Coffee Talk ist eine Visual Novel die auf den ersten Blick so wirkt als ob die Entwickler einfach nur das generelle Konzept von VA-11 Hall-A kopiert und anschließend leicht abgewandelt hätten. Sprich das Cyberpunk Setting wurde durch eine fantastische Version unserer Welt ersetzt, in der Elfen, Zwerge, Vampire, Sukkuben und sonstige Fabelwesen sich in die moderne Welt integriert haben. Anstatt sich zu besaufen besuchen diese außerdem tagtäglich ein Café, welches aus unerfindlichen Gründen allerdings nur Nachts geöffnet hat. Und dort darf man wie gewohnt Getränke mischen, nur eben nicht mit Alkohol sondern mit Kaffee, Tee, Milch und Kakao.
Da jedes Getränk aus 3 Zutaten besteht ist das Gameplay aber ein bisschen angenehmer als dieses ganze Rumgeklicke in VA-11 Hall-A. Im Gegensatz dazu muss man die meisten Getränke aber selbst entdecken, was teilweise dazu führen kann dass man im ersten Durchgang nicht in der Lage ist jeden Gast zufriedenstellend zu bewirten. Das ist hier aber fast vollkommen egal da sie sich nur kurz drüber beschweren und danach trotzdem weiter trinken und auch jeden weiteren Tag zu Besuch kommen, selbst wenn man nie das richtige Getränk serviert. Das einzige was sich dadurch wirklich beeinflussen lässt sind die Endings der einzelnen Gäste.
Man müsste ohne Lösung also ein paar Tage wiederholen um die besten Endings freizuschalten, aber davon abgesehen hat Coffee Talk eigentlich keinen nennenswerten Wiederspielwert zu bieten. Ich habe anschließend zwar versucht das komplette Spiel mit unterschiedlichen "Entscheidungen" zu spielen, aber diese ändern leider so gut wie nichts an irgendwas. VA-11 Hall-A hat in dieser Hinsicht also die Nase vorn, da die Gespräche sich tatsächlich ändern können wenn man die falschen Getränke serviert, oder wenn man mehr Alkohol dazu gibt als die Getränke tatsächlich benötigen. Und da kann man sogar ein paar geheime Gäste spawnen, auch wenn ich ohne Lösung nie gewusst hätte dass die überhaupt existieren. Wer sich daran nicht stört, der sollte Coffee Talk aber durchaus eine Chance geben. Mit 5 - 6 Stunden ist die Spielzeit nämlich trotzdem ganz okay, und trotz des Fantasy Settings werden einige Themen angesprochen die auch in unserer Welt eine Rolle spielen.
Die mögen zwar nicht so detailliert behandelt werden wie sich manche Menschen das vielleicht wünschen würden, aber im Endeffekt geht es ja auch nicht darum all die Themen bis ins kleinste Detail zu betrachten sondern einfach darum einen Einblick in das Leben seiner Gäste zu bekommen. Und da gibt es zum Beispiel einen weiblichen Ork welche in der Videospielebranche arbeitet und dementsprechend länger arbeitet als sie eigentlich sollte, oder einen Werwolf der versucht seine Verwandlung in den Griff zu kriegen damit er möglichst niemanden verletzt falls er aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sein sollte sich rechtzeitig zu isolieren. Die mögen zwar allesamt keinen so erinnerungswürdigen Eindruck hinterlassen wie Dorothy oder Streaming-chan aus VA-11 Hall-A, aber es sind durchaus nette Charaktere. Und ich fand zumindest einen Außerirdischen richtig gut der die ganze Zeit voll unauffällig als Astronaut verkleidet durch die Gegend läuft und eine sehr ... spezielle Mission verfolgt.
Ich finde es allerdings schade dass die Entwickler entschieden haben dass man sich selbst in den Barista hineinversetzen soll. Er oder sie hat zwar trotzdem einen vorgeschriebenen Charakter, aber verglichen mit Jill hat er so gut wie keine nennenswerte Präsenz und erst recht kein Privatleben das die Story irgendwie beeinflussen würde. Mangels Mitarbeitern gibt es außerdem keine unterhaltsamen Support Charaktere mit denen man zwischendurch interagieren könnte. Von daher muss ich sagen dass Coffee Talk zwar keinesfalls ein schlechtes Spiel ist, aber VA-11 Hall-A hat mir insgesamt ein bisschen besser gefallen. Wer mit dessen sexuellen Themen nichts anfangen kann, der könnte an Coffee Talk aber vermutlich mehr Gefallen finden, auch wenn dieses nicht komplett von solchen Gesprächen verschont bleibt.
Es gibt übrigens noch einen Challenge Modus in dem man so schnell wie möglich diverse Getränke servieren soll. Fand ich für einen Durchgang ganz okay, aber als die Gäste angefangen haben nur noch nach bestimmten Eigenschaften zu fragen (besonders kalt, süß, warm, etc..) habe ich irgendwie fast nur noch Fehler gemacht obwohl ich eigentlich genau das gemischt hatte was sie verlangt haben. Am mangelhaften Wiederspielwert ändert das also so gut wie gar nichts. Und es hat sogar dazu geführt dass ich die letzten Achievements überhaupt nicht sammeln möchte. Erst recht nicht das Latte Art Achievement, für das man eine Stunde lang auf den Getränken rumzeichnen müsste, was innerhalb der Story nur ein einziges Mal verlangt wird. Ist vielleicht für all jene interessant die tatsächlich versuchen wollen etwas schönes zu zeichnen, aber persönlich finde ich das einfach nur nutzlos.
Abschließende Bewertung
Coffee Talk ist eine nette und entspannende Barista Visual Novel die zwar das generelle Konzept von VA-11 Hall-A kopiert, aber im Gegensatz dazu keinen nennenswerten Wiederspielwert besitzt da die servierten Getränke den Verlauf der Story nur geringfügig beeinflussen.
Positive Aspekte von Coffee Talk
- Grafisch wurde das Spiel sehr schön in Szene gesetzt.
- Getränke zu mischen geht leicht von der Hand und gefällt mir von der Umsetzung her ein bisschen besser als in VA-11 Hall-A.
- Die Charaktere sind zwar nicht so einprägsam wie die in VA-11 Hall-A, aber sie haben teilweise sehr unterhaltsame Geschichten zu erzählen.
Negative Aspekte von Coffee Talk
- Da man sich selber in den Protagonisten hineinversetzen soll ist dieser der langweiligste Charakter im gesamten Spiel.
- Im Gegensatz zu VA-11 Hall-A macht es so gut wie keinen Unterschied welche Getränke man zusammenmischt, oder ob man überhaupt die richtigen Getränke serviert. Sprich die Story ist extrem linear und hat abgesehen von den unterschiedlichen Charakter-Endings keinen nennenswerten Wiederspielwert zu bieten.