The Centennial Case: A Shijima Story ist ein FMV Game in dem Haruka Kagami, eine Autorin die sich auf Detektivromane spezialisiert hat, zur Familienkonferenz der Shijima Familie eingeladen wird, auf deren Anwesen vor Kurzem ein vergrabenes Skelett gefunden wurde. Kurz nach Beginn der Familienkonferenz wird Haruka allerdings in eine Reihe von Mordfällen verwickelt die die Shijima Familie bereits seit 100 Jahren plagen und eventuell von einem unsterblichen Mörder begangen werden, der Scarlet Camellia, die bei jedem ihrer Opfer eine rote Kamelie hinterlässt. Unter normalen Umständen natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber Gerüchten zufolge ist die Shijima Familie in Besitz der Tokijiko, einer Frucht die sowohl Unsterblichkeit als auch ewige Jugend verleiht.
Ob das den Tatsachen entsprecht und wer hinter diesen Morden steckt gilt es also im Laufe des Spiels zu ergründen. Da der gegenwärtige Mordfall dafür nicht reichen würde, liest Haruka im Laufe des Spiels mehrere Bücher und Manuskripte in denen die früheren Mordfälle niedergeschrieben wurden, wodurch jedes Kapitel sich auf einen anderen Fall fokussiert. Einige Schauspieler tauchen dabei allerdings in mehreren Zeitepochen auf. Nicht unbedingt weil sie unsterblich sind, sondern weil Haruka sich selbst in diese Epochen hineinversetzt, als Sidekick eines Detektivs namens Josui Sakaki. Und dieser wird wiederum vom selben Schauspieler wie Eiji Shijima gespielt, weil Haruka diesem sehr nahe steht und sich eventuell eine Romanze zwischen diesen Charakteren anbahnen könnte.
Vor der Lösung eines jeden Falls ist das Gameplay hier allerdings sehr minimalistisch. So kann man zwar ab und zu Dialogoptionen wählen, die haben auf den Ablauf der Story aber keinerlei Einfluss. Und obwohl man eine Taste drücken kann wenn bestimmte Hinweise
erwähnt werden, ist das komplett irrelevant, da
am Ende sowieso alle Hinweise zur Verfügung stehen, egal ob man sie "gesammelt"
hat oder nicht. Wer alle Achievements sammeln will, muss allerdings tatsächlich drauf achten.
Sobald es darum
geht den Fall zu lösen, haben Spieler aber etwas mehr zu tun. Um die Wahrheit
ans Licht zu bringen müssen nämlich Hypothesen aufgestellt werden, indem Fragen wie „Wurde der Mord von einer starken Person begangen?“ mit passenden Hinweisen
kombiniert werden. Die Umsetzung dieser Mechanik lässt allerdings zu
wünschen übrig. Unter anderem weil einige Hinweise nicht wirklich die Frage
beantworten und ich dadurch immer wieder Momente erlebt habe bei denen ich die letzten Hinweise per Trial & Error herausfinden musste. Falsche Kombinationen gibt es aber glücklicherweise nicht, von daher kommt man auf diese Art und Weise auf jeden Falls ans Ziel. In den meisten Fällen stehen außerdem mehrere Fragen zur Auswahl, wodurch man einfach zur nächsten Frage springen kann um weitere Hinweise abzuarbeiten.
Die Hypothesen die dabei zum Vorschein kommen wirken allerdings wie die Notizen einer Person die auf lauter absurde Ideen kommt und die trotzdem niederschreibt, egal wie
unwahrscheinlich sie sind. „Vielleicht hatte der Täter Angst vor Tanukis“ ist
jedenfalls keine Hypothese die ich selbst aufgestellt hätte. Und dass ein Mörder sich in Sichtweite einer Leiche unter einem Tisch versteckt hätte erst recht nicht. Wenn ich davon ausgehe, dass das Spiel ordentlich übersetzt wurde, dann passen manche Hypothesen außerdem überhaupt nicht zur gestellten Frage. So wird "Gibt es Hinweise auf ein Ablenkungsmanöver?" mit lauter "Der Mörder wusste nicht, dass ..." beantwortet, was absolut nichts mit einer Ablenkung zu tun hat.
Die Hypothesen können also helfen den Fall zu lösen, aber können einen auch genauso gut in die Irre führen. Danach folgt zwar eine Sequenz in der man die Hypothesen nochmal überdenken und erwähnen kann was der entscheidendste Aspekte zur Lösung des Falls sein könnte, die fand ich aber richtig schlecht umgesetzt. Man kann nämlich jedes Mal nur eine von Dutzenden Antwortmöglichkeiten auswählen und danach muss man entscheiden ob man entweder direkt mit der Story weitermacht, sich nochmal die Hypothesen anschaut, oder einen anderen Aspekt überdenken will. Wäre also wesentlich sinnvoller gewesen, wenn man einfach alle Punkte hätte abhaken können bevor es mit der Story weitergeht. Anders erfüllt das für mich keinerlei Zweck, weswegen ich diese Sequenzen in den nachfolgenden Fällen weitestgehend ignoriert habe.
Danach folgt aber die Schlussfolgerung, in der man diverse Fragen richtig beantworten muss. Liegt man dabei falsch muss man entweder zur vorherigen Sequenz zurückspringen (anstatt einfach eine andere Option wählen zu können), oder man kann sich einen Hinweis geben lassen. Wer Zwecks Achievement oder dem unnötigen Ranking am Ende eines jeden Falls keinen Fehler machen will, sollte vor Beantwortung einer jeden Frage also speichern und direkt neu laden, wenn es so wirkt als ob die Antwort falsch wäre. Was häufig offensichtlich ist, weil Reaktionen wie „Das kann nicht der Wahrheit entsprechen“ folgen.
Darüber hinaus ist das Gameplay eigentlich in Ordnung. Mein Problem ist nur, dass ich manchmal raten musste, weil ich die Hinweise nicht ausreichend fand. Was vor allem daran liegt, dass ich die Untersuchungsphasen in fast allen Fällen viel zu kurz fand, weil die Charaktere vielleicht zwei oder drei Räume untersuchen und es dann direkt zur Auflösung geht. Das Finale ist in dieser Hinsicht am schlimmsten, weil es nur ein kurzes Intro besitzt und man daraufhin das komplette Spiel Revue passieren muss, mit drei Hypothese Sequenzen die direkt aufeinander folgen. Einzig den zweiten Fall fand ich ganz gut gebalanced, weil die Charaktere da tatsächlich einige Orte untersuchen und alle Verdächtigen umfassend verhören.
Die Kürze eines jeden Falls sorgt außerdem dafür, dass man viele Charaktere kaum kennenlernen kann, wodurch die wenigen emotionalen Momente die das Spiel zu bieten hat, mich nicht wirklich berührt haben. Wirklich packend sind die Fälle aber ebenfalls nicht, wodurch ich das Spiel immer mal wieder pausiert habe um was anderes zu machen. Und dadurch habe ich auch keine Ahnung wie lange ich bis zum Ende gebraucht habe. Laut HLTB dauert ein Durchgang aber circa 14 Stunden, verteilt über 6 Fälle, sowie einen überraschend langen Epilog. Da bleibt für jeden Fall also nicht viel übrig. Obwohl ich den Epilog besser und emotionaler fand als das scheinbare Finale, ist dieser aber seltsam implementiert, weil er nur über eine unauffällige Option im Hauptmenü erreicht werden kann. Wer das Spiel während der Credits beendet, kann den also komplett verpassen.
Der Epilog hat außerdem einen seltsamen Twist zu bieten den ich komplett unnötig fand. Er zeigt zwar, dass die Entwickler tatsächlich eine Menge subtiler Hinweise über das komplette Spiel verstreut haben, aber wirklich viel trägt dieser Twist trotzdem nicht zur Story bei. Aufgrund der Art wie die Geschichte erzählt wird, finde ich es außerdem extrem fragwürdig, dass diese Enthüllung so lange hätte geheimgehalten werden können. Das Finale des 6.Kapitels fand ich aufgrund solch subtiler Details aber ebenfalls mangelhaft, weil sie dazu führen, dass Haruka das Geheiminis um die Scarlett Camellia mit ein paar irrelevant wirkenden Details löst anstatt mit einem Berg handfester Beweise.
Die einzelnen Fälle von The Centennial Case sind also durchaus okay, aber wenn ich es mit Spielen wie Ace Attorney vergleiche, dann fehlt hier schlichtweg das gewisse Etwas um es zu einem wirklich herausragenden und packenden Spielerlebnis zu machen. Ich muss außerdem sagen, dass ich die Inszenierung ein bisschen hässlich finde. Vor allem in der Gegenwart, wo es so aussieht als ob das komplette Videomaterial mit einem Grünfilter überlegt wurde, der es so wirken lässt als ob die Story in der Matrix spielt.
Ich weiß außerdem nicht was der richtige Begriff für wäre, aber man sieht immer wieder Lichter oder Reflektionen, teilweise in Regenbogenfarben, die keinen sichtbaren Ursprung besitzen und auch nicht so wirken als ob sie die Atmosphäre der aktuellen Szenen untermalen sollen. Mit richtigen Filmen kann das Spiel in dieser Hinsicht also nicht mithalten und mir fällt auch kein anderes FMV Game ein dessen Präsentation mich so sehr gestört hat. Klar, einige von denen wirken sehr billig, aber selbst da wird das Bild nicht ständig von Phantomlichtern überstrahlt.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von The Centennial Case
- Die Schauspieler liefern eine ordentliche Performance ab, auch wenn das Acting manchmal etwas campy ist.
- Die einzelnen Mordfälle sind ganz nett, auch wenn sie allesamt viel zu kurz sind.
- Die Story ist gut durchdacht und hat einige subtile Hinweise zu bieten die über das komplette Spiel verstreut wurden.
Negative Aspekte von The Centennial Case
- Aufgrund der Kürze des Spiels kann man die Charaktere kaum kennenlernen und einen wirklichen Spannungsbogen gibt es ebenfalls nicht.
- Die Präsentation finde ich aufgrund unnötiger Filter und Reflektionen die keinen Zweck erfüllen ein bisschen hässlich.
- Beim Aufstellen von Hypothesen passen manche Hinweise nicht wirklich zu den Fragen und diverse Hypothesen ebenfalls nicht.