Modus gezeigt hat dass die Bosse auf Normal viel zu viele Pausen zwischen ihren Angriffen einlegen) da man viel ausweichen oder blocken muss um nicht getroffen zu werden, was vor allem für Dana essenziell ist. Im Gegensatz zu Adol kann sie nämlich keine Mahlzeiten zubereiten und auch keine Tränke wiederverwenden, weswegen ihre Heilung theoretisch sehr begrenzt ist. Man kann die Ressourcen dafür zwar ebenfalls ergrinden, aber das ist halt nicht so praktisch wie mit einer Dreierparty. Als kleine Abwechslung für Zwischendurch ist dieses Dungeon also echt ganz nett. Es dauert allerdings einige Stunden bis man es zum ersten Mal zu Gesicht bekommt.
Die Story von Lacrimosa of DANA ist nämlich in zwei Hälften geteilt von denen die erste nur daraus besteht die Insel zu erforschen und die Schiffbrüchigen zu retten, was dementsprechend dazu führt dass die wahre Story ewig braucht um in Fahrt zu kommen. Mag bei einem Action-RPG nicht ganz so schlimm sein, aber im Gegensatz zum Rest der Reihe haben die Entwickler tatsächlich versucht eine komplexe Geschichte zu erzählen. Aber diese beginnt halt erst wenn man die nördliche Hälfte von Seiren erreicht, was ich persönlich ein bisschen suboptimal finde. Dana spielt zwar schon vorher eine gewisse Rolle, aber steuern kann man sie erst viele Stunden später. Es wäre von daher echt praktisch gewesen wenn die erste Hälfte etwas komprimiert worden wäre. Dann hätte es vermutlich auch gereicht pro Gebiet einen Boss einzubauen, anstatt einen in der Mitte und einen am Ende.
Ich habe zwar nichts gegen gut gemachte Bosskämpfe, aber es wirkt halt etwas seltsam wenn man ein paar Minuten durch die Gegend rennt, einen Boss gekämpft, dann noch ein paar Minuten rumrennt, und dann direkt noch ein Boss erscheint. Wenn die irgendeine Storyrelevanz hätten und vielleicht sogar was sagen würden, dann wäre das vielleicht was anderes. Aber es sind halt einfach nur Monster die keine tieferen Beweggründe haben einen anzugreifen als dass man in ihr Territorium eingedrungen ist. Andere Schiffbrüchige die kurz zuvor genau den selben Ort durchquert haben werden allerdings aus unerfindlichen Gründen komplett ignoriert.
Die Schiffbrüchigen werden aber allgemein nicht allzu logisch gehandhabt. Es gibt nämlich Stellen an denen man besondere Ausrüstung braucht um zum Beispiel an Pflanzen hochzuklettern oder einen Doppelsprung auszuführen, aber nichtsdestotrotz findet man selbst an den unerreichbarsten Stellen NPCs die es zu retten gilt. Und obwohl Dogi the f****** Wall Crusher mit von der Partie ist gibt es immer wieder Hindernisse die sich nur mit einer bestimmten Anzahl an Schiffbrüchigen beseitigen lassen. An manchen Stellen mag das vielleicht Sinn ergeben, andere hätte der Dogi aus früheren Teilen aber problemlos im Alleingang pulverisieren können. Wenn man die Vorgänger nicht kennt fällt das zwar nicht auf, aber es gibt zumindest eine Stelle an der Dogi diesen Titel tatsächlich verwendet obwohl er ihm absolut nicht gerecht wird.
Verglichen mit den Storyproblemen ist das allerdings vernachlässigbar. Und davon abgesehen würde ich Lacrimosa of DANA als einen der besten Party-fokussierten Teile der Ys Reihe bezeichnen. Nicht nur wegen dem Versuch eine komplexere Story zu erzählen, sondern weil einem auch die Charaktere sehr viel näher gebracht werden als in früheren Teilen. Zum einen weil sie ständig etwas neues zu erzählen haben, und zum anderen weil man ihnen Geschenke machen und für sie Quests erledigen kann durch die man mehr über sie erfährt. Und sobald die Freundschaftswerte das Maximum erreichen bekommt man noch eine finale Sequenz zu sehen in der man ein bisschen Zeit mit dem jeweiligen Charakter verbringt. Es ist also ein bisschen wie Persona, nur dass Adol niemanden daten kann (auch wenn es durchaus romantische Untertöne gibt).
Und das wars dann eigentlich auch. Bevor ich zum Ende komme muss ich aber noch ein paar kleinere Dinge erwähnen.
In Sachen Steuerung würde ich außerdem dringendst zu einem Gamepad raten. Mit Maus und Tastatur scheint es zwar ganz okay zu sein, aber die Tastenbelegung ist bei weitem nicht so praktisch. Ich hatte allerdings selbst mit Gamepad das Problem dass ich ständig meinen Extraskill gezündet habe obwohl ich es nicht wollte. Man muss dazu nämlich beide Schultertasten gedrückt halten, von denen eine fürs Rennen und die andere für Spezialattacken benötigt wird. Wenn man während eines Kampfes versucht zu rennen kann das also leicht nach hinten losgehen.
Und apropos Kämpfe: obwohl ich das Kampfsystem mag gibt es ein paar Bosskämpfe die ich vom Design her nicht so prickelnd fand. Wie einen Unterwasserboss den man in einer viel zu großen Arena bekämpfen und ständig mit Kletten-artigen Pflanzen beschießen muss da er die meiste Zeit außer Reichweite der eigenen Angriffe schwebt. Wenn die Charaktere schwimmen könnten wäre das natürlich egal, aber das Accessoire das einen unter Wasser atmen lässt, lässt einen gleichzeitig wie ein Stein zu Boden sinken. Das hätte also irgendwie besser geregelt werden können.
Lacrimosa of DANA ist also keineswegs perfekt, aber wer die Ys Reihe und/oder Action-RPGs mag dürfte trotzdem für circa 45 Stunden sehr gut unterhalten werden. Wer alle Achievements sammeln will müsste noch ein bisschen mehr Zeit investieren, das ist es mir persönlich aber nicht mehr wert. Erst recht nicht bei so zeitaufwendigen Aufgabe wie "Steuere jeden einzelnen Charakter für eine unbekannte Anzahl an Stunden", auch wenn man das vermutlich machen könnte indem man das Spiel stundenlang im Hintergrund laufen lässt.
Lacrimosa of DANA ist ein weiterer gelungener Ableger der Ys Reihe der viele spaßige Kämpfe, einen fantastischen Soundtrack und eine relativ umfangreiche Story zu bieten hat. Die erste Hälfte des Spiels hätte aber ruhig ein bisschen kürzer gehalten werden können.
Positive Aspekte von Lacrimosa of DANA
- Der Soundtrack ist mal wieder fantastisch.
- Spaßige Bosskämpfe welche vor allem in Danas Abschnitten einiges an Taktik erfordern wenn man nicht getroffen werden will.
- Das Setting wurde gut ins Gameplay integriert da man Items nicht mit Geld kaufen kann sondern gegen andere Items tauschen muss.
- Sowohl die Story als auch die Charaktere sind sehr viel besser entwickelt als in vorherigen Ys Teilen.
Negative Aspekte von Lacrimosa of DANA
- Ein paar Bosskämpfe fand ich vom Design her nicht so prickelnd.
- Die erste Hälfte der Story wirkt unnötig in die Länge gezogen, mit viel zu vielen Dungeons in denen zwei Bosse innerhalb kürzester Zeit bekämpft werden müssen.
- Es ist zwar cool dass man das Spiel komplett solo bestreiten könnte, das lohnt sich aber nur wenn man gewillt ist einen zweiten Durchgang zu starten.
- Es ist zwar nett zu sehen wie sich das Basislager entwickelt, man kann aber weder das Layout noch das Design beeinflussen, nicht mal in den Tower Defense Raids.