World's End Club ist ein Puzzle Platformer in dem sich eine Gruppe von Schülern nach dem Einschlag eines Meteors in einem Unterwasserpark wiederfindet den sie nur verlassen dürfen wenn sie an einer Art Mörderspiel teilnehmen, dem sogenannten Spiel des Schicksals. Dabei müssen sie zwar persönlich niemanden umbringen, aber dafür hat jeder eine Aufgabe erhalten deren Erfüllung den Rest der Gruppe zum Tod verurteilt. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass niemand seine eigene Aufgabe kennt. Stattdessen trägt jeder von ihnen ein Armband dass ihnen die Aufgabe eines anderen Mitspielers verrät. Sie müssen also nicht nur herausfinden wer das Armband mit ihrer Aufgabe trägt, sondern gleichzeitig verhindern dass die anderen Spieler ihren Aufgabe erfüllen.
Obwohl diese Prämisse theoretisch interessant genug für ein komplettes Spiel gewesen wäre, kann ich allerdings nicht behaupten dass das tatsächlich der Fall wäre. Nicht nur weil der Trailer bereits verraten hat dass dieses Mörderspiel keine große Rolle in der Story spielt, sondern weil es nur die erste von zwölf Stunden abdeckt und ich somit kaum etwas zum Spiel sagen könnte wenn ich mich nur darauf fokussieren würde. Das richtige Spiel ist stattdessen ein Roadtrip durch Japan, bei dem die Kinder, welche zum sogenannten Go-Getters Club gehören, versuchen nach Tokio zurückzukehren, in der Hoffnung dass der Meteor die Stadt nicht dem Erdboden gleichgemacht hat. Warum sie nicht einfach die Polizei kontaktieren? Weil der Einschlag des Meteors scheinbar nur der Anfang einer Katastrophe war die die komplette Menschheit ausgelöscht und sowohl Tiere als auch Pflanzen in Monster verwandelt hat.
Normale Kinder hätten gegen sowas natürlich keine Chance, aber es stellt sich schnell heraus dass jedes Mitglied des Go-Getters Club eine besondere Fähigkeit besitzt die sich in Notfällen entfaltet. Reycho, der Protagonist, wirkt in dieser Hinsicht zwar noch recht normal, da sich seine Fähigkeit auf „kann schwere Objekte besonders weit und hart werfen“ beschränkt, aber später kommen auch solch übernatürliche Fähigkeiten wie „kann die Gravitation umkehren und an der Decke laufen“ hinzu. Und damit kann man entweder Rätsel lösen, Monster bekämpfen oder beides gleichzeitig. Als schwer oder gar komplex kann ich aber nichts davon bezeichnen, vermutlich weil das Spiel vor allem für eine jüngere Zielgruppe designt ist. Mal müssen ein paar Blöcke verschoben, mal ein Schalter gedrückt und vielleicht ein Gegner eingesperrt werden, aber das wars auch schon.
Der einzige Frustfaktor besteht darin, dass die Charaktere keine Lebensenergie besitzen und somit bei der kleinsten Berührung mit einem Gegner/Projektil/Hindernis direkt draufgehen. Bei einem der Bosskämpfe wird außerdem die Trefferzone angezeigt aus der man rausrennen muss, aber der Schadensbereich ist in Wahrheit noch viel größer obwohl der Effekt wie eine Staubwolke aussieht die niemandem verletzen sollte. Da hätte es also auch geholfen wenn die Charaktere zumindest einen Treffer überleben würden. Sie besitzen immerhin schon Superkräfte, also sollte man doch meinen dass sie ein bisschen mehr aushalten als stinknormale Menschen.
Nein, diese Feuerwand ist nicht das was ich mit Staubwolke meinte!
Das Gameplay ist ansonsten eigentlich vollkommen in Ordnung und geht leicht von der Hand, von ein paar wenigen Stellen mal abgesehen wo meine Charaktere sich geweigert haben an Vorsprüngen hochzuklettern. Es gibt aber trotzdem ein mehr oder weniger gravierendes Problem über dass ich leider nicht hinwegsehen kann: die Fähigkeiten kommen viel zu kurz. In den meisten Leveln wird nämlich nur eine einzige Fähigkeit benötigt, wodurch manche von ihnen vielleicht dreimal im kompletten Spiel zur Anwendung kommen. Eine dieser Stellen ist außerdem eine Art Bossrush, wo jeder Charakter nur ein paar Mal angreifen darf, wodurch jede Phase vielleicht eine Minute dauert, wenn denn überhaupt.
Da hätten die Entwickler also sicherlich mehr draus machen können, aber es ist jetzt nicht so schlimm als dass es das Spiel ruinieren würde. Für Achievement Sammler könnte das allerdings für ein bisschen Frustration sorgen. Es gibt nämlich für jeden Charakter ein „Nutze Fähigkeit x-Mal“ Achievement, was ich in so gut wie allen Fällen bei diesem Bossrush ergrinden musste. Und das ist vor allem bei den Charakteren nervig bei denen nur die Verwandlung zählt, aber nicht die Fähigkeit die man anschließend verwenden kann. Da musste ich mich also erst verwandeln, in den Boss rennen, sterben, und das ganze Dutzende Male wiederholen. Nicht gerade spaßig, aber mit ein bisschen Geduld problemlos machbar.
Ich muss aber nochmal auf die Story zu
sprechen kommen, welche unter anderem von Kazutaka Kodaka (dem
Schöpfer von Danganronpa) und Kotaro Uchikoshi (dem Schöpfer von
Zero Escape) entwickelt wurde. Im Gegensatz zu ihren früheren
Projekten ist World's End Club bei weitem nicht so komplex und trotz
der Prämisse auch kein besonders ernstes Spiel. Stattdessen ist es
ein relativ kinderfreundlicher Roadtrip dessen Story so sehr von der
Macht der Freundschaft vorangetrieben wird dass der Go-Getters Club
sogar eine thematisch passende Hymne besitzt die im Laufe der Reise
mehrfach gesungen wird. Und diese ist an einer Stelle sogar essenziell um mit der Macht der Freundschaft den Sieg davonzutragen, was für manche Spieler eventuell zu absurd und kitschig sein könnte.
Im Gegensatz zu Spielen wie Raging Loop, dessen absurde Momente mir die Story kaputt gemacht haben, funktioniert es
hier aber viel besser weil sich diese Absurdität konstant durchs
komplette Spiel zieht. Es gibt hier immerhin Momente wo man gegen
Roboter mit Smiley Gesichtern kämpft, oder wo Charaktere zwecks
Freundschaft oder Paarung von Yetis entführt werden, etc... Die Entwickler hatten also scheinbar viel Spaß dabei sich lauter bescheuerte Szenarien auszudenken und erwarten, trotz des post-apokalyptischen Settings nicht, dass man die Story wirklich ernst nimmt.
Das soll allerdings nicht heißen dass es keinen ernsten oder emotionalen Momente geben würde. Die sind nur sehr weitläufig über das Spiel verteilt und beschäftigen sich vor allem mit den Hintergrundgeschichten der Charaktere. Darüber hinaus sind die Mitglieder des Go-Getters Club zwar nicht besonders komplex, aber die Entwickler haben es trotzdem geschafft jedem von ihnen markante Eigenschaften zu geben die sie aus der Masse hervorheben. Wie Yukis wunderbare Kochkünste oder ihre Angewohnheit Adjektive mit poe-poe zu verstärken, was auch immer das bedeuten soll.
Und obwohl die Charaktere teilweise sehr nervig sein können, vor allem wenn sie mal wieder irgendwelche kindischen Streitereien anfangen die wenige Minuten später wieder beigelegt werden, sind sie durchaus sympathisch genug um einem im Laufe des Spiels ans Herz zu wachsen. Außer vielleicht Mowchan, der so sehr aufs Essen fixiert ist dass er selbst Mädchen mit Nahrungsmitteln vergleicht und sich einzig darin verbessert dass er später mutiger ist als noch am Anfang.
Selbst Reycho ist in gewisser Weise ein interessanterer Charakter. Und das obwohl er einen auf stummer Protagonist macht und hauptsächlich als Sprachrohr des Spielers dient der an einigen Stellen Entscheidungen treffen muss, darunter welche Städte der Go-Getters Club in den ersten Kapiteln besuchen soll. Und dadurch teilt sich das Spiel in zwei Routen die man im Endeffekt aber trotzdem beide spielen muss um das wahre Ende freizuschalten. Das ist zwar weniger komplex als in Zero Escape, gegen Ende wird aber mehr als offensichtlich dass Uchikoshi in die Story involviert war.
Ob einen das stört muss jeder selbst für sich entscheiden und es hängt natürlich davon ab wie viele seiner Spiele man schon kennt. Ein paar der Twists fand ich aber komplett unnötig da die Story auch ohne problemlos funktioniert hätte. Und manche von denen haben in Uchikoshis früheren Spielen besser funktioniert als hier. Einer von denen wirkt außerdem so als ob er einfach nur seiner selbst wegen existieren würde und nicht weil er die Story irgendwie bereichern würde. Stattdessen ersetzt er eine sinnvolle Erklärung durch eine die ich sehr fragwürdig fand. Dieser Twist ist schlussendlich aber komplett irrelevant, weswegen ich einigermaßen darüber hinwegsehen kann. Und mehr kann ich ohne Spoiler eh nicht drüber sagen.
Obwohl die Story von World's End Club nicht sonderlich komplex sein mag, hat sie aber durchaus interessante Mysterien zu bieten die mein Interesse lange Zeit halten konnten. Was hat es mit dem Mörderspiel auf sich? Was ist mit der Menschheit passiert? Was sind das für mysteriöse Kreuze die überall im Himmel schweben, etc... Die Auflösung dieser Mysterien ist zwar kein absoluter Mindfuck wie man ihn von den Schöpfern des Spiels eventuell erwarten würde, aber von den bereits erwähnten Problemen mal abgesehen sind sie vollkommen in Ordnung.
World's End Club ist also kein Spiel dass mich vollkommen aus den Socken gehauen hätte, aber für eins der ersten Projekte von Too Kyo Games (neben Death Come True, was ich bisher nicht gespielt habe) ist es trotzdem überraschend gut gemacht, auch wenn die Charaktere vom Design her nicht wirklich in die realistische Spielwelt passen. Der PC Port lässt aus technischer Hinsicht allerdings zu wünschen übrig. Dieser scheint nämlich auf 30 FPS gelockt zu sein, wodurch die Animationen in Bewegung sehr abgehackt wirken.
Es gibt aber glücklicherweise einen Fan Patch der diesen Mangel aus der Welt schafft und für ein schön flüssiges Spielerlebnis sorgt. Das einzige was er nicht beseitigen konnte war der furchtbar flackernde Nebel im Hintergrund des ersten Gebiets. Darüber hinaus habe ich aber glücklicherweise keine offensichtlichen Grafikfehler mehr bemerkt. Wer sich mit sowas gar nicht erst herumschlagen will, der kann aber auch einfach zur Switch Fassung greifen. Diese scheint, zumindest laut YouTube, von Hause aus besser zu laufen.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von World's End Club
- Ordentliche Spielzeit von circa 12 Stunden.
- Überraschend gute Inszenierung, vor allem während der Bosskämpfe.
- Bis auf wenige Ausnahmen geben die Synchronsprecher eine gute Performance ab.
- Obwohl die Story nicht sonderlich komplex sein mag, hat sie einige Mysterien zu bieten die das Interesse lange Zeit halten sollten.
Negative Aspekte von World's End Club
- Die PC Version hat grafische Mängel die sich aktuell nur mittels Fanpatch ausmerzen lassen.
- Die Fähigkeiten der Charaktere kommen viel zu kurz und die damit verbundenen Rätsel sind durch die Bank sehr simpel.
- Es gibt ein paar fragwürdige oder sogar unnötige Twists die teilweise aus anderen Uchikoshi Spielen recycelt wurden, hier aber viel schlechter funktionieren.