Death Trick:
Double Blind ist eine Mystery Visual Novel die unter anderem von der Ace
Attorney Reihe inspiriert wurde, aber komplett anders strukturiert ist. Anstatt
mehrere Fälle hintereinander lösen zu müssen, fokussiert sich das Spiel nämlich
auf einen einzigen Fall den man abwechselnd mit einem Privatdetektiv und einer
Magierin untersuchen muss. Da es sich hierbei um einen Mordfall in einem Zirkus
handelt, dessen Künstler es sich nicht erlauben können ihre Tour für längere
Zeit zu pausieren, muss der Fall außerdem bis zum Ende des Tages gelöst werden,
da sie anschließend ihre Sachen packen und zur nächsten Stadt weiterreisen müssen. Klingt ein bisschen absurd wenn der Mord noch nicht gelöst wurde, laut Story ist die Polizei hier aber komplett nutzlos und wird dementsprechend kein Problem damit haben den Fall zu den Akten zu legen.
Dieses Zeitlimit ist übrigens nicht nur Teil der Story, sondern auch des Gameplays. Jeder Charakter hat nämlich nur eine begrenzte Zahl an Aktionspunkten zur Verfügung, nach deren Verbrauch man sowohl zum nächsten Charaktere wechselt, als auch nur nächsten Stunde, wenn beide ihre Aktionen verbraucht haben. Und dadurch kann man zu Beginn des Spiels zum Beispiel nur 5 Fragen stellen bevor der nächste Charakter an der Reihe ist. Nicht besonders realistisch, sorgt aber dafür, dass man der Wahrheit nur gemächlich auf die Schliche kommt und gleichzeitig die Charaktere besser kennenlernen kann.
Im Laufe der Handlung sammeln die Protagonisten allerdings Erfahrungspunkte die der Wahrsager Tito nutzen kann um die maximalen Aktionspunkte zu erhöhen. Der zusätzliche Punkt wird einem außerdem direkt gutgeschrieben, wodurch man nicht erst bis zur nächsten Stunde warten muss um von profitieren zu können. Sobald man 100 Exp gesammelt hat, sollte man also augenblicklich zu Tito gehen. In einer bestimmten Stunde ist er allerdings nirgends auffindbar und in der letzten Stunde bietet er seine Dienste nicht mehr an, wodurch meine Magierin bei 7 Punkten stecken blieb obwohl ich genug Exp für 8 Punkte gehabt hätte. Wie man Erfahrungspunkte sammelt ist außerdem sehr inkonsistent, da es einige Enthüllungen gibt die so wirken als ob sie Erfahrungspunkte mit sich bringen sollten, es aber nicht tun.
Das Wechseln von Gebieten verbraucht übrigens keine Aktionspunkte. Von daher kann man sich in jeder Stunde alle Sequenzen der Charaktere anschauen (wie deren Zirkusvorstellungen), was eine Voraussetzung für deren optionale Endings ist. Und wenn man sich auf Maps umschauen will, dann kostet das jeweils nur einen Aktionspunkt. In dieser Hinsicht würde ich Savescumming aber jedem empfehlen, da es nur sehr wenige Hinweise gibt die man auf diese Weise entdecken kann. Sich auf jeder Map umzusehen würde also viel zu viele Aktionspunkte verschwenden.
Das Gameplay hat mich in dieser Hinsicht sogar etwas gestört. Nicht wegen der Aktionspunkte, sondern weil jede Map sich mit dem Mauszeiger mitbewegt. Das soll vermutlich für ein bisschen Immersion sorgen und die Bewegung des Kopfes imitieren, aber ich fand es einfach nur irritierend. Von daher bin ich froh, dass man nur selten von Gebrauch machen musste.
Ansonsten wäre in
Sachen Gameplay nur das Finale erwähnenswert, weil es neben Ace Attorney auch
ein klein wenig an Danganronpa erinnert. Wie genau will ich jetzt nicht
verraten und es ist auch nicht sonderlich spannend, aber die Entwickler haben
zumindest noch ein bisschen was neues probiert. Mein Problem war an der Stelle
nur, dass ich immer noch nicht wusste wer denn jetzt der Mörder ist. Ich hatte bis dahin zwar mehrere Ideen, musste die aber allesamt verwerfen da sie nicht zu den Aussagen der Verdächtigen gepasst haben, insofern sie mich nicht angelogen haben.
Und nachdem ich endlich das Motiv erfahren habe, dachte ich mir nur: „Okay…?“ In gewisser Weise konnte ich es zwar nachvollziehen, aber wirklich zufriedenstellend fand ich es nicht. Und im Gegensatz zu Ace Attorney gibt es auch keine grandiose Sequenz in der man den Täter mit vernichtenden Beweisen in Grund und Boden stampft. Das hätte hier allerdings auch nicht wirklich gepasst da Death Trick zwar ein paar lustige Momente zu bieten hat, aber wesentlich bodenständiger ist als die Ace Attorney Reihe (auch wenn einer der Charaktere ausschließlich durch eine Marionette redet). Das sorgt außerdem dafür dass der Soundtrack zwar stimmig, aber in keinster Weise einprägsam ist.
Neben dem Motiv hat das Spiel außerdem einen Twist zu bieten der mit ein bisschen Suspension of Disbelief zwar funktioniert, aber von der Glaubhaftigkeit eher grenzwertig ist. Mehr kann ich dazu ohne Spoiler aber auch nicht sagen. Es gibt allerdings noch einen anderen fragwürdigen Aspekt der bereits am Anfang ersichtlich wird: die Magierin schlägt vor die Rolle des Mordopfers zu übernehmen um damit den Täter aus der Reserve zu locken. So von wegen „Was, wie kann sie denn hier sein, ich habe sie doch getötet?!"
Von der Theorie her ein ordentlicher Plan … wenn der Leiter des Zirkus nicht alle Verdächtigen darüber informiert würde, dass sie nur ersatzweise einspringt damit sie ihre Show nicht canceln müssen. Obwohl der Mord der Öffentlichkeit über geheim gehalten wurde, wissen außerdem alle Verdächtigen was passiert ist. Von daher erfüllt der Plan zwar den Zweck sich unter die Darsteller zu mischen und somit Orte zu besuchen die der Detektiv nicht besuchen darf, die Logik macht darüber hinaus aber keinen Sinn. Und obwohl es damit gerechtfertigt wird, dass Zirkuskünstler lieber unter sich bleiben und Außenseiter auf Abstand halten, gibt es nur einen Charakter sich dem Detektiv über schlechter verhält als der Magierin gegenüber. Dabei ist Letztere praktisch gesehen ebenfalls eine Außenseiterin, auch wenn sie den selben Beruf wie das Mordopfer ausübt.
Obwohl ich mit der Story Probleme habe, muss ich dafür die Charaktere loben, da sie allesamt sehr gut ausgearbeitet wurden. Ob man deren Stories tatsächlich erfährt hängt allerdings davon ab ob man AP verschwenden will um sie nach ihren Hintergrundstories zu befragen, und ob man bestimmte Widersprüche aufzeigen kann. Und Letzteres kann aufgrund des Gameplays problematisch sein. In den Verhandlungen von Ace Attorney muss man immerhin immer wieder die richtigen Beweise oder Widersprüche aufzeigen um zur nächsten Phase der Verhandlung vorstoßen zu können.
In Death Trick hindert einen dafür nichts daran lauter irrelevante Fragen zu stellen und Stunde für Stunde verstreichen zu lassen ohne dass man irgendwas wichtiges erfährt. Und selbst wenn, kann es später schwer sein herauszufinden welche Aussagen sich widersprechen. Manche von denen werden im Informationsfenster zwar mit zusätzlichen Informationen erweitert wenn man diese finden sollte, aber was genau der jeweilige Charakter dazu gesagt hat kann man nur herausfinden indem man sich alle Gespräche nochmal anschaut, was AP kostet und somit nur mit Savescumming getan werden sollte.
Das Spiel weist einen standardmäßig zwar darauf hin wenn beim aktuellen Gesprächspartner noch Widersprüche vorhanden sind, aber welche das sind muss man immer noch selbst herausfinden. Wer befürchtet den Fall dadurch nicht lösen zu können, den kann ich allerdings beruhigen, da die Entwickler trotz dieser Mechaniken nicht so konsequent waren Spieler scheitern zu lassen. Man kann im Finale zwar Game Over gehen wenn man zu viele Fehler macht, aber wenn man den falschen Charakter beschuldigen sollte, dann wird anschließend erklärt warum dieser Charakter nicht der Täter sein kann, woraufhin man einen anderen Charakter beschuldigen kann.
Und selbst wenn man alle Fragen bezüglich des Mordes falsch beantwortet, dann geht die Story trotzdem genauso weiter als wenn man sie richtig beantwortet hätte. Das Einzige was man dadurch verpasst ist ein Achievement. Eine konsequentere Umsetzung dieses Konzepts, bei dem der Täter tatsächlich davonkommen kann, wäre zwar durchaus interessant gewesen, aber da ich circa 8 Stunden bis zum Ende gebraucht habe, hätte ich das Spiel vermutlich kein zweites Mal spielen wollen um den Täter doch noch dingfest zu machen, auch wenn man wie in vielen Visual Novels durch bereits gelesene Texte durchskippen kann.
Death Trick: Double Blind ist also ein Spiel das alles andere als perfekt ist und qualitativ nicht an sein Vorbild herankommt, aber für einen Durchgang ist es ganz nett. Aufgrund der Länge des Falls lernt man die Charaktere außerdem besser kennen als in vielen Ace Attorney Fällen.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von Death Trick: Double Blind
- Die Charaktere, mit Ausnahme der Protagonisten, haben gut ausgearbeitete Stories zu bieten.
- Gute Präsentation dank vieler hübscher Hintergründe und Sprites und noch besserer CGs die sowohl für die Hauptstory, als auch die Charakterstories zur Anwendung kommen.
- Im Gegensatz zu manch anderen Spielen die von Ace Attorney inspiriert wurden fühlt es sich nicht wie ein billige Kopie an sondern versucht ein bisschen was anders zu machen. Ob das besser oder schlechter ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Negative Aspekte von Death Trick: Double Blind
- Das Motiv des Täters fand ich sehr unbefriedigend.
- Einer der wichtigsten Twists der Story ist von der Glaubhaftigkeit sehr grenzwertig.
- Trotz Zeitlimit und der Möglichkeit wichtige Hinweise zu verpassen ist es nicht möglich zu scheitern, selbst wenn man alle Fragen bezüglich des Täters falsch beantwortet.