Murderous Muses ist das neueste FMV Spiel von D'Avekki Studios, in dem es mal wieder darum geht einen zufallsgenerierten Mordfall aufzuklären. Die Präsentation der Story erinnert dabei sehr an The Infectious Madness of Doctor Dekker, da sie mittels kurzer Clips vermittelt wird in denen die Verdächtigen auf einer Couch sitzen und über diverse Themen reden, wie ihre Jobs, ihre Familie, ihre Wünsche, etc... Anstatt selber Fragen stellen zu können, wurde das Freischalten der Clips diesmal allerdings sehr umständlich geregelt.
Der Protagonist ist diesmal nämlich kein Psychiater, sondern Wachmann in der Galerie Argenta, welche sich auf der fiktionalen Insel Mirlhaven befindet. Dort werden drei Tage lang die Gemälde von Mordechai Grey präsentiert, welcher vor einem Jahr unter mysteriösen Umständen ermordet wurde. Obwohl die Polizei den Fall nicht lösen konnte, gibt es sechs Verdächtige deren Porträts Mordechai noch vor seinem Ableben fertigstellen konnte und welche dementsprechend als Herzstück der Ausstellung fungieren. Und mithilfe dieser Porträts kann der Protagonist einen Blick in die Vergangenheit erhaschen um den Täter nachträglich doch noch zu überführen.
Die Umsetzung dieses Features wirkt auf mich allerdings wie furchtbare Spielzeitstreckung. Um den Verdächtigen eine Frage stellen zu können, muss man deren Porträts nämlich über Plaketten mit den entsprechenden Themen hängen, was jeweils einen kurzen Clip freischaltet. Soweit, so okay. Sobald man das Porträt entfernt, wechselt die Plakette allerdings zu einem andern Wort. Wäre auf sich allein gestellt kein Problem, da es dadurch einfacher ist mehrere Themen schnell hintereinander abzuarbeiten.
Um den Mordfall lösen zu können, muss man allerdings pro Charakter drei Wörter in der richtigen Reihenfolge abarbeiten um somit ein Verhör freizuschalten. Das muss außerdem drei Nächte lang wiederholt werden, da die Verhöre ebenfalls unterschiedliche Themen abdecken. Die Porträts ewig rumzuwechseln ist allerdings nicht möglich, da jede Nacht maximal sechs Videos pro Charakter freigeschaltet werden können, was durch sechs Edelsteine am Rahmen eines jedes Portraits repräsentiert wird.
Es ist zwar möglich Edelsteine in andere Porträts zu transferien, das funktioniert aber nur in einem Verhältnis von 2:1, wodurch man jedes Mal einen Edelstein für opfern müsste. Hier und da liegen außerdem Edelsteine in der Gegend rum, welche teilweise aber so sehr mit dem Hintergrund verschmelzen, dass man extra danach suchen muss um sie nicht zu übersehen. Mehr als drei oder vier Edelsteine habe ich pro Durchgang aber nie gefunden, von daher sollte man sich gut überlegen wie man die verwendet.
Falls man das Pech
haben sollte, dass ein Charakter mehrfach das selbe Wort benötigt,
dann ist es außerdem noch schwerer das Verhör
freizuschalten. Bei wiederholten Wörtern wird zwar weder ein Edelstein verbraucht, noch springt die Plakette zum nächsten Wort weiter, letzteres ist aber nicht so praktisch wie es klingt. Wenn man bei drei Wiederholungen versucht das selbe Wort doppelt zu nutzen, dann wird nämlich trotzdem nur das zweite Wort gezählt. Danach müsste man also nochmal alle Wörter zwischendrin abarbeiten (welche sich stets in der selben Reihenfolge wiederholen) um das selbe Wort zum dritten Mal triggern zu können. Das macht also nur dann Sinn wenn man die Wörter sowieso benötigt, oder wenn man ein paar der Verdächtigen bereits ausgeschlossen hat.
Der größte Designschnitzer ist für mich allerdings, dass diese Verhör-Videos die einzigen Clips sind die benötigt werden um den Mordfall zu lösen. Alles drumherum ist quasi nichts weiter als Filler und kann für die Untersuchung komplett ignoriert werden, selbst wenn mehrere Charaktere gute Gründe hatten Mordechai umbringen zu wollen. Innerhalb der Verhöre scheinen außerdem keinerlei Lügen zum Einsatz zu kommen. Wenn ein Charakter sagt, dass er etwas nicht getan hat, dann hat er das auch nicht getan und kann somit aus der Liste der Verdächtigen gestrichen werden.
Dabei gibt es ein paar Fälle wo ich dachte, dass die Aussage sicher eine Lüge sein muss, nur um bei der Aufklärung ein „Unschuldig“ zu erhalten, was automatisch heißt, dass man bereits verkackt hat. Andersrum heißt das allerdings nicht, dass man bei „Schuldig“ gewonnen hat. Pro Verhör können nämlich mehrere Personen als schuldig deklariert werden, insofern sie die Möglichkeit hatten diesen Teil des Mordplans auszuführen (wie einen Anfruf von einem öffentlichen Telefon zu tätigen). Ob man tatsächlich richtig liegt, erfährt man also erst zum Schluss.
Das dauert an der Stelle zwar nicht lange, zumal man die einzelnen Videos allesamt wegklicken kann, diese Beschuldigungs-Phase hätte aber trotzdem besser umgesetzt worden können. Entweder indem "Schuldig" in "Plausibel" umbenannt wird, damit das Ganze etwas logischer wirkt, oder indem jede Phase des Mordplans tatsächlich gezeigt wird. Der Mord selbst ist im Spiel zwar enthalten, dauert bei jedem Charakter aber nur wenige Sekunden.
Um dessen Lösung zu erschweren werden in der zweiten und dritten Nacht übrigens Porträts entfernt (unter Vorwänden wie: sie sollen auf ihre Echtheit überprüft werden), die man allerdings selber wählen kann. Damit kann man also die Porträts derer entfernen die vermutlich unschuldig sind, hat dementsprechend aber weniger Chancen die restlichen Verhöre freizuschalten. Falls man keinen Plan hat wer unschuldig sein könnte, oder keinen Bock hat in die Galerie zu rennen, dann kann man die Anfrage aber getrost ignorieren und den Zufall entscheiden lassen.
Apropos Zufall: es gibt in jedem Durchgang mehrere Wörter die in Kombination mit einem bestimmten Porträt zwei neue Wörter spawnen, von denen allerdings nur eins gewählt werden kann. Jedes dieser Wörter ist komplett statisch und für die Lösung des Mordfalls irrelevant, wodurch man gezwungenermaßen sechs Edelsteine opfern muss um eins dieser Wörter abzuarbeiten. Falls eins davon in der dritten Nacht spawnen sollte, dann ist das allerdings nicht möglich, da immer ein Porträt fehlen wird.
In der Hinsicht ist es allerdings ganz praktisch, dass man einen
neuen Durchgang mit Eingabe eines Seeds starten kann, welcher
automatisch den Seed des letzten Durchgangs erhält. Wenn einem
viele Videos im selben Durchgang fehlen sollten, dann kann man also
einfach den letzten Durchgang wiederholen.
Um das Ganze zu erleichtern werden ab dem zweiten Durchgang
außerdem Edelsteine unter den Plaketten eingeblendet, welche
verdeutlichen mit welchen Porträts man dieses Wort bereits getriggert
hat und mit welchen nicht. Das ist allerdings auch dringend nötig,
da es laut Statistik 588 individuelle Clips gibt, von denen mir nach
13 Stunden immer noch 67 fehlen. Die Wörter dafür müsste ich aber
vermutlich allesamt erst spawnen, da ich die normalen Plaketten bereits abgearbeitet habe. Es könnte zwar auch Szenarien geben die ich noch gar nicht gesehen habe, das finde ich nach all den Durchläufen aber unwahrscheinlich.
Pro Durchgang muss man nämlich drei Fernseher aktivieren, welche in Form einer Mystery Show die Prämisse des aktuellen Mordfalls schildern, darunter welche Mordwaffe zum Einsatz kam und wo Mordechai Grey umgebracht wurde. Davon abhängig spawnen teilweise Plaketten die bei anderen Szenarios schlichtweg nicht existieren, wodurch ich selbst nach mehreren Durchgängen noch neue Wörter zu Gesicht bekommen habe.
Es gibt übrigens eine Tip Hotline die einem helfen kann einen der
Verdächtigen auszuschließen. Die kostet allerdings 6 Edelsteine und
kann pro Durchgang nur einmal verwendet werden. Ob einem das wirklich
hilft ist also fragwürdig, zumal es ein Achievement gibt für das man den
Mordfall mit über 20 Restjuwelen lösen muss, was es schlichtweg
unmöglich macht genug Videos freizuschalten um den Mörder mit
absoluter Sicherheit dingfest zu machen.
Neben all diesem Porträt Gameplay gibt es außerdem noch Rätsel
bzw. Minispiele die größtenteils sehr simpel sind. Die einzige
Ausnahme stellt ein furchtbar nerviges Trial & Error Rätsel dar
in dem man fünf Symbole erraten muss, welche nach fünf Misserfolgen neu generiert werden. Da habe ich irgendwann so
lange durchgeklickt bis zumindest zwei Symbole von Anfang richtig
waren. Das garantiert zwar keinen Sieg, reduziert aber zumindest den Frustfaktor.
Jedes dieser Rätsel schaltet einen Raum frei der ein weiteres statisches Wort enthält, ein gewaltiges Smartphone das ein bisschen Lore über die Galerie enthüllt, sowie eine Vase die für eine Sammelquest benötigt wird. Jede Vase schaltet ein Video frei welches die Story eines Charakters enthüllt der nicht zu den Verdächtigen gehört. Um alle Vasen zu erhalten muss man das Spiel aber mindestens fünfmal beenden, vorausgesetzt man sammelt pro Durchgang alle vier Vasen. Die vierte erfordert allerdings zusätzliche Arbeit in jeder Tagesphase, die sich spätestens ab dem dritten Durchgang überhaupt nicht mehr lohnt.
Obwohl die letzte Vase in gewisser Hinsicht als Finale der Story fungiert, musste ich danach aber noch acht weitere Durchgänge machen. Jedem Charakter ist nämlich eine kleine Galerie gewidmet in der fünf Gemälde freigeschaltet werden können. Jedes Gemälde erfordert allerdings dass man vier Wörter aktiviert, von denen manche erst gespawnt werden müssen. Man schaltet damit außerdem keine Videos, sondern Audioaufzeichnungen frei. Das selbe trifft auf alle Gemälde der Galerie zu, welche je nach Tageszeit eine andere Aufzeichnung abspielen.
Tagsüber werden stinknormale, historische Informationen vermittelt, während Nachts die übernatürliche Seite von Mirlhaven enthüllt wird. Und das war für mich einer der interessantesten Aspekte des Spiels, weswegen es schade ist, dass die Charakterstories damit nur am Rande zu tun haben und es keinen wirklichen Payoff für diese übernatürliche Storyline gibt. Das finale Vasen Video enthüllt zwar etwas das theoretisch sehr interessant sein könnte, ist aber genauso kurz wie alle anderen Videos und verläuft aufgrund der restlichen Story komplett im Sand.
Verglichen mit den übernatürlichen Stories von Doctor Dekker fand ich die Charakterstories in diesem Spiel außerdem sehr langweilig. Es gibt hier zum Beispiel eine Burlesquetänzerin die des Diebstahls beschuldigt wird, oder Zwillingsschwestern die von ihren Eltern geklont wurden, deren Stories ich bis zum Ende hin fast komplett uninteressant fand. Einzig am dritten Tag gibt es ein paar interessantere Clips die mit der übernatürlichen Seite von Mirlhaven zu tun haben. Einen ordentlichen Payoff gibt es dafür aber trotzdem nicht.
So wird bei der Story des Bauchredners Otto Pipistrelle zum Beispiel enthüllt, dass seine Puppe als ganzes in den mysteriösen (und tödlichen) Undulating Hills gefunden wurde und dementsprechend genauso übernatürlich ist wie die Insel selber. Ab und zu soll sie nämlich ein Eigenleben führen, wovon man allerdings nie was sieht (außer die Puppe redet die ganze Zeit für sich selbst, was zumindest manchmal so wirkt), und was auch zu nichts führt. Dass ein einzelner Durchgang circa 3 Stunden dauert und danach immer kürzer wird, macht das ganze nur noch schlimmer.
Aufgrund des zufallsgenerierten Mordfalls mag es zwar Sinn machen die Durchgänge recht kurz zu halten, damit Spieler auch tatsächlich mehrere Variationen davon zu sehen bekommen, aber dadurch wurden die Charakterstories viel zu sehr in die Länge gezogen. Pro Nacht dürfte es immerhin nicht mehr als zwei oder drei Minuten an Material für jeden Charakter geben. Da man im Gegensatz zu Doctor Dekker keine eigenen Fragen stellen kann, wirken die Stories außerdem extrem fragmentiert.
In Doctor Dekker konnte ich mich immerhin von
einem Video zum nächsten hangeln und somit einer relativ linearen
Story folgen. Hier springen die Videos aber wild umher, wodurch man
sich eigentlich Notizen anfertigen müsste um die Ereignisse der
einzelnen Stories in eine logische Reihenfolge zu bringen und sich
all die Nebencharaktere merken zu können. Die Entwickler wollen allerdings ein Feature nachreichen mit dem man sich alle freigeschalteten Videos nochmal anschauen kann. Ob die dann auch chronologisch geordnet sein werden, weiß ich aber nicht. Und da ich die Story sehr langweilig fand, werde ich sie mir sicherlich kein zweites Mal antun.
Murderous Muses ist für mich also das schlechteste Spiel von
D'Avekki Studios, sowohl vom Gameplay, als auch vom Storytelling her.
Die Schauspieler mögen zwar allesamt eine gute Performance
abliefern, das kann die langweilige Story aber auch nicht retten. Das selbe gilt für die übernatürlichen Aspekte von Mirlhaven, die ich zwar durchaus interessant fand, aber welche leider viel zu kurz kommen.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von Murderous Muses
- Die Schauspieler liefern allesamt eine gute Performance ab.
- Die übernatürlichen Aspekte von Mirlhaven fand ich einigermaßen interessant.
- Ab dem zweiten Durchgang wird bei jeder Plakette angezeigt welche Videos man schon gesehen hat und welche nicht.
Negative Aspekte von Murderous Muses
- Das Gameplay ist furchtbar langweilig und wirkt wie eine schlechtere Alternative zu Doctor Dekkers Textparser.
- Die Charakterstories sind ebenfalls sehr langweilig und werden erst am letzten Tag ein klein wenig interessant.
- Die Story wurde viel zu sehr in die Länge gezogen, wodurch mir selbst nach 13 Durchgängen immer noch Videos fehlen.
- Die Sammelquest, für die man mindestens fünf Durchgänge benötigt, enthüllt zwar interessante Informationen, hat aber keinen ordentlichen Payoff zu bieten.