Dieser Pakt soll Yuma dabei helfen die Geheimnisse von Kanai Ward zu lüften und damit die Wahrheit über das große Globale Mysterium in Erfahrung zu bringen. Letzteres klingt furchtbar ominös, dient aber offensichtlich nur dazu Spieler im Dunkel zu halten. Ingame gibt es nämlich keinen logischen Grund warum die Detektive nur so einen vagen Begriff als Anhaltspunkt für ihr ultimatives Ziel erhalten. Hätten sie von Anfang an davon gewusst, dann wäre die Story aber wesentlich kürzer gewesen. Sobald enthüllt wird was es mit diesem Mysterium auf sich hat, ist das Spiel nämlich so gut wie vorbei.
Bis es soweit ist muss Yuma allerdings mehrere Mordfälle lösen die nichts mit irgendwelchen weltumfassenden Mysterien zu tun haben, was die Peacekeeper nicht daran hindert den Detektiven ständig in die Quere zu kommen. Nicht weil sie die Fälle selber lösen wollen, sondern weil sie überhaupt kein Interesse an der Wahrheit haben und diese, wenn nötig, sogar verfälschen um die Fälle so schnell wie möglich zu den Akten legen zu können. Yuma und seine Detektiv-Kollegen sind also Kanai Wards einzige Hoffnung um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Die Wahrheit hat hier allerdings einen Preis und der ist leider ein zweischneidiges Schwert. Yumas Pakt mit Shinigami erlaubt es ihm nämlich die Fälle in einer Art Taschendimension zu lösen, einem Mystery Labyrinth in dem sich die Wahrheit eines jeden Falls manifestiert sobald Yuma in der realen Welt genug Hinweise gesammelt hat. Visuell ganz nice weil die Entwickler sich bei der Präsentation der Fälle richtig austoben konnten, vor allem im Finale. Sobald ein Fall gelöst ist packt Shinigami allerdings ihre Sense aus und richtet damit die Seele des Täters hin, wodurch dieser auch in der realen Welt tot umkippt. Dort steht die Zeit allerdings still solange Yuma sich im Mystery Labyrinth befindet, wodurch die Auflösung eines jeden Falls noch seltsamer wirkt als ohnehin schon. Vor Betreten eines jeden Labyrinths wird Yuma nämlich ständig von Peacekeepern konfrontiert, und sobald er wieder rauskommt kollabiert der Täter ohne ersichtlichen Grund. Da die Fälle in der realen Welt aber ebenfalls gelöst werden müssen, schlüpft Shinigami anschließend in den Körper des Täters, gesteht was passiert ist und lässt diesen dann erneut auf unerklärliche Art und Weise sterben. Im Gegensatz zu Danganronpa lässt das Ende der meisten Fälle also zu wünschen übrig.
Um den Vergleich mit Danganronpa kommt RAIN CODE außerdem nicht herum. Es ist von der Prämisse her zwar ein komplett anderes Spiel, Kazutaka Kodaka, der Schöpfer von Danganronpa, war hier aber ebenfalls dran beteiligt. Und das merkt man dem Gameplay auf jeden Fall an, da es sich in vielerlei Hinsicht wie ein Reskin von Danganronpa anfühlt. Während man in Danganronpa Truth Bullets nutzt hat um Aussagen zu zerschmettern und die Wahrheit offenzulegen, nutzt man diesmal eine Solution Blade in die man Solution Keys lädt und sich damit durch die Aussagen seines Gegenüber schnetzelt. Genau wie in Danganronpa gibt es außerdem Noise in Form von kurzen Sätzen die durch die Gegend fliegen und den Einsatz von Solution Keys blockieren. Die muss man also immer wieder zerschneiden um an die Wahrheit zu gelangen.
Der einzig nennenswerte Unterschied besteht darin dass man sich hier aktiv durch die Gegend bewegen muss um Aussagen auszuweichen, entweder von links nach rechts oder indem man sich duckt oder drüber hinwegspringt. Das stellt allerdings nie eine Herausforderung dar, vor allem wenn einem das Rating egal ist. Dann kann man diesen Sätzen nämlich schon lange im Voraus ausweichen, anstatt kurz bevor sie einen treffen. Es gibt außerdem Partnerskills die man nutzen könnte um sich das Gameplay zu erleichtern. Die habe ich im kompletten Spiel aber nur zweimal benutzt (einmal bei der Erklärung und einmal weil ich die falsche Taste gedrückt habe), weil das Spiel schlichtweg viel zu einfach ist als dass man je drauf zurückgreifen müsste.
Darüber hinaus gibt es noch so ein Popup-Pirat Spiel bei dem genau wie mit Hangman's Gambit ein Wort vervollständigen muss. Die sind allerdings so simpel dass man die meisten Wörter innerhalb weniger Sekunden formen könnte, wenn man nicht auf die Rotation des Fasses warten müsste. Ab und zu gibt es außerdem Sequenzen in denen Yuma mit irgendwas durch die Gegend fährt und sich zwischen mehreren Pfaden entscheiden muss indem er eine Frage richtig beantwortet, was es ebenfalls auf unterschiedliche Art und Weise in Danganronpa gab. Ein Rhythmus-Minispiel als Finale gibt es zwar nicht, aber dafür eins bei dem man das feindliche Schloss stürmen muss indem man drei Arten von Fallen ausweicht und zwischendurch Beweise nutzt um die Aussagen des Täters zu zerschmettern. Und zum Abschluss eines jeden Falls muss auch diesmal der Tathergang mithilfe eines Comic rekonstruiert werden. In Sachen Kreativität lässt RAIN CODE also arg zu wünschen übrig. Was nicht heißen soll, dass es ein schlechtes Spiel ist, aber nach mehreren Danganronpa Teilen hätte ich ein frisches Spielerlebnis bevorzugt.
Für ein Spiel voller Murder Myteries muss ich außerdem sagen, dass RAIN CODE viel zu einfach ist. Selbst bei einer Reihe von Locked Room Mysteries ist es ein Kinderspiel den Tathergang zu rekonstruieren bevor Yuma überhaupt das Mystery Labyrinth betreten hat. Es gibt eigentlich nur einen Fall der eine gewisse Komplexität aufweist, da der Mord auf den ersten Blick unmöglich zu sein scheint. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das Finale, wo leider so gut wie alles Wichtige bereits in der Untersuchungsphase enthüllt wird, wodurch das Mystery Labyrinth nur noch wenige Überraschungen parat hält. Spaß kann man an RAIN CODE aber trotzdem haben. Die Stories die hier erzählt werden sind nämlich trotzdem ganz nett und haben sowohl interessante Enthüllungen, als auch ein paar emotionale Momente zu bieten. Ich komme allerdings nicht umhin zu denken dass hier einiges an Potenzial verschenkt wurde. Vor allem nach dem fantastischen (und kontroversen) Finale von Danganronpa V3, an das RAIN CODE nie auch nur ansatzweise herankommt.
Ob man tatsächlich Spaß dran hat hängt allerdings auch davon ab inwieweit man mit den Charakteren klar kommt. Die Detektive die es geschafft haben Kanai Ward zu erreichen sind nämlich alles andere als normal. Einer von denen liest die ganze Zeit Bücher während er es sich in einem Kamin gemütlich macht (ein Kamin der sich übrigens in einem U-Boot befindet!), ein anderer baggert alles an was Brüste hat, die einzig bestätigte Frau kann nicht mal Kaffee und Tee auseinanderhalten (wodurch die Bezeichnung Airhead sehr gnädig gewählt ist), und beim normalsten Charakter von allen stellt Yuma sich ständig die Frage ob das ein Mann oder eine Frau ist obwohl es keine Rolle für irgendwas spielt. Das interessanteste an den Charakteren sind aber ihre Superkräfte, welche jeder Detektiv in dieser Welt benötigt um sich als Meisterdetektiv bezeichnen zu können.
Ich will in dieser Hinsicht nicht zu viel vorwegnehmen (da jedes Kapitel eine neue Fähigkeit enthüllt), muss allerdings sagen dass es eine fragwürdige Entscheidung war dem Frauenheld der Gruppe die Fähigkeit zu geben sich so perfekt zu verkleiden dass er selbst als Frau nicht auffliegt. Dass er Yuma bei einem Mordfall in einer Mädchenschule unterstützen muss, macht das nur noch schlimmer. Selbst für eine Superkraft finde ich die Implementierung außerdem sehr unlogisch, da diese Fähigkeit seinen Körper auf Dauer sehr belastet, er allerdings in der Lage ist andere Menschen ebenfalls perfekt zu verkleiden ohne dass deren Körper drunter leiden.
Yuma wird übrigens in jedem Kapitel von einem anderen Detektiv begleitet, da er auf aufgrund seiner Amnesie keinen Fall alleine lösen konnte. Dank ihrer Fähigkeiten eigentlich ganz nett, sorgt aber mehrmals für Situationen wo die anderen Detektive offensichtlich wissen was passiert ist, aber Yuma die Fälle trotzdem aus eigener Kraft lösen muss. Beim Betreten eines Mystery Labyrinths verlieren sie außerdem rein zufällig alle Erinnerungen die mit dem Mord zu tun haben, wodurch sie Yuma auch in brenzligen Situationen nicht aushelfen können. Und da außer Yuma niemand von Shinigami wissen soll, verlieren sie nach Abschluss eines jeden Falls erneut ihre Erinnerungen.
Apropos Shinigami: sie dürfte vermutlich einer der kontroversesten Charaktere des Spiels sein, was vor allem an ihrer Beziehung zu Yuma liegt. Obwohl sie die meiste Zeit in Form eines Geistes durch die Gegend fliegt, macht sie vorm Betreten eines Mystery Labyrinths nämlich eine Magical Girl Transformation durch und wird dadurch zu einer leicht bekleideten Frau mit üppiger Oberweite. Anschließend führt sie Yumas Hand auf erotische Art und Weise in ihren Mund ein damit er die Solution Blade aus ihrem Körper ziehen kann, was offensichtlich an einen Blowjob erinnert. Nicht nur aufgrund der Geräusche die sie währenddessen von sich gibt, sondern weil es danach so aussieht als ob sie sich die Lippen abwischen würde. Und das erweckt zumindest bei mir den Verdacht dass irgendwer im Entwicklerteam einen Shota Fetish hat, auch wenn Yuma mehr als einmal behauptet kein kleiner Junge zu sein.
Mordfälle törnen Shinigami außerdem so richtig an, sie redet mehr als einmal über ihre Brüste und meckert ständig über ein anderes Mädel dass sich an Yuma ranmacht und bezeichnet deren Brüste immer wieder als flach obwohl sie alles andere als flach sind. Und für die anderen Detektive hat sie ebenfalls nette Beschimpfungen parat, darunter "behütete Schlampe". Das kann auf Dauer also sehr anstrengend sein. Und für alle die Danganropa gespielt haben würde ich sie glatt mit Junko Enoshima vergleichen, auch wenn Shinigami nicht ganz so drastische Stimmungsschwankungen hat.
Wer glaubt damit leben zu können und sich bewusst ist, dass die Story nie die selben Höhen wie Danganronpa erreicht, der kann dem Spiel aber durchaus eine Chance geben. Falls es jemals ein Sequel geben sollte, dann hoffe ich aber dass die Entwickler sich da mehr Mühe und sich komplexere Mysterien ausdenken. Ein bisschen sein Hirn anstrengen zu müssen wäre bei solch einem Spiel jedenfalls nicht verkehrt!
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Abschließende Bewertung
Positive Aspekte von Master Detective Archives: RAIN CODE
- Die englischen Sprecher geben allesamt eine gute Performance ab.
- Die Inszenierung ist ganz nett, vor allem innerhalb der Mystery Labyrinths, wo die Entwickler sich nicht an die Regeln der realen Welt halten mussten.
- Die Mordfälle mögen zwar viel zu einfach sein, ihre Stories sind aber ganz nett und haben auch ein paar emotionale Momente zu bieten.
Negative Aspekte von Master Detective Archives: RAIN CODE
- Die Mordfälle sind leider viel zu einfach.
- Das Gameplay fühlt sich in vielerlei Hinsicht wie ein Reskin von Danganronpa an.
- Shinigamis Verhalten kann auf Dauer sehr anstrengend sein, vor allem für Spieler die mit ihren sexuellen Kommentaren nichts anfangen können.