[Review] Paper Perjury - Jack-Reviews.com

[Review] Paper Perjury

Visual Novel

Paper Perjury ist eine Visual Novel die offensichtlich von Ace Attorney inspiriert wurde, sowohl vom Gameplay als auch von der Präsentation her. Im Gegensatz zu ihrem Vorbild dreht sich die Story allerdings nicht um einen Anwalt, sondern um die Polizeibeamte Justina Smith, deren Job eigentlich nur darin besteht sich um den Papierkram zu kümmern. An ihrem ersten Arbeitstag findet sie allerdings einen offensichtlichen Widerspruch in der Akte eines offenen Falls und wird daraufhin vom leitenden Detektiv inoffiziell zu seiner Assistentin ernannt. Sie soll ihm allerdings nicht nur helfen den Fall zu lösen, sondern darf sogar das Verhör leiten. Der Detektiv betont zwar dass er immer noch das Sagen hat, praktisch gesehen ist das aber komplett irrelevant da Justina so 95% der Detektivarbeit übernimmt, sowohl in diesem Fall, als auch in allen nachfolgenden Fällen.

Sie untersucht die Tatorte, verhört Zeugen, deckt Widersprüche auf und am Ende löst sie jeden einzelnen Fall. Sie wird dabei zwar abwechselnd von zwei Detektiven unterstützt, die wirken aber mehr wie ihre Assistenten als Justina selbst. Wirklich logisch finde ich Justinas Rolle in der Story also nicht. Den Detektiven nur bei der Arbeit zuzusehen wäre in Sachen Gameplay natürlich nicht besonders interessant gewesen, von daher muss man diese absurde Prämisse einfach akzeptieren. Es wäre aber wesentlich logischer gewesen wenn Justina ein angehender Detektiv wäre die von ihren erfahreneren Kollegen unter die Fittiche genommen wird.

Paper Perjury

Apropos Gameplay: trotz all der Gimmicks die im Laufe der Jahre in die Ace Attorney Reihe eingebaut wurden, hat Paper Perjury nichts zu bieten was ich als Gimmick bezeichnen würde. Das Gameplay ist stattdessen so simpel wie es nur sein kann. Man untersucht Tatorte indem man Objekte aus einer Liste wählt, verhört Zeugen indem man diverse Fragen stellt, und bei den Zeugenaussagen muss man ein oder zwei Widersprüche aufzeigen bevor man mit der Story weitermachen kann. Es gibt allerdings auch Stellen wo man sich die Zeugenaussage zwar nochmal anschauen kann, es aber keine Widersprüche gibt die einem weiterhelfen würden.

Bei den Verhören im Revier kann man außerdem bei jeder einzelnen Aussage nachhaken um zusätzliche Informationen zu erhalten. Im Gegensatz zu Ace Attorney werden dabei allerdings nie neue Informationen freigeschaltet die nötig wären um den Fall zu lösen. Rein theoretisch kann man also das komplette Spiel abschließen ohne je von diesem Feature Gebrauch zu machen. Bei vielen Zeugenaussagen ist der Widerspruch außerdem so offensichtlich dass man sich überhaupt nicht die Mühe machen muss den Rest zu lesen. Es gibt allerdings mehrere Stellen an denen ich keinen Schimmer hatte welche Aussage ich widerlegen muss und mit welchen Beweis ich das tun soll.

Detektiv

Das Spiel ist in dieser Hinsicht aber sowohl sehr praktisch, als auch nervig designt. Sobald sich ein Beweisstück als nutzlos herausstellt, wird es in der Liste nämlich durchgestrichen. Nicht nur für die Aussage die man in Frage gestellt hat, sondern auch für alle andern. Und davon habe ich mehr als einmal Gebrauch gemacht indem ich die komplette Liste von oben nach unten abgearbeitet habe, um anschließend nochmal alle Aussagen durchzugehen um zu schauen ob einer der Beweise wieder verfügbar wird. Das nervige an diesem System ist allerdings, dass die Zeugenaussage mit jedem Fehler wieder auf Anfang zurückgesetzt wird. Wenn man nicht wild drauf losraten sondern nur eine bestimmte Aussage durchprobieren will, dann muss man alles jedes Mal zu dieser navigieren bevor man weitermachen kann.

Generell würde ich aber sagen dass Paper Perjury ein sehr simples Spiel ist. Sowohl vom Gameplay, als auch von der Story her. Komplexe Morde die mit irgendwelchen absurden Tricks verschleiert wurden, sucht man hier jedenfalls vergeblich. Für sowas ist auch schlichtweg keine Zeit. Der erste Fall dauert nämlich nur 30 Minuten, der zweite eine Stunde, Fall 3 und 4 jeweils zwei Stunden und der letzte drei Stunden. Die Fälle sind außerdem so eng miteinander verwoben dass ich die fünf Fälle des Spiels eher als zwei oder drei Fälle bezeichnen würde. Im ersten Fall geht es zwar um Diebstahl und im zweiten um einen Mordversuch, wodurch man sie theoretisch als separate Fälle bezeichnen könnte, der Mordversuch hängt aber eng mit dem Diebstahl zusammen und wird bereits im Prolog zum ersten Fall gezeigt. Praktisch gesehen ist Fall 2 also nichts weiter als die zweite Hälfte des ersten Falls.

Das hat zwar den Vorteil dass viele Charaktere in mehreren Fällen eine Rolle spielen, aufgrund der Kürze des Spiels sind sie aber trotzdem nicht so gut entwickelt oder so einprägsam wie viele Charaktere der Ace Attorney Reihe. Die Interaktionen zwischen diesen Charakteren können aber durchaus unterhaltsam sein. Die Frau die hier jedes Mal als Verteidigerin einspringt ist allerdings kein guter Widersacher.

Das soll nicht heißen dass Paper Perjury ein schlechtes Spiel wäre. Es kommt nur nie an sein Vorbild heran. Die Pixelgrafik ist aber ganz hübsch und gut animiert und hat immer wieder nette visuelle Gags zu bieten. Der Soundtrack ist außerdem richtig gut, vor allem wenn die Fälle auf ihren Höhepunkt zusteuern. Mehr Abwechslung hätte allerdings nicht geschadet, da es nur einen einzigen Song für diese Höhepunkte gibt. Mehr Songs hätten sich für die Entwickler aber vermutlich nicht rentiert. Dafür hätten die Fälle viel länger, komplexer und epischer sein müssen um die stetige Eskalation des Soundtracks zu rechtfertigen.

Pixelgrafik

>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<

Abschließende Bewertung


Paper Perjury ist eine nette, aber leider auch sehr kurze Visual Novel, die sich in weniger als 10 Stunden abschließen lässt. Und dadurch kommt sie leider nie an ihr großes Vorbild, die Ace Attorney Reihe, heran. Für einen Durchgang macht das Spiel aber durchaus Spaß.

 

Positive Aspekte von Paper Perjury

  • Sehr guter Soundtrack, vor allem wenn die Fälle ihren Höhepunkt erreichen.
  • Hübsche und gut animierte Pixelgrafik die nette visuelle Gags zu bieten hat.
  • Die Charaktere sind zwar nicht sonderlich komplex, ihre Interaktionen sind aber durchaus unterhaltsam.

 

Negative Aspekte von Paper Perjury

    • Sehr kurze Spielzeit von circa 8 1/2 Stunden, wodurch keiner der Charaktere sich voll entfalten kann und die Fälle sehr simpel gehalten wurden.
    • Das Gameplay ist ebenfalls sehr simpel und in vielen Fällen so einfach dass man die Widersprüche aufzeigen kann ohne sich mit den Rest der Zeugenaussagen befassen zu müssen.