Undertale Yellow ist ein inoffizielles Prequel zu Undertale in dem man Clover, den Menschen mit der gelben Seele, spielt. Dieser ist zwar genau wie Frisk ein kleines Kind, ist aber absichtlich in Mount Abbott gesprungen um herauszufinden was mit den verschwundenen Menschen passiert ist, scheinbar in der absurden Annahme dass der Sturz nicht tödlich wäre. Was aufgrund von Floweys Blumen durchaus stimmt, aber das konnte Clover ja nicht im Voraus wissen. Darüber hinaus beginnt Clovers Reise aber auf bekannte Art und Weise, da Toriel auch diesmal auftaucht um dem gefallenen Menschen Unterschlupf zu gewähren. Da es langweilig wäre genau die selben Maps wie in Undertale zu besuchen, haben die Entwickler allerdings das zweite Rätsel sabotiert, was dazu führt dass der Boden unter Clover auseinanderbricht und einen neuen Abschnitt der Ruinen offenbart, wo eine vermummte Gestalt ihr Unwesen treibt.
An der Stelle hat das Spiel mich aber ein klein wenig enttäuscht, weil wenn man jemanden trifft der scheinbar nicht will dass andere ihn erkennen, dann gehe ich eigentlich davon aus, dass die Person entweder eine wichtige Rolle in der Story einnimmt, oder irgendwo in Undertale schon mal vorkam und die Enthüllung eine Überraschung sein soll. Stattdessen ist die vermummte Gestalt ein Kerl namens Dalv, der weder in Undertale, Deltarune, noch irgendwelchen AUs vorkommt. Und sobald man mit den Ruinen fertig ist, hat auch Dalv keine Relevanz mehr.
Die Charaktere sind aber generell das
größte Problem des Spiels. Nicht weil sie furchtbar wären, sondern
weil selbst die wichtigsten von ihnen viel zu selten vorkommen und
noch seltener mit Clover unterwegs sind, wodurch man absichtlich
backtracken muss um so viel wie möglich aus der Sprech Option
herauszuholen. Es gibt hier zwar einen Postboten in Form des Briefwals, der Clover ab und zu Nachrichten von anderen Monstern schickt, deren Menge hält sich aber arg in Grenzen. In Undertale rennt man in Snowdin dafür ständig
Sans und Papyrus über den Weg und lernt sie dadurch bereits ganz gut
kennen. Und mit Papyrus bleibt man anschließend das ganze Spiel über
in Kontakt, insofern man ständig Telefonate führt. In UTY's Snowdin
muss man dafür bis zum Ende der Gegend warten bis man aktiv mit
Martlet, einem Mitglied der Royal Guard interagieren kann, was direkt zu einem Kampf führt. Vorher
taucht sie nur ein paar Mal auf um an ihren Rätseln rumzuwerkeln,
haut aber jedes Mal ab bevor Clover die Chance hat ein Gespräch anzufangen.
Der einzige Charaktere der tatsächlich
von Anfang bis Ende präsent ist und jeden Schritt von Clovers Reise
kommentiert, ist Flowey. Und da ich Undertale anschließend nochmal
gespielt habe (mit der Bits and Pieces Mod, die das Spiel ein bisschen modernisiert, aber leider nie fertiggestellt werden wird) um Yellow besser mit vergleichen zu können, war das für mich eine richtig gute Entscheidung. Ich
hatte nämlich ganz vergessen dass Flowey in Undertale außerhalb der
Ruinen nur ab und zu am Rand des Bildschirms zu sehen ist und erst
im Finale aktiv in die Story eingreift. Obwohl Flowey immer noch
Flowey ist, fand ich es also ganz nett dass man hier wesentlich mehr
mit ihm interagiert als im Original. Die Genocide Interaktionen sind außerdem sehr unterhaltsam!
Darüber hinaus fängt das Spiel die
Stimmung von Undertale aber richtig gut ein und hat auch ähnlich gut designte Kämpfe zu bieten. Im Großen und Ganzen hatte ich allerdings das
Gefühl, dass Undertale Yellow ein bisschen schwerer ist als
Undertale. Und das nicht nur in den Bosskämpfen, sondern auch bei
normalen Gegnern, vor allem wenn man von mehreren gleichzeitig
attackiert wird. Die Bosse sind aber trotzdem das größte Problem,
vor allem im Pacifist und Genocide Run. In ersterem weil man
schlichtweg nicht besonders viel HP hat und einige Bosse ordentlich
reinhauen, und in letzterem weil es hier mehr als zwei Bosse gibt die
tatsächlich eine Herausforderung darstellen.
Ob
es dadurch tatsächlich schwerer ist als Genocide in Undertale kann ich allerdings
nicht sagen, weil ich es da nie bis zum Ende geschafft habe. Hier bin
ich aber tatsächlich bis zum finalen Boss gekommen, nach einigen
Problemen, bei so gut wie jedem Boss. Einer davon war aber besonders
schlimm, aufgrund von Angriffen die Clovers maximale HP permanent
reduzieren (glücklicherweise nur in diesem Kampf und nicht darüber
hinaus). In der ersten Hälfte ist mir das zwar nicht so richtig
aufgefallen, weswegen ich da noch der Meinung war, dass der Kampf ganz gut machbar wäre, aber in der zweiten sind meine HP rasant in den einstelligen
Bereich gesunken. Nach einigen Fehlschlägen war ich also drauf und dran den Run an der Stelle abzubrechen, habe es aber doch noch irgendwie geschafft den Boss zu besiegen.
Seit dem ersten Update besitzt das
Spiel allerdings einen Easy Mode durch den Clovers Hut ebenfalls seine Verteidigung erhöht, was gleichzeitig heißt, dass er gegen Ende noch einen kleinen Boost erhält. Den würde ich beim ersten Mal aber niemanden empfehlen, da ich
den bei meinem letzten (neutralen) Run eine Weile an hatte und so gut wie
keinen Schaden genommen habe. Ohne Herausforderung muss man sich
immerhin gar keine Mühe geben den Angriffen ordentlich auszuweichen,
außer im Genocide Run. Wer Probleme mit den Kämpfen haben sollte, kann
den Easy Mode aber jederzeit aktivieren und auch wieder deaktivieren. Dazu kommen außerdem noch Autofeuer und Auto-Rhythmus, die ich aber wirklich nur empfehlen würde wenn man bei den entsprechenden Kämpfen absolut nicht klar kommt.
Ein Kritikpunk den ich häufiger gelesen habe
ist allerdings, dass der Act Befehl in den Bosskämpfen so gut wie
nie zum Einsatz kommt, zumindest nicht auf sinnvolle Art und Weise. Und ja, das entspricht durchaus der Wahrheit, wodurch man bei vielen
Kämpfen nur abwarten und die Angriffsmuster überleben muss. Ob
einen das wirklich stört ist eine andere Sache. Mir war es
jedenfalls komplett egal da normale Gegner mehr als ausreichend von den Act Befehlen Gebrauch machen.
Generell würde ich das Spiel aber jedem Fan von Undertale empfehlen, da es das erste vollständige Fangame ist (das sich nicht nur um Bosskämpfe dreht) das mit einer Spielzeit von circa 14 Stunden (+ ungezählte Stunden für Genocide Tode) in etwa genauso lang ist wie das Original und fast genauso gut. Der Soundtrack kommt zwar nicht an die besten Songs von Undertale heran (wie Hopes and Dreams oder MEGALOVANIA), hat aber trotzdem einige gute Stücke zu bieten. Ich hoffe nur, dass er irgendwann noch in ordentlicher Qualität veröffentlicht wird. Die Fassung die man auf Gamejolt runterladen kann besteht nämlich nur aus 192kbit MP3s und lässt dementsprechend zu wünschen übrig.
Es gibt außerdem Leute die kritisieren dass die Entwickler hier einfach nur mehr Undertale entwickelt haben anstatt was komplett neues zu probieren. Das mag zwar in gewisser Weise stimmen, stellt für mich aber kein wirkliches Problem dar, zumal es sich keinesfalls um eine 1:1 Kopie handelt. Stattdessen sind so gut wie alle Maps und Charaktere neu, auch wenn man hier ebenfalls in den Ruinen und Snowdin unterwegs ist. Und obwohl Clover auf den ersten Blick wie Frisk 2.0 wirken mag und ebenfalls nie ein Wort von sich gibt, legt er im Laufe seiner Reise wesentlich mehr Emotionen an den Tag.
Da es ebenfalls drei Routen gibt, mag das Spiel außerdem ein bisschen vorhersehbar sein, ist für mich aber essenziell um genau das Gegenteil zu erreichen. Da Undertale Yellow ein Prequel ist, wissen Kenner des Originals immerhin auf welche Art und Weise die Story enden muss. Drei Routen einzubauen sorgt also dafür, dass zumindest eins der Endings anders ablaufen kann als man erwarten würde. Ob das tatsächlich der Fall ist, werde ich hier aber natürlich nicht verraten.
Ich kann allerdings sagen, dass es im Gegensatz zum Original nicht erforderlich ist einen neutralen Run zu beenden bevor man die Pazifisten Route machen kann. Das heißt allerdings auch, dass man das komplette Spiel dreimal beenden muss wenn man alles sehen will was es zu bieten hat (mit Ausnahme diverser Secrets von denen man vermutlich selbst dann nicht alle gesehen hat). Das neutrale Ende fand ich von der Inszenierung her außerdem von allen Routen am besten, weil die Entwickler sich da scheinbar richtig ausgetobt haben. Von daher würde ich fast empfehlen diese als letztes zu spielen, muss im Endeffekt aber trotzdem von abraten da es keinen wirklichen Sinn machen würde.
Wer die Wartezeit auf den nächsten
Deltarune Release überbrücken will (oder auf andere Fangames, wie Deltatraveler, wo kürzlich auch ein neues Kapitel von veröffentlicht wurde), der sollte Undertale Yellow
also zumindest eine Chance geben. Die Entwickler haben sich nämlich
einige Mühe gegeben hier etwas zu erschaffen das sich vor dem
Original nicht verstecken muss. Und die Story kann teilweise sehr emotional sein.
>> Das Spiel kann auf Gamejolt runtergeladen werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von Undertale Yellow
- Es fühlt sich in vielerlei Hinsicht wie ein offizielles Prequel zu Undertale an.
- Es ist in etwa genau so lang wie Undertale und hat ebenfalls mehrere Routen zu bieten.
- Der Soundtrack kommt zwar nicht ganz an das Original heran, hat aber trotzdem einige gute Songs zu bieten.
- Obwohl es das selbe Setting wie in Undertale verwendet, wurden so gut wie keine Maps oder Charaktere recycelt.
Negative Aspekte von Undertale Yellow
- Act Befehle sind in Bosskämpfen häufig nutzlos, wodurch viele von ihnen darauf hinauslaufen, dass man eine bestimmte Menge an Runden überleben muss.
- Selbst die wichtigsten Charaktere kommen leider viel zu selten vor und sind noch seltener mit Clover unterwegs, wodurch man sie nicht so gut kennenlernen kann wie die Charaktere in Undertale.