Für dieses Review wurde mir ein Key zur Verfügung gestellt!
Not for Broadcast ist eine FMV Propaganda Sim in der man in die Haut des Editors der National Nightly News schlüpft während eine radikale Partei namens Advance auf demokratische Art und Weise die Macht an sich reißt. Die beiden Leiter dieser Partei scheint zwar anfangs niemand ernst zu nehmen, zumal einer von denen ein heftiger Säufer ist der ständig mit Schimpfworten um sich wirft, aber deren erste Amtshandlung
zeigt bereits dass sie nichts gutes im Schilde führen. Sie erklären nämlich alle Reisepässe für null und nichtig damit alle die gedroht haben das Land zu verlassen dies nur tun können wenn sie bereit sind für dieses Privileg bezahlen.
Wer Advance eine Chance gibt soll allerdings gut belohnt werden, da sie vorhaben den Reichtum des Landes auf gerechte Art und Weise unter der Bevölkerung zu verteilen. Gerecht heißt an der Stelle allerdings nichts weiter als: "Wir werden die reichsten Menschen des Landes auf gezielte Art und Weise in den Ruin treiben." Die Leiter der Partei reden an der Stelle nämlich nicht nur von Steuererhöhungen, sondern erwähnen auch dass sie es auf alle Villen, Rennwagen und Weingüter abgesehen haben. Für einen Großteil der Bevölkerung mag sich also erst mal nicht viel ändern, aber je länger Advance an der Macht ist, umso schlimmer wird das ganze.
Und das ist auch der Grund warum das Spiel vom Gameplay her zweigeteilt ist. So gibt es zum einen die Editor Abschnitte, auf die ich später noch eingehen werde, sowie kurze Passagen die an Choose Your Own Adventure Spiele erinnern. Da bekommt man nämlich kurze Einblicke in das Leben des Protagonisten und muss immer wieder Entscheidungen treffen die den Rest des Spiels beeinflussen. So kann man zum Beispiel einem reichen Verwandten dabei helfen das Land zu verlassen, oder ihn dazu verdammen dass Advance sich einen Großteil seines Vermögens unter den Nagel reißt. Ist also ganz nützlich um einem die Lage im Land noch besser vor Augen zu führen, auch wenn mir die Abschnitte zu kurz sind und viele zu viele Zeitsprünge beinhalten um eine wirkliche Bindung zu den Charakteren aufzubauen.
Wenn es diese Abschnitte nicht geben würde, dann würde das Spiel aber lange Zeit gar nicht so ernst wirken. Viele Nachrichten, Interviews, und Werbespots wirken nämlich einfach nur absurd, wie die Berichterstattung über ein Sportturnier dessen letzte Runde mit imaginären Bällen gespielt wird. Oder die komplette Lockdown Episode, die hier nicht auf eine Pandemie, sondern auf wahnsinnige Killer Plüschtiere zurückzuführen ist. Es gibt außerdem diverse Gesangseinlagen die gameplaytechnisch zu Rhythmusspielen verkommen und welche man vom Inhalt her nur selten ernst nehmen kann.
Wer eine bitterernste Story erwartet, der wird also höchstens in der zweiten Spielhälfte fündig, von der aktuell aber noch die dritte und letzte Episode fehlt. Die ersten zwei Drittel haben aber schon einiges an Content zu bieten, schon weil die Entscheidungen die man als Editor trifft die zukünftigen Nachrichten beeinflussen können. So darf man ab und zu zum Beispiel darüber entscheiden was für ein Bild oder Clip im Zusammenhang mit den Nachrichten gezeigt wird. Und im Falle von Advance gibt es mehrere Abschnitte bei denen man darüber entscheiden darf ob positive, negative oder neutrale Reaktionen aus der Bevölkerung abgespielt werden.
Zwischen einem jeden News-Segment muss man außerdem Werbespots abspielen mit denen man ebenfalls indirekt seine politische Meinung kund tun kann, vor allem wenn man vom Boss des Studios dazu aufgefordert wird einen Clip von Advance abzuspielen. Da weiß ich aktuell zwar nicht wie relevant das tatsächlich ist, aber es dürfte zumindest das Gehalt des Protagonisten beeinflussen, was wiederum die Story außerhalb des Studios beeinflusst. Und es gibt mindestens einen Spot der einen Vorfall zu Folge hat über den dann in einer späteren Episode berichtet wird. Es kann sich also durchaus lohnen zumindest zwei Profile anzulegen, eins in dem man Advance so gut wie möglich unterstützt, sowie eins in dem man alles was sie tun in ein schlechtes Licht rückt. Letzteres finde ich aktuell aber nicht nur logischer, sondern auch wesentlich interessanter. Auf das Warum kann ich ohne Spoiler allerdings nicht eingehen.
Von daher sollte ich vermutlich endlich mal das Gameplay erklären. Abgesehen von dem was ich bereits erwähnt habe, gibt es nämlich noch ein paar Dinge zu beachten. Allen voran die Kameraperspektiven, von denen vier zur Auswahl stehen. Diese sollten idealerweise den aktuellen Sprecher zeigen, aber nie länger als 10 Sekunden gehalten werden. Ab und zu sollte man also auch Reaktionen des Gegenübers einfangen, oder zumindest auf eine Kamera wechseln die neben dem Sprecher noch weitere Personen zeigt. Ansonsten verliert man nämlich in Windeseile seine Zuschauer.
Um das zu verhindern muss man ab und zu aber auch Schimpfwörter zensieren, entweder indem man mittels Maus den Knopf für gedrückt hält, oder die Leertaste, was an manchen Stellen die einzige Möglichkeit ist um wirklich effektiv arbeiten zu können. Zwischendurch gibt es nämlich auch Störungen die man augenblicklich beheben muss da die Zuschauerzahl ansonsten rapide in den Keller geht. Fand ich persönlich ein bisschen nervig, zumal es nur eine einzige Stelle gibt an der die tatsächlich in die Story integriert wurden, aber die Entwickler sind scheinbar der Meinung das sie die Spieler ständig mit neuen Features auf Trab halten müssen. So gibt es an einer Stelle zum Beispiel eine Hitzewelle die ständig das System lahm legt wenn man nicht daran denkt einen Ventilator richtig auszurichten, der ab und zu allerdings von selbst ausgeht.
Ob sowas wirklich nötig gewesen wäre wage ich zu bezweifeln, aber so hat man zumindest immer was zu tun. Und da jedes einzelne News-Segment bewertet wird, muss man sich auf jeden Fall ein bisschen anstrengen wenn man die Bestwertung einkassieren will. Es ist dadurch zwar so gut wie unmöglich sich komplett auf die News oder die Werbung zu konzentrieren, aber dafür gibt es glücklicherweise das Archiv in dem man sich alles nochmal in Ruhe anschauen kann. Und teilweise sogar muss, da es diverse Gespräche gibt die man während des Live Broadcasts nicht zeigen darf, wie die Reaktionen der News Crew auf die erste Ansprache von Advance.
Alternativ gibt es allerdings auch den Free Play Modus in dem man bereits geschaffte Episoden nochmal in Ruhe durchspielen kann ohne sich um irgendwelche Unterbrechungen oder die Zuschauerzahlen Gedanken machen zu müssen. Damit konnte ich nach zwei kompletten Durchgängen zwar nicht wirklich was anfangen, aber es gibt an der Stelle auch noch weitere Modi mit denen man sich die Zeit vertreiben könnte. Darunter Challenges wie "Censoring Gone Mad", wo man sich neben dem normalen Gameplay noch viel mehr aufs Zensieren fokussieren muss, auch wenn es rein logisch keinen Sinn ergibt. Wäre vermutlich interessanter gewesen wenn die Entwickler dafür komplett neue Szenen gefilmt hätten in denen tatsächlich im Sekundentakt geflucht wird. Bereits existierende Szenen zu recyceln motiviert mich nämlich nicht wirklich diesen Modi einen Chance zu geben.
Das Hauptspiel ist es aber durchaus wert gespielt zu werden, zumindest wenn man mit seltsamen FMV Games was anfangen kann. Die Story mag später zwar tatsächlich ernst werden, aber bis dahin dauert es ein bisschen. Bin dementsprechend aber gespannt was da noch passiert und hoffe mal dass die unterschiedlichen Spielweisen noch weitreichendere Konsequenzen haben als bisher. Dann würden sich zusätzliche Durchgänge immerhin erst recht lohnen. Dank des Corona Lockdowns dürfte es allerdings noch einige Zeit dauern bis die Entwickler endlich damit anfangen können den Rest des Spiels zu filmen.
